Hugo Egon Balder: "Man könnte viel mehr Mut zeigen"

Endlich ist "Genial daneben" zurück im deutschen Fernsehen. Im Interview spricht Moderator Hugo Egon Balder über die Besonderheit der Kultshow und verrät, welche Bedingung er an ein Comeback knüpfte.
Nach 409 Sendungen war im Jahr 2011 Schluss mit "Genial daneben". Jetzt kehrt die Kult-Comedyshow zurück ins deutsche Fernsehen (immer freitags ab 21:15 Uhr in Sat.1). Und mit ihr feiert natürlich auch wieder Hugo Egon Balder (66, "Ich habe mich gewarnt") sein Comeback. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät der Moderator, was das Besondere am Konzept der Show ist und warum er sich dennoch manchmal mehr Mut von den Senderchefs wünschen würde.
Die ersten Folgen von "Genial daneben" sind schon aufgezeichnet. Wie war es für Sie?
Hugo Egon Balder: Als wäre ich nie weg gewesen! Das Studio ist ein bisschen größer geworden, aber ansonsten war es wie immer.
Knapp sechs Jahre war die Show weg vom Fenster. Jetzt gibt es das Comeback. Warum hat man so lange gewartet?
Balder: Das weiß ich auch nicht. Ich habe das auch nicht angeleiert. Die Constantin Entertainment hat sich die Rechte besorgt und dann ging es auch schon los.
Mussten Sie überzeugt werden?
Balder: Nein, gar nicht. Der Produzent Otto Steiner rief mich an und fragte, ob ich mir das vorstellen könnte und ich habe nur gemeint: "Ja, klar. Lass uns das machen." Es gab nur eine Bedingung von mir: Alles musste so gelassen werden, wie es einmal war.
Gibt es keine Änderungen am Konzept? Die letzten Folgen hatten ein paar Neuerungen im Gepäck, die nicht allen Fans gefallen haben...
Balder: Es gibt das klassische, alte "Genial daneben" - ohne Einspieler, nur Fragen und nichts weiter.
Was ist das Besondere an dem Konzept?
Balder: Alles ist spontan. Es ist nichts vorbereitet, es gibt weder Proben noch einen Autor. Die Gäste kommen, wir essen was zusammen, dann geht es in die Maske und dann fangen wir an. Es weiß niemand, was passieren wird.
Hella von Sinnen wird wieder mit von der Partie sein. Ist sie ein Muss für die Show?
Balder: Ja, auf jeden Fall. Hella war von Anfang an dabei. Ohne sie könnte ich mir das nur schwer vorstellen. Bernhard Hoëcker ist derzeit leider verhindert, deswegen wird Wigald Boning als festes Mitglied an ihrer Seite sitzen. Er kennt das ja auch schon, steht Bernhard in nichts nach und ist genauso fabelhaft.
Bislang gab es 409 Episoden. An welchen Ratebegriff erinnern Sie sich heute noch gerne zurück?
Balder: Ich kann mich an zwei Dinge sehr gut erinnern. Zum einen den einzigen Begriff, den Bastian Pastewka jemals erraten hat. Er war sehr oft dabei und wusste nie etwas, dann lag er einmal richtig und hat einen Freudentanz aufgeführt. Auch die Frage weiß ich noch: Warum werden am Kölner Flughafen die Gäste mit den Worten "Willkommen in Bonn, Köln/Bonn" begrüßt? Die Antwort war: Die Stimme ist der Synchronsprecher von James Bond.
Und die zweite Sache?
Balder: Ich selbst wusste auch nur eine einzige Antwort in den ganzen Jahren. Die Frage war, warum bei einem Spiel der DFB-Elf 1987 in Brasilien die Zuschauer bei einer Einwechslung vor Lachen gebrüllt haben. Der Witz war, dass damals unser Franco Foda eingewechselt wurde. Das heißt nur auf Portugiesisch so viel wie "umsonst vögeln".
"Tutti Frutti", "Genial daneben", "Familienduell". Die TV-Macher zaubern derzeit viele alte Formate aus dem Hut. Begrüßen Sie das oder sehen Sie das kritisch?
Balder: Auf der einen Seite ist es irgendwie schade, dass vielen nichts Neues einfällt, auf der anderen Seite finde ich es auch gut, wenn alte Sachen heute immer noch funktionieren. Was mich aber wirklich stört ist, dass es oft nicht mit den alten Moderatoren umgesetzt wird.
Sie fänden also das "Familienduell" mit Werner Schulze-Erdel passender als mit Inka Bause?
Balder: Auf jeden Fall! Das wäre doch viel komischer und reizvoller. Wenn, dann sollte man es auch im Original machen. Aber das ist natürlich immer die Entscheidung des Senders und nicht meine.
Aber es ist schon auffallend: Es gibt eine bemerkenswerte Häufung von eingestellten Formaten, die derzeit wieder aus der Schublade gezogen werden. Wo ist die TV-Innovation der 80er- und 90er-Jahre?
Balder: Viele Sender gehen einfach auf Sicherheit. Die sagen sich oft: "Das was funktioniert, machen wir weiter und bei Neuem sind wir erstmal vorsichtig, weil es könnte ja auch ein Flop werden. Das kostet Geld und Zuschauer."
Ist das nicht schade?
Balder: Na ja, erstmal finde ich das nachvollziehbar. Mir fehlt auch manchmal der Mut. Vielleicht ist es derzeit einfach auch eine Nostalgie-Welle, die in ein paar Jahren wieder verschwindet. Wenn ich die Lösung für die Probleme des Fernsehens kennen würde, dann säße ich jetzt auf einer meiner zahlreichen Inseln und würde fünf Millionen für die Beantwortung dieser Frage einstreichen.
Gab es Ihrer Meinung nach Formate der letzten Jahre, die das Prädikat innovativ verdient hätten?
Balder: Man darf das jetzt auch nicht zu schwarz/weiß sehen. Stefan Raab hat zum Beispiel sehr viel in den letzten Jahren gemacht und bewirkt. Da sind großartige Sachen dabei heraus gekommen. Aber auch die verrückten Joko und Klaas machen tolle Dinge und sind wunderbar frech. Ich persönlich finde auch die WDR-Reihe "Die unwahrscheinlichen Ereignisse im Leben von..." großartig.
Es gibt aber viele Gegenbeispiele...
Balder: Ganz klar, und mir ist das auch ein bisschen zu wenig, was die Sender liefern. Man könnte da viel mehr Mut zeigen.