Heiner Lauterbach: "Ich verlaufe mich sogar in einer Telefonzelle"
Die Fortsetzung des historischen Dreiteilers "Tannbach - Schicksal eines Dorfes" spielt zwischen 1960 und 1968. Welches moderne technische Gerät Heiner Lauterbach damals am meisten vermisst hätte, verrät er im Interview.
Der erfolgreiche Dreiteiler "Tannbach - Schicksal eines Dorfes" (2015), der in der Zeit von 1945 bis 1952 spielte, wird am heutigen Montag mit der zweiten Staffel (8./10./11., 20:15 Uhr, ZDF) fortgesetzt. Dieses Mal geht es in dem geteilten Dorf an der bayerisch-thüringischen Grenze um die Jahre zwischen 1960 und 1968.
Schauspieler Heiner Lauterbach (64, "Willkommen bei den Hartmanns") ist auch in den neuen Folgen der Deutschland-Chronologie wieder als Graf Georg von Striesow zu sehen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt der gebürtige Kölner, wie er diese Phase des geteilten Landes im wahren Leben erlebt hat und welches technische Gerät er aus heutiger Sicht am meisten vermissen würde.
Der neue Dreiteiler spielt zwischen 1960 und 1968. Sie waren damals zwischen 7 und 15 Jahre alt und lebten in Köln, also eher weiter weg von der Grenze. Was haben Sie vom geteilten Deutschland mitbekommen?
Heiner Lauterbach: Ich habe es natürlich mitbekommen und sicher auch durch Gespräche mit meinen Eltern verarbeitet. Ich erinnere mich außerdem daran, dass wir damals einmal in der DDR waren und dort Bekannte besucht haben. Ich war aber noch nicht wirklich politisch interessiert.
Hilft es Ihnen bei den Dreharbeiten, dass Sie die Zeit wenigstens ein bisschen miterlebt haben?
Lauterbach: Ich glaube, dass jedes auch noch so kleine Erlebnis, das wir in unserem Bewusstsein abspeichern, einem Schauspieler hilft. Je mehr man erlebt hat, umso mehr kann man darstellen - sofern man das Talent dazu hat. Ein großer Erfahrungs- und Erlebnisschatz ist etwas Wertvolles. Insofern habe ich sicherlich davon profitiert, dass ich diese Zeit - wenn auch nur als Kind - miterlebt habe.
Im Dreiteiler wirkt die Zeit zwischenmenschlich ziemlich belastend: Es gibt kaum Vertrauen, kaum die Möglichkeit, ehrlich zu sein... Wie überzeichnet ist das?
Lauterbach: Es kam darauf an, wo und unter welchen Umständen man gelebt hat. Die Menschen in "Tannbach" leben in einer sehr exponierten Gegend, denn die Grenze geht mitten durch das kleine Dorf. Es steht symbolisch für die Teilung Deutschlands - im wahren Leben war es dort auch so. Da ist es natürlich etwas anderes, wenn man wie ich in Köln aufwächst und die Mauer weit weg ist und man nicht permanent mit dem Unterschied dieser beiden Systeme konfrontiert wird.
Die aus heutiger Sicht altmodische Ausstattung im Dreiteiler ist auch interessant. Was halten Sie davon?
Lauterbach: Abseits dieser ganzen Technik-Verfluchung gibt es heutzutage schon auch viele schöne Dinge. So ist zum Beispiel der Komfort in den Autos heute ein ganz anderer, als wenn man in diesen alten Schüsseln ohne Servolenkung sitzen muss und es überall nach Diesel stinkt, weil nichts ausreichend abgedichtet ist. Da hatte ich bei den Dreharbeiten schon das ein oder andere Déjà-vu zu früheren Zeiten. Auch weiß ich die große Sicherheit und den Komfort moderner Autos zu schätzen.
Welches moderne Gerät hätten Sie wohl am meisten vermisst?
Lauterbach: Wenn man sich früher uneins darüber war, in welchem Jahr "Vom Winde verweht" erschienen ist, gab es erst eine lange Debatte und dann musste irgendeiner nach Hause laufen und in der Enzyklopädie nachsehen. Heute googeln Sie das in drei Sekunden. Das Gerät, das ich aber wohl am meisten vermissen würde, wäre das Navi. Ich verlaufe mich sogar in einer Telefonzelle, daher ist es für mich wirklich etwas Wunderbares.
Im Dreiteiler sind Sie auf alt zurecht gemacht. Wie haben Sie sich in der Kleidung gefühlt?
Lauterbach: Ich bin immer ergebnisorientiert. Wenn ein Filmprojekt gut wird, fühle ich mich gut. Wenn es schlecht wird, fühle ich mich schlecht. Das hat nichts damit zu tun, ob ich dabei jung und frisch wirke oder alt und zerbrechlich. Es muss der Geschichte dienen. Da ordne ich mich in der Regel völlig der Sache unter. Insofern war das alles gut.