Helene Fischer: Der verschämte Sex des Christkinds
Helene Fischer am Mittwoch, Helene Fischer am Donnerstag und zur Sicherheit Helene Fischer auch nochmal am Freitag. Dank der Öffentlich-Rechtlichen entkommt kaum ein Zuschauer der vollen Helene-Dröhnung.
Helene Fischer (31) ist der Deutschen liebstes Christkind. Keine wie sie, keine so rein. Das Haar glänzt wie Gold, die Augen schimmern blau, sie lächelt selig. Und wenn ihre Stimme ganz zart himmlische Höhen erklimmt, klingt sie "wie ein Engel", so hat es ihr zumindest ein ausgewiesener Fachmann, der Welttenor Placido Domingo (74), versichert.
Mehr über das Phänomen Helene Fischer erfahren Sie in diesem Video
Sie hat ein neues Doppelalbum mit 37 altbekannten Weihnachtsliedern veröffentlicht, und ganz Deutschland und seine TV-Anstalten sind aus dem Häuschen. Das Werbevideo zeigt ein überirdisches Wesen in unschuldigem Weiß mit Helenes edlen Gesichtszügen, das Haar von himmlischen Winden verweht, die Schultern von flauschigen Flügeln überragt. In Carmen Nebels Benefizgala "Die schönsten Weihnachtslieder 2015" am vergangenen Mittwoch im ZDF ist Helene erstmals niedergekommen, das heißt sie hatte festen Bühnenboden in unserem irdischen Jammertal unter den Füßen.
Da sah das Christkind schon ein bisschen anders aus, eine ZDF-Camouflage in Rot. Das Goldhaar war streng mittig gescheitelt, die Lippen im Kontrast dazu knallrot. Das ebenfalls rote Kleid hatte in der Frontansicht einen hochgeschlossenen züchtigen Schnitt, dafür dort, wo bei Engeln die Flügel sitzen, ein überdimensionales Rückendekolleté. Doch wo steht geschrieben, dass ein Christkind keine Bronzehaut zeigen darf?
Bei Twitter haben sich einige Meckerheinis über dieses Styling aufgeregt, doch es weihnachtet sehr, wir haben Helene-Fischer-Hauptsaison, und wer mag da Unfrieden stiften, nur weil die Helene wie ein heiliger Vamp daherkam?
Die ARD legt nach
Die ARD zeigte dann am Donnerstagabend 120 festliche Minuten lang das wahre Christkind Helene. Ein zartes, bodenlanges Kleid aus Klöppelspitzen, durch die der Fischer-Sex nur sehr diskret, fast verschämt schimmerte. Das Goldhaar war verspielt nach hinten gesteckt. Fünf Millionen TV-Schauer sahen einen festlich illuminierten Saal in der Wiener Hofburg, auf der Bühne leuchteten zwei große Christbäume, dazwischen spielte das Londoner Royal Philharmonic Orchestra, die Wiener Sängerknaben sangen, auch die Wiener Singakademie sowie Stella Jones & The American Christmas Gospel und der Gumpoldskirchener Spatzen-Kinderchor. Und die Augen der 400 Festsaalgäste strahlten andächtig wie die Kerzen an den Tannenbäumen - oder so ähnlich. Mehr Weihnachten geht eigentlich nicht.
Es hat sich wieder mal gezeigt, wie viel Schauspieltalent im Wiener Publikum steckt, denn das Live-Konzert in der Hofburg wurde im Oktober aufgezeichnet. An solchen milden Herbsttagen pflegen die Wiener beim Heurigen zu sitzen, und ihre Lieder dazu erinnern an die Liebe, den Wein, das Glück, auch den Tod, aber nicht an Weihnachten.
29 innige Lieder sang Helene, meist mit einem milden Lächeln, oft mit geschlossenen Augen. Von "O Du Fröhliche" und "O Tannenbaum" bis zum feierlichen "Es ist ein Ros entsprungen" und "Stille Nacht". Dazwischen war auch Neckisches zu hören. Etwa "Rudolph, the Red-Nosed Reindeer" oder "Lasst uns froh und munter sein (Lustig, lustig, tralalalala)".
Duett mit Ricky Martin
Es war eine großzügige Promotion des neuen Doppelalbums, das Fischer im Sommer in London mit dem Royal Philharmonic Orchestra und einigen Gaststars in London aufgenommen hatte. Nun wurden einige dieser Videos zugespielt, ein Duett mit Latino-Superstar Ricky Martin ("Last Christmas") und mit der Opernlegende Placido Domingo ("What child is this"). "Mit Xavier Naidoo verphrasiert Fischer in einem Kerzenmeer sitzend 'Vom Himmel hoch, da komm ich her'", ätzte "Spiegel Online".
Zwischendurch tauschte Helene ihr Feiertagsgewand gegen ein sehr enges blaues und sehr kurzes Cocktailkleid mit tiefem V-Ausschnitt. Bestimmt hat sie damit den Herzenswunsch von Millionen männlicher Fischer-Fans erhört, die von so einem Christkind unter dem Weihnachtsbaum träumen. Sie dürfen sich auf die nächsten Termine freuen, denn heute Abend zeigt die ARD um 00:50 Uhr das Hofburg-Konzert noch mal, das auch der NDR am 10. Dezember (22:00 Uhr), der SWR am 12. Dezember (20:15 Uhr), der WDR am 13. Dezember (20:15 Uhr) und der MDR am 18. Dezember (20:15 Uhr) wiederholen. Und am 1. Weihnachtsfeiertag ist wieder das ZDF an der Reihe - mit der großen "Helene Fischer-Show". Lustig, lustig, tralalalala!