"Meta"-Tatort aus Berlin: Mitdenken erwünscht

Tatort Berlin: "Meta" spielt auf der Berlinale und weicht vom üblichen Tatort-Schema ab. © rbb/Reiner Bajo
Sonderlich viel Glück hatten die neuen Ermittler am Tatort Berlin bislang nicht. Ob der neue Fall "Meta" zum Wendepunkt wird? Mit den bisherigen Geschichten hat der neue Tatort jedenfalls wenig zu tun, mit einem "normalen" Tatort auch nicht. Vielmehr wird in jeder Hinsicht an Form und Inhalt experimentiert, Ebenen verschachtelt, Fiktion und Realität gleich mehrfach vermischt. Ein wenig erinnert das an die Tukur-Tatorte. Tatort-Fundamentalisten werden meckern, die strukturellen Schwächen des Berliner Tatortes werden nicht behoben, und doch hat "Meta" seinen ganz eigenen Reiz.
Den Hintergrund bildet - terminlich wunderbar passend - die gerade eröffnete Berlinale. Die Kommissare Robert Karow (Mark Waschke) und Nina Rubin (Meret Becker) stoßen bei ihren Ermittlungen auf den Regisseur Schwarz (Isaak Dentler), der gerade mit seinem ersten Kinofilm "Meta" auf der Berlinale Premiere feiert. Sie ermitteln im Mord an einer jungen Prostituierten, deren abgetrennter Figur Karow per Post zugeschickt wurde.
Film im Film im Film
Bizarrerweise geht es in Schwarz' Kinofilm um eine ganz ähnliche
Geschichte. Der verstörende Thriller zeigt den Mord an der jungen
Prostituierten Svenja Martin. Rubin und Karow sind sprachlos, denn
was die Polizisten Rolf Poller (Ole Puppe) und Felix Blume (Fabian
Busch) im Film ermitteln, passt auffällig zu ihrem aktuellen Fall.
War der Drehbuchautor Peter Koteas (Simon Schwarz) Svenjas Mörder
und ist "Meta" sein Geständnis? Und vor allem: Kopiert der Film das
Leben oder das Leben den Film?
Schon der Vorspann verrät: Dieser "Tatort" wird anders. Denn
die seit mehr als 45 Jahren gewohnten Bilder samt Musik laufen
diesmal auf einer Kinoleinwand ab, vor der Menschen noch ihre
Plätze einnehmen. Es geht um einen Film im Film, die Ebenen sind
wild verschachtelt. Trotzdem kommt man einigermaßen mit - wenn man
es will und sich darauf einlässt: Kommissar Karow sitzt im Kino,
schaut sich den Film an. Im Film sieht er, wie sich ein Kommissar
im Kino einen Film ansieht, in dem sich ein Kommissar einen Film
ansieht...
Mitdenken ist erforderlich
Solche Krimis sind nicht neu - viel diskutiert wurde
beispielsweise über Kommissar Felix Murots (Ulrich Tukur, 60)
Verwirrspiel in "Tatort: Wer bin ich?" (Dezember 2015). Wer einen
stinknormalen Krimi erwartet, wird sicherlich überfordert, wer
allerdings bereit ist, sich Neuem zu öffnen und auch mal um die
Ecke zu denken, wird von "Meta" sehr gut unterhalten. Nebenbei wird
fröhlich aus der engeren und weiteren Film-Geschichte zitiert:
Karow als Berliner Abklatsch von "Taxi Driver" macht gleich am
Anfang deutlich, wo die Reise hingehen soll.
Das Dranbleiben und Mitdenken lohnt sich dieses Mal wirklich,
denn die Idee ist genial, toll umgesetzt und eine Lösung des
Rätsels gibt es erfreulicherweise auch. Gruselig genug wäre "
Meta" allerdings auch
ohne den Zusatz: "Inspiriert von wahren Begebenheiten". Apropos,
eine kleine Vorwarnung an dieser Stelle für die Szene, in der die
Ermittler die große Kiste im Storage öffnen - was Filmmusik leisten
kann, wird hier eindrucksvoll demonstriert. Das ist allerdings eher
ein Verdienst von Drehbuchautor Erol Yesilkaya, Regisseur Sebastian
Marka und dem mutigen Konzept. Nina Rubin und Robert Karow laufen
als Kommissare nach wie vor ein wenig unrund. Und auch die
Besetzung ist nicht ganz glücklich: Wenn tragende Rollen mit
dauerhaften Nebenfiguren aus anderen
Tatorten besetzt werden (Isaak Dentler,
Simon Schwarz), kommen Gelegenheits-Gucker leicht
durcheinander.
(mit Material von Spot On News)