Anna Schudt: "Es ist auf keinen Fall ein Happy End"

Viel Alkohol, noch mehr Probleme und eine Kindesentführung: In Dortmund war mal wieder einiges los. Ein alter Fall wurde neu aufgerollt, ein vermisster Junge tauchte wieder auf. Im Interview spricht Anna Schudt über den "Tatort" und verrät auch, was wirklich zwischen den Kommissaren läuft.
In "Hundstage" sorgte ein Toter dafür, dass ein ungelöster Fall noch einmal aufgerollt wurde: Vor 14 Jahren war ein Junge verschwunden, der nie gefunden wurde. Das weckte unschöne Erinnerungen bei "Tatort"-Kommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt), denn sie war damals für die Ermittlungen zuständig. Anna Schudt, die seit 2012 im Dortmunder-Team ermittelt, hat im Interview mit spot on news über den für sie ungewöhnlich emotionalen Sonntags-Krimi gesprochen - und dabei auch verraten, was eigentlich zwischen Bönisch und Kollege Faber (Jörg Hartmann) läuft.
In "Hundstage" werden die Ermittlungen in einem alten Vermisstenfall wieder aufgenommen, die Martina Bönisch ziemlich zusetzen. Wieso ist dieser Fall für sie so emotional?
Anna Schudt: Es war damals einer ihrer ersten Fälle und den konnte sie nicht lösen. Dieses Kind war verschwunden und gleichzeitig hatte sie ein familiäres Problem. Deswegen meint sie, den Fall nicht richtig angegangen zu sein oder nicht genug gemacht zu haben. Es ist ein Schuldgefühl, das sie über die Jahre begleitet hat.
Sehen Sie in "Hundstage" ein Happy End?
Schudt: Nein, es gibt kein Happy End. Die 14 Jahre sind vergangen, die kann man nicht zurückholen. Der Mann ist tot, das Kind ist traumatisiert. Eigentlich sind alle nach wie vor traumatisiert. Es hat nichts geheilt und es gibt auch keine neue Hoffnung. Auf gar keinen Fall ist es ein Happy End - das würde auch nicht zum Dortmunder "Tatort" passen.
Wie würden Sie diesen Fall im Gesamten beurteilen?
Schudt: Es ist ein sehr persönlicher Fall. Es geht nicht um ein typisches Dortmunder Thema, sondern um ein menschliches. Das ist anders als bisher. Ich finde toll, dass jede Figur ernstgenommen wird und alle Themen sehr persönlich behandelt werden. Die Figuren in unserem Team kommen sich dabei auf eine Art näher, die Lust macht auf etwas Neues.
Wo wir gerade bei den Ermittlern sind: Die Dortmunder sind ja nicht sonderlich mustergültig. Was zeichnet sie dennoch besonders aus?
Schudt: Das Team ist schon sehr geprägt von Fabers unkonventioneller, anarchischer und auch intuitiver Art zu ermitteln. Sie gehen ungewöhnliche Wege. Das mag man oder mag man nicht. Auch diese ruppige Art miteinander umzugehen. Es gibt eigentlich nie eine Lösung oder einen Punkt von Harmonie und es geht immer ziemlich ans Eingemachte mit diesen Personen und deren Themen. Das finde ich bei uns ziemlich spannend.
Und jetzt mal Hand aufs Herz: Was läuft da zwischen Faber und Bönisch?
Schudt: Naja, es ist eine Liebesgeschichte. Aber es ist keine Liebesgeschichte, die im Bett endet oder irgendwie in ein klassisches Muster passt. Diese beiden Figuren sind sich nicht bewusst, wie nah sie sich sind oder wie nah sie sich kommen könnten. Aber es gibt auf jeden Fall eine ganz große Schnittstelle zwischen ihnen. Das entwickelt sich immer wieder in eine neue Richtung und das finde ich total schön. Auch, weil wir selbst nicht wissen, wohin es genau geht.
Was gefällt Ihnen denn an Ihrer eigenen Rolle am besten?
Schudt: An meiner Figur mag ich am meisten, dass sie nicht sympathisch ist. Ich mag, dass ich sie spielen kann, wie einen bellenden Hund. Bönisch ist weder schön, noch ist sie freundlich. Man weiß nicht, ob man sie mag, oder ob man sie total blöd findet. Kann die nicht auch mal lächeln? Und gerade dieser Punkt, nicht sympathisch sein oder irgendetwas erfüllen zu müssen - das spiele ich sehr gerne.
Im Hinblick auf Til Schweigers "Off Duty", der am 4. Februar anläuft: Gehört ein "Tatort" ins Kino?
Schudt: Am Ende ist der "Tatort" ja immer eine Versuchsanordnung. Wir hatten ja schon alles bei uns, es ist alles möglich und man kann alles ausprobieren. Das finde ich toll. Til Schweiger ist einer unserer Bekanntesten und wenn er findet, sein "Tatort" muss jetzt mal ins Kino, dann schadet das ja nicht. Wenn es funktioniert, ist das doch super. Dann heißt es halt "Tatort", ist aber vielleicht einfach ein toller Krimi.