Tatort aus Wien: Badesee statt Badewanne

Tatort Wien: Wenn nicht mal mehr der Ernstl seine Beziehungen spielen lassen kann, muss etwas sehr faul sein. © ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro Domenigg
Der neue Fall für Bibi und Moritz ist eigentlich ein alter: Im Wiener Tatort "Wahre Lügen" geht es um einen lange zurückliegenden - und realen - Polit-Skandal. Außerdem wird Jubiläum gefeiert: 20 Jahre Moritz Eisner und 20 Fälle mit Bibi Fellner!
Darum geht's im Wien-Tatort "Wahre Lügen"
Die beiden Wiener Sonderermittler
Moritz Eisner
(Harald Krassnitzer) und
Bibi Fellner (Adele
Neuhauser) werden zu einem rätselhaften Mordfall ins Salzkammergut
gerufen. Im Wolfgangsee wurde eine weibliche Leiche gefunden.
Erschossen und in einem Auto versenkt. Die Tote stellt sich als
vermisst gemeldete, deutsche Journalistin heraus, die zuletzt an
einer Geschichte über illegale Waffengeschäfte gearbeitet hat.
Eisners und Fellners Recherchen führen die beiden unter
anderem zur verzweifelten Lebensgefährtin der Toten, Sybille
Wildering (Emily Cox), zu ihrem Informanten, zu ihrem Chefredakteur
(Alexander Absenger) und zu einem mysteriösen und auch nach
Jahrzehnten noch immer nicht restlos aufgeklärten Todesfall des
ehemaligen österreichischen Ministers Lütgendorf.
Bald mischt sich auch die Generaldirektion für Innere
Sicherheit - Lukas Kragl (Sebastian Wendelin) und Dr. Maria
Digruber (Franziska Hackl) - ein, die offenbar nicht an einer
Aufarbeitung dieses alten, politisch unbequemen Falles interessiert
ist. Wie sich dennoch herausstellt, haben der historische
Kriminalfall und der Mord an der Journalistin tatsächlich etwas
miteinander zu tun.
Lohnt sich das Einschalten beim Tatort aus Wien?
Für alle Fans von klassischen Krimis mit
Innere-Sicherheit-Thematik und konspirativen Treffen auf der
Dachterrasse: Ja, sicher! Wer es gern etwas experimenteller mag,
dürfte dagegen ein bisschen enttäuscht sein. Gleiches gilt für
diejenigen, die bei den Sonntagskrimis aus Österreich vor allem
auch des Wiener Schmähs wegen einschalten. Denn so richtig viel
Lokalkolorit ist diesmal außer Landschaftsaufnahmen vom Wolfgangsee
im Salzkammergut nicht dabei. Sei's drum. Spannend ist der Fall
schon allein deshalb, weil es einen wahren, historischen
Hintergrund gibt.
"Der Fall Lütgendorf zu dem die investigative Journalistin
recherchiert, ist kein fiktiver, sondern ein reales Ereignis der
österreichischen Kriminalgeschichte und Innenpolitik", heißt es vom
Sender. "Karl Lütgendorf war von 1971 bis 1977
Verteidigungsminister, musste zurücktreten und starb am 9. Oktober
1981 durch einen Revolverschuss in den Mund. Offiziell gilt der Tod
Lütgendorfs als Selbstmord, dennoch gibt es hartnäckige Gerüchte,
dass er auf einem Jagdausflug ermordet wurde." Also ungefähr die
österreichische Variante des Falles Barschel.
Der Wien-Tatort dreht ja gerne mal das ganz große Rad, in " Wahre Lügen" passt das aber nach dem knallbunten Luden-Märchen aus dem letzten Fall perfekt. Hübsch auch ein paar wenig verschleierte Seitenhiebe: Der schmierige Karriere-Bubi erinnert nicht wenig an den österreichischen Kanzler Sebastian Kurz, auch die aktuellen politischen Verhältnisse in der Alpen-Republik schimmern durch. Und wenn nicht einmal der Ernstl (Hubert Kramar) seine Beziehungen spielen lassen kann, muss etwas sehr faul sein. Schöne Geschichte, in diesem Tatort unaufgeregt erzählt!
(mit Material von Spot On News)