Letzter Tatort vom Bodensee: Der Bademantel der Langeweile

Das Ende einer Tatort-Ehe: Klara Blum (Eva Mattes) und Perlmann (Sebastian Bezzel) gehen nach dem letzten Fall in Konstanz getrennte Wege. © SWR/Patrick Pfeiffer
Twitter hatte gleich in ersten Minuten das spannendste Detail des letzten Tatorts vom Bodensee identifiziert: Klara Blum trug über weite Teile von "Wofür es sich zu leben lohnt" eine Art Bademantel, der stark an den Dude aus "The Big Lebowski" erinnerte. Statt White Russian genehmigte sich die scheidende Kommissarin aber nur ein paar Selbstgedrehte bei den schrulligen Witwen.
Diese waren prominent besetzt mit den großen Damen des Fassbinder-Clans, Hanna Schygulla, Irm Hermann und Margit Carstensen. Auch Eva Mattes alias Klara Blum durfte einst mit dem großen Regisseur arbeiten. Das Revival war eine Art Abschiedsgeschenk an Mattes und, so wurde in den Vorberichten kolportiert, die Ausgangsidee für diesen Tatort.
Ein bunter Strauß an Themen
Aber: Hätte man nicht lieber erstmal eine Geschichte vorliegen haben sollen, bevor man sich über die Besetzung Gedanken macht? Über große Teile wirkte es so, als sei der letzte Bodensee-Fall eine Collage aus Fragmenten verworfener Ideen: Der tote Rechtspopulist mit Party-Frau und heimlich verliebter Tochter, der skrupellose Fabrikant, der ermordete Investment-Banker mit miesen Geschäften, die verzweifelte Witwe eines Geprellten... Wer da am Ende noch den Überblick hatte, soll sich gerne bei uns melden.
Doch in gewissem Sinne ist es ein Abschied, der dem Bodensee-Tatort würdig ist: Der obligatorische See-Nebel tauchte gleich in den ersten Sequenzen auf, Klara Blum schwebte entrückt und wie mit Tranquilizern vollgepumpt durch die Handlung (woher sollen eigentlich die Herzinfarkte kommen? Stress kann es ja wohl nicht sein...), Perlmann (Sebastian Bezzel) verliebt sich mal wieder unglücklich und die Geschichte strotzt vor verfehlten Ambitionen und hüftsteifen Dialogen.
Die meisten Kommentatoren bei Twitter sind dementsprechend wenig traurig, dass zum letzten Mal am Bodensee ermittelt wurde. Die Quote hingegen war ordentlich, 8,86 Millionen bzw. 24,3 % haben eingeschaltet (14-49: 2,43 Mio.; 18,6%). Für das betagte Tatort-Stammpublikum sind die Fassbinder-Frauen wohl noch ein Qualitäts-Merkmal. Klara Blum hingegen plünderte am Ende noch schnell das Haus der verblichenen Damen und entschwand in den Nebel. Perlmann blieb wie ein angebundener Hund auf einer Autobahnraststätte zur Ferienzeit zurück. Ob sich jemand seiner annimmt?
Twitter-Kommentare zum letzten Tatort aus Konstanz
Die Trauer über den Abschied aus Konstanz ist...nun ja...überschaubar.
Möglicherweise war der komplett absurde Plot auch eine geschickte Strategie: Wir stiften eine dermaßen große Verwirrung, dass alle rätseln worum es geht, statt einzuschlafen. Ein XXL-Best Of der Verwirrungs-Tweets: