Tatort aus Frankfurt: Hoch auf dem braunen Wagen

Die Intellektuelle und das verlorene Mädchen: Juliane (Anna Brüggemann) benutzt im Tatort aus Frankfurt Vera (Jasna Fritzi Bauer) für ihre fremdenfeindlichen Aktionen. © HR/Degeto/Bettina Müller
Wollen wir mal hoffen, dass der erste Tatort des Jahres nicht den Trend für die nächsten zwölf Monate vorgibt. Qualitativ war "Land in dieser Zeit" aus Frankfurt sicherlich streitbar, vor allem die gestelzten Dialoge sind nach wie vor ein Ärgernis in Frankfurt. Doch die Miniatur der Bundesrepublik finden wir nach wie vor durchaus gelungen: Salonfaschisten und dumpfe Hass-Nazis, Flüchtlinge, die mal legal, mal illegal ihren Tag verbringen, sozial engagierte Helfer und das kleine Ärgernis, wenn morgens die Dusche besetzt ist.
Doch vielleicht hat der stets ambitionierte Hessen-Tatort das ein wenig zu sehr verklausuliert. Twitter und Facebook quellen über von erbosten Kommentatoren - die aber zum Großteil beim ersten dunklen Hautton losgetippt haben, ohne der Geschichte weiter zu folgen und zu verstehen, worum es wirklich ging. Die diversen Braun-Schattierungen der Fremdenfeinde, von der lauten Nazi-Disco bis zum Chor mit einem Hang zum deutsch-biederen Liedgut, sind durchaus nicht allzu realitätsfern.
Abseits davon war es vor allem der neue Chef von Brix (Wolfram Koch) und Janneke (Margarita Broich), der die Aufmerksamkeit auf sich zog. Das plötzliche Auftauchen von Fosco Carridi (Bruno Cathomas), die ansatzlosen Rezitationen phonetisch gewöhnungsbedürftiger Lyrik und absurde Dialoge ("Ich bin Paul Brix." - "Sie sind ein Clown.") machten zwar neugierig, wirkten aber auch häufig stark übertrieben.
Mit 8,33 Millionen Zuschauern (21,9% Marktanteil) liegt " Land in dieser Zeit" eher im unteren Mittelfeld. Dass es erst vor wenigen Wochen einen der speziellen Frankfurt-Fälle gegeben hatte, mag dazu beitragen haben. Nächste Woche geht es dann in Köln wieder um Flüchtlinge. An die Kommentare dazu mag man gar nicht denken.
Die besten Tweets zum Tatort "Land in dieser Zeit"
Man ahnt es schon: Das Thema Flüchtlinge lockt leider auch bei Twitter ein paar Holzköpfe aus den braunen Ecken. Zum Glück gibt es genügend andere, die kontern.
Bei aller Dramatik des Falles lässt der neue Chef aber auch die Lyrik nicht zu kurz kommen.
Das schönste Fazit: