Tatort Kiel: Liebe für Peggy

Tatort Kiel: Peggy (Katrin Wichmann) brilliert als Trash-Queen aus der Vorstadt. © NDR/Christine Schroeder
Nix da mitraten: Im neuesten Kieler Tatort "Borowski und das Glück der anderen" wussten die Zuschauer weit vor den Kommissaren, dass Peggy Stresemann (Katrin Wichmann) die Mörderin ihres Nachbarn war. Wobei der Mord erst passierte, als schon gut eine halbe Stunde des Tatortes rum war. Statt die Begleitung der Ermittlungen nahm dieser Film die Perspektive der Täterin ein, wenn auch nicht ganz so extrem wie im letzten Fall aus Stuttgart. Ein typischer Borowski-Tatort: Unkonventionell, überraschend und auf seine Art immer gut.
Doch nicht bei allen kam der Film gut an, bei Twitter und Facebook war häufig auch Kritik zu lesen. 7,72 Millionen Zuschauer und eine Quote von 22% sind auch nicht gerade berauschend. Woran lag es? Fast keine der Tatort-typischen Erwartungen wurde erfüllt: Nix da mit Täter-Raten, nix da Charakterstudie, nix da Kommissars-Probleme, nix da Probleme wälzen. " Borowski und das Glück der anderen" war ein Bonbon-buntes Stück rund um seine Hauptfigur Peggy, das auch gar nicht mehr sein möchte. Drehbuchautor Sascha Arango, bekannt für unkonventionelle Stoffe, und Regisseur Andreas Kleinert widerstehen dem Drang, die zentrale Frage dieser Geschichte zu beantworten: Warum tut sie das alles? Warum mäht Peggy den Flokati, warum ist sie so auf die Nachbarn fixiert, warum erschießt sie den gelackten Business-Kasper?
Dass diese Leerstelle einen Teil der Zuschauer nicht zufriedenstellen könnte, wird man bewusst hingenommen haben. Einen völlig massenkompatiblen Tatort zu machen, war noch nie das vorrangige Ziel der Kieler. In diesem Fall überwiegt dann die Lust am Überzeichnen: Nicht nur Peggy war in ihrer aufwändigen Trashigkeit ein Meisterwerk, auch die meisten Nebenschauplätze wie der Makler, die Witwe oder das neue Büro der Kieler Kommissare spiegelten die Lust der hemmungslosen Überzeichnung wider.
Dazu passt, dass Borowski (Axel Milberg) und seine noch recht frische Kollegin Mila Sahin (Almira Bagriacik) bestens gelaunt und nur minimal interessiert durch die Handlung schlendern. Mit banalen Tarnungen beim Observieren passen beide aber bestens zum Rest der Figuren. Selbst da, wo sozialkritische Seitenhiebe möglich wären - Stichwort Immobilien - bleibt es beim launigen Geplänkel.
Ein Tatort aus Kiel, der sicherlich viele Erwartungen enttäuscht und am Ende jede Menge Fragen offen lässt. In der Konsequenz und bei spürbarer Lust am Überzeichnen durchaus gelungen, aber nichts fürs Massen-Publikum.
Das sagt Twitter zum Tatort aus Kiel
DAS Bild dieses Tatortes schlechthin.
Viele wussten nicht so recht, was man von diesem Tatort halten sollte...
Viel Liebe für Peggy.
Das Kleinod zum Schluss: