Neuer Murot-Tatort: Wie gut ist "Es lebe der Tod"?

Tatort "Es lebe der Tod": Felix Murot (Ulrich Tukur) im Duell mit einem Serien-Mörder. © HR
Liebhaber extravaganter Tatorte feiern jeden neuen Murot-Fall schon im Vorfeld. Mit "Im Schmerz geboren" und "Wer bin ich?" legte der Hessische Rundfunk zwei der besten Tatort-Fälle der letzten Jahre vor. Jetzt kommt "Es lebe der Tod" – erneut ein Volltreffer?
Der sechste Tatort mit Felix Murot (Ulrich Tukur) kommt auf den ersten Blick recht konventionell daher: Keine Meta-Ebene wie in "Wer bin ich?", kein Zitate-Feuerwerk wie bei "Im Schmerz geboren". Stattdessen eine Leiche, Spurensicherung, langsam beginnende Polizei-Arbeit. Ein ganz normaler Tatort also? Nein, dann wäre es nicht Murot.
Schon kurz nach dem Auftakt steigt die blutverschmierte Leiche quicklebendig aus der Badewanne. Murot und das LKA haben einen Mord inszeniert, um einen raffinierten Serienmörder aus der Reserve zu locken. Seine Opfer wirken allesamt, als hätten sie Selbstmord begangen, alle waren depressiv oder schwer krank, die Polizei fand keine verwertbare Spur. Die Fake-Leiche jedoch provoziert den Mörder: Hier schmückt sich jemand mit seinen Federn!
An seinem Geburtstag bekommt Murot dann den erwarteten Besuch: Artur Steinmetz (Jens Harzer) lockt ihn in eine abgelegene Villa, erst ein SEK-Einsatz rettet den Ermittler. In der Untersuchungshaft entwickelt sich ein packendes Duell: Der brillante Ermittler Murot mit seinem siebten Sinn gegen Apotheker Steinmetz, der über den Dingen zu schweben scheint und seine bizarre Weltsicht langsam offenbart. Dabei wird immer deutlicher, dass Steinmetz und Murot mehr verbindet als die Mordserie: Auch der Kommissar soll dem Killer zum Opfer fallen.
Ein Murot-Tatort ist niemals ein "normaler" Tatort
"Es lebe der Tod" ist mal wieder kein klassischer Whodunnit-Tatort, sondern ein brillant gespieltes Psycho-Duell. Wir erfahren neue Dinge aus dem Leben von Felix Murot, ebenso wie aus dem von Magda Wächter (Barbara Philipp). Ein allzu präsentes Innenleben der Ermittler ist nicht jedermanns Sache, doch Murot war immer schon mehr als nur derjenige, der fragt "Wo waren Sie gestern Abend?".
Doch ganz so gebannt und begeistert wie seine Vorgänger lässt einen dieser Tatort aus Wiesbaden nicht zurück. Klar, es kann nicht jedesmal das große Zitate-Kino sein oder der selbstironische Blick auf das öffentlich-rechtliche Monstrum Tatort. Doch für den Kater nach dem 1000er-Jubiläum und den umstrittenen Fällen davor (Verschleierung, Start-up-Kindergarten, Mord ohne Mörder) ist " Es lebe der Tod" immer noch zu speziell. Die "Ich will endlich wieder einen normalen Mord!"-Kommentare sind quasi vorprogrammiert. Und für die Murot-Verehrer fehlt vielleicht ein bisschen der besondere Kniff an diesem Fall.
Immerhin breitet der Film diverse Ansätze für weitere Geschichten um Felix Murot aus, die so noch nicht absehbar waren. Der unscheinbare Biedermann ist einer der schillernsten aktuellen Tatort-Kommissare und findet hier im von Thalia-Schauspieler Jens Harzer verkörperten Steinmetz einen ebenso leicht übersehbaren, aber fast ebenbürtigen Gegner. Steinmetz‘ tranquilizerartige Coolness könnte einschläfernd wirken, wenn man den Tatort nur mit halbem Auge schaut. Wer jedoch voll dabei ist, wird diesen Mann so schnell nicht vergessen.