Flieger-Tatort aus Hannover: Romantik? Können wir!

Oberst Friedrichs (Richard van Weyden) ist wenig erfreut, dass Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) im Tatort "Spielverderber" auf seinem Luftwaffen-Stützpunkt ermittelt. © NDR/Frederic Batier
Wäre nicht eigentlich Til Schweiger an diesem Sonntag mit seinem Tatort dran gewesen, man hätte "Spielverderber" am Sonntag Abend für einen XXL-Werbeblock der Bundeswehr halten könnten, passend zum 60. Geburtstag. Luftwaffen-Maschinen brummen über den Fliegerhorst, der Kommodore Friedrichs (Richard van Weyden) schnurrt sonor seine Flieger-Romantik ins Ohr der dahinschmelzenden Kommissarin, und Draufgänger Jan Körner (Gerdy Zint) sitzt mit cooler Pilotenbrille im schnittigen Mustang. Wer will sich da nicht gleich verpflichten?
Dummerweise sieht es hinter der Fassade der Flieger nicht ganz so romantisch aus. Das liegt - in diesem Fall - gar nicht mal an den Problemen und Problemchen, mit der die Armee so zu kämpfen hat. Psychische Belastung, schrottreifes Material und eine "hohe Erwartungshaltung" werden vom Kommodore in einem brummigen Monolog abgehandelt. Vielmehr kämpft die Truppe auf dem besagten Fliegerhorst mit Eifersüchteleien, seitdem die nun ermordete Flieger-Gattin (Nora Huetz) sich munter durch die Bundi-Betten geschlafen hat. Auch Lindholm (Maria Furtwängler) kann sich dem nicht ganz entziehen und landet nach der eloquent vorgetragenen Minne des Kommandanten ("Küssen?") mit selbigem auf der Pritsche.
Ein simpel gestrickter Fall, der dennoch gut konstruiert und erzählt ist. Ausnahmsweise mal nichts mit großer Weltpolitik und schlimmen Missständen, sondern ein einfaches Eifersuchtsdrama. Was den Tatort " Spielverderber" aber langwierig macht und zu einer Platten Werbe-Farce werden lässt, ist die schon erwähnte Werbe-Fläche für die Bundeswehr und vor allem die schlechte schauspielerische Leistung. Von Jasmin Gerat als Ladungs-Meisterin einmal abgesehen, spulten fast alle Darsteller ein Standard-Programm ab und hatte nicht viel mehr als einen Gesichtsausdruck zu bieten. Peinlicher Tiefpunkt war die Szene, in der Lindholm mit Tränen in den Augen und trotzigem Aufstampfen den Staatsanwalt (Rainer Winkelvoss) um einen Haftbefehl anbettelt.
Unterm Strich also ein Tatort zum Vergessen, dessen einziges Highlight ein Kurz-Auftritt von Bild-Chef Kai Diekmann als übel zugerichtete Leiche war. Die Resonanz bei Twitter und Facebook war entsprechend. Dennoch verirrten sich 10,55 Millionen Zuschauer vor den Bildschirm und bescherten "Spielverderber" eine Quote von 28,8% (14-49: 3,51 Mio.; 25,3%).
Die besten Tweets zum Lindholm-Tatort "Spielverderber"
Falls es irgendjemand im Vorfeld nicht mitbekommen hat: Der Schweiger-Tatort wurde verschoben, Lindholm war nur Lückenbüßerin. In der Twitter-Gemeinde ist sie aber offenbar ähnlich beliebt wie Til Schweiger.
Sollte es die Absicht des Tatort gewesen sein, Werbung für die Bundeswehr zu machen - bei Twitter wird es keine neuen Rekruten gegeben haben.
Und wieder einmal zeigt sich: Schlechter Tatort - viel Zeit zum twittern!