Islam-Tatort aus Kiel: Skandal!

Sarah Brandt (Sibel Kekilli) und Borowski (Axel Milberg) ermitteln in einer Salafisten-Moschee. © NDR/Christine Schroeder
"Borowski und das verlorene Mädchen" hieß der Tatort aus Kiel, und alleine der Titel zeigt schon: Es gibt ein "Wir" und ein "Die". Die Grenzen dazwischen sind für viele immer noch unüberbrückbar. Weil die 17-jährige Julia (toll: Mala Emde) in ihrem Umfeld keinen Halt findet, konvertiert sie zum Islam, den sie über ihre Freundin Amina (Sithembile Menck) kennengelernt hat.Ihr Umfeld reagiert verständnislos, sie will nach Syrien gehen und einen IS-Kämpfer heiraten.
Man kann diesem Tatort zwei Dinge anlasten: Der Großteil der Handlung hat nichts mit dem eigentlichen Mord zu tun, und kaum einer der dargestellten Muslime ist ein "normaler" Gläubiger. Doch ansonsten war "Borowski und das verlorene Mädchen" handwerklich gut gemacht, und die Kommissare Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibel Kekilli) haben die Situation herrlich entspannt und souverän gemeistert. All das spiegelt sich auch in der Quote wider: 8,43 Millionen Zuschauer und ein Marktanteil von 22,6% sind okay, aber nicht überragend (14-49: 2,5 Mio.; 18,2%).
Viel erschreckender jedoch, was rundherum passierte: Sowohl beim Tatort als auch bei der anschließenden Diskussion bei Anne Will tummelten sich bei Twitter und Facebook rechtslastige "besorgte" Bürger, die sich über die Darstellung von Verschleierung und Inhalten des Islam ausgelassen haben. Selten war unter dem Hashtag #Tatort so viel Dreck zu lesen. Die bloße Präsenz einer anderen Religion scheint für viele immer noch nicht ins Weltbild zu passen. Der Satz "Lass sie doch machen, was sie wollen" kam übrigens von einer der muslimischen Figuren im Tatort. Den haben die Hass-Twitterer aber wohl überhört.
Das sagt Twitter zum Tatort " Borowski und das verlorene Mädchen"
Kiels maritime Prägung und ein gewisser Name im Vorspann regen die Fantasie an...
Der bloße Anblick eines Schleiers scheint bei "patriotischen" Zuschauern niedere Reflexe auszulösen. Umso schöner, dass Twitter gut kontern kann.