"Her mit der Marie!": So wird der Tatort aus Wien

Tatort Wien: "Her mit der Marie!" ist ein grandioses Rotlicht-Märchen mit starken Darstellern. © ARD Degeto/ORF/Hubert Mican
Wer die Kommissare vom Wiener Tatort mag, wird diesen Fall lieben! Die Schmäh, die selbst bei schwerer Kost immer präsent ist, steht bei "Her mit der Marie" weitgehend im Mittelpunkt.Drumherum haben die Autoren Stefan Hafner und Thomas Weingartner ein wunderbares Märchen aus dem Wiener Rotlichtmilieu gestrickt. Da tragen die Zuhälter noch Goldkettchen und Brusthaar-Toupet, da ist der Unterwelt-Boss noch ein Ehrenmann, mit dem der Kriminalrat Deals einfädelt. Stramm an der Realität vorbei, aber höchst unterhaltsam!
"Mei Marie muss wieder her", sagt der Wiener Halbwelt-Boss "Dokta" (Erwin Steinhauer) zu seinen Gangster-Untergebenen. "Marie" ist das Geld, dass ihm gestohlen wurde, als ein Kurier brutal ermordet wurde. Nur wer ist so lebensmüde, ausgerechnet ihn zu berauben? Sein Assistent "Pico Bello" (Christopher Schärf) sinnt auf Rache.
Tatort als Rotlicht-Märchen aus den 70ern
Unterdessen rätseln Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) noch am Tatort: Eine vorerst nicht identifizierbare Leiche wird gefunden und der oder die Täter haben es der Polizei offensichtlich gezielt schwer gemacht, dahinterzukommen, was sich abgespielt hat. Mit allen Mitteln arbeiten sich die Kommissare Schritt für Schritt voran: Was ist passiert? Wer ist der Tote? War es ein gezielter Mord? Und: Lässt sich dieser Fall überhaupt aufklären?
"Her mit der Marie!" spielt nicht nur mit dem Milieu, sondern auch mit passenden Stilen: Atmosphärische Kameraeinstellungen und Split-Screens erinnern an die 1960er und 1970er Jahre, ebenso wie Garderobe und Frisur der Rotlicht-Größen. Auch die Musik von Stefan Bernheimer passt hervorragend.
Tatort mit grandiosen Darstellern - nicht nur Inkasso-Heinzi
Nicht unerwähnt bleiben sollte die fabelhafte Besetzung - neben den gewohnt guten Kommissaren vom Tatort Wien und ihrem trotteligen Assistenten Schimpf (Thomas Stipsits), versteht sich. Zum Einen hat Inkasso-Heinzi, einer der heimlichen Stars des Wien-Tatortes, endlich mal wieder eine größere Rolle. Darsteller Simon Schwarz übertrifft sich selbst und liefert eine wahrhaft preiswürdige Schauspielleistung ab. Oder um es mit seinen Worten zu sagen: "Bürgerlich is er worden, der Heinzi. Vor dir sitzt der Heinzi 3000."
Auffallend ist auch "Pico Bello", der im Film durchaus Ähnlichkeit mit US-Star James Franco hat. Gespielt wird er von dem Wiener Christopher Schärf, der zuletzt im TV-Film "Nichts zu verlieren" (2018) zu sehen war. Pico Bellos großer Gegenspieler innerhalb der Halbwelt-Familie, "Marko Jukic", wird verkörpert von dem 1966 in Wien geborenen Schauspieler Johannes Krisch. Und zu guter Letzt gibt es dann noch einen Cameo-Auftritt: Bei einer Grillparty vom "Dokta" spielt der österreichische Kult-Liedermacher Voodoo Jürgens auf.
Alles in allem ein grandios unterhaltsamer, eher klassischer Tatort mit viel Lokalkolorit, Austro-Flair, einer Prise Wildwest und der Lösung für das große "Leberkäs-Dilemma". Toll auch zu sehen, wie wandelbar die Figuren am Tatort Wien sind: In diese spaßige, aber nie klamaukige Geschichte passen sie ebenso gut wie in Filme mit kritischen und ernsthaften Themen. "Her mit der Marie" hat jedenfalls das Zeug zu einem Kult- Tatort!
(mit Material von Spot On News)