Nachbarschafts-Tatort aus Köln: Es ist kompliziert

Tatort Köln: Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) holen mit einem unspektakulären Fall erneut eine Rekord-Quote. © WDR/Martin Menke
Eigentlich war "Nachbarn" ein sehr praktischer Fall für die Kommissare vom Tatort Köln: Alle Verdächtigen wohnen direkt nebeneinander, man kann das Auto stehen lassen und entspannt von Haustür zu Haustür schlendern. Zwischendurch mal kurz ins Büro, und irgendwie wird sich der Mörder schon finden. Doch die zahllosen Verwickelungen der Nachbarschaft machten die Sache dann etwas komplizierter, zumindest für Max und Freddy. Auf Twitter hingegen posteten nach 30 Minuten die ersten Nutzer den richtigen Mörder.
"Nachbarn" war konstruiert nach dem jahrealten Tatort-Muster, ohne Experimente oder erzählerische Kniffe. Ein paar nette Drohnenaufnahmen von sonnendurchfluteten Gärten, ein Hauch Skurrilität, dazu eine falsche Fährte und eine plötzlich auftauchende Erkenntnis (sogar altmodisch per Telefon und nicht als Handy-Video) - fertig ist der Quoten-Hit! Sage und schreibe 11,19 Millionen Zuschauer holte der dritte Köln-Tatort des Jahres, das waren 30,6% Marktanteil.
Dabei war es nicht immer leicht, der Handlung zu folgen. Wenn aber von einer plötzlich verschwundenen Ehefrau die Rede ist, wird man als Stamm-Zuschauer hellhörig. Weil der vermeintlich verlassene Ehemann Leo Voigt (Werner Wölbern) einen schmalen Streifen Garten vehement verteidigt und im Baumhaus kleine Knochenstücke im Wind klimpern, kann die Frau nicht weit sein. Die genaue Begründung am Ende ist fast nebensächlich, da bis dahin ohnehin die meisten den Überblick verloren haben.
Ein Tatort streng nach Schema
Die Kölner zeigen also, wie eine Rekord-Tatort geht: Man nehme mit Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) zwei hinlänglich bekannte Kommissare, einen Mord aus Eifersucht/Habgier/Rache (auf keinen Fall politisch!), einen kleinen Kreis von Beteiligten, darunter der Hauptverdächtige (der es dann doch nicht ist) und der scheinbar Harmlose (der sich dann als Mörder entpuppt). In " Nachbarn" ist das Ganze noch in nette Bilder verpackt und ein oberflächlich harmloses Ambiente mit umso tieferen Abgründen.
Chapeau, Tatort, alles richtig gemacht! Ein Wermusttropfen ist allerdings, dass solche Schema-F-Fälle die dicken Quoten abräumen, während raffinierte und innovative Tatorte wie Frankfurt, Weimar, Dortmund oder Stuttgart zurückbleiben.
Das sagt Twitter zum Tatort aus Köln
Zum dritten Mal Köln. Nicht jeder freut sich auf Ballauf und Schenk.
Während Pharrell Williams in den ersten Tatort-Minuten ganz "Happy" die Vorstadt-Idylle besingt, weiß man schon: Ganz so happy ist hier nix.
Alsdann entspann sich das Wettrennen darum, den Überblick zu behalten. Nicht ganz einfach.
Die Kollegen von den Tatort-Fans schaffen Abhilfe:
Und dabei war es doch so einfach...