Jochen Schweizer: "'Die Höhle der Löwen' wird die Gesellschaft verändern"

Schon in 22 Ländern trifft "Die Höhle der Löwen" auf begeisterte Zuschauer. Jetzt kommt das Erfolgsformat endlich auch nach Deutschland. Warum die Gründershow die deutsche Gesellschaft verändern wird, erklärt Jochen Schweizer spot on news. Der Erlebnisunternehmer ist einer der fünf Investoren, die sogenannten Löwen.
In den USA geht "Die Höhle der Löwen" unter dem Titel "Shark Tank" bereits in die fünfte Staffel. In Deutschland bringt VOX erstmals ab dem 19. August (20:15 Uhr) Menschen mit innovativen Erfindungen oder Geschäftsideen mit fünf erfahrenen Investoren zusammen. Im Rahmen eines Business-Pitches haben sie die Möglichkeit, den fünf Löwen, Touristikunternehmer Vural Öger, Teleshopping-Queen Judith Williams, Erlebnisunternehmer Jochen Schweizer, Seriengründer und Investor Frank Thelen und Lencke Wischhusen, Geschäftsführerin eines Verpackungsunternehmens und Vorsitzende des Bundesverbands der Jungunternehmer, ihr Geschäftsmodell vorzustellen. Doch wer kann bei den erfahrenen Investoren punkten? So viel sei verraten, am Ende sind die Löwen bereit, rund zwei Millionen Euro in verschiedene Unternehmen zu investieren. "Dieses Format wird sich gesellschaftsverändernd auswirken", ist sich Jochen Schweizer im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news sicher und erklärt, warum er so viel Potenzial in der Sendung sieht.
Herr Schweizer, was hat Sie dazu bewogen, bei "Die Höhle der Löwen" mitzumachen?
Jochen Schweizer: Ich möchte den Menschen Mut machen, etwas zu wagen. Früher war Deutschland das Land der Erfindungen, heute herrscht eine große Angst vor der Selbstständigkeit. Wenn heute jemand einen Versuch startet und dabei auf die Nase fällt, heißt es gleich: "Siehst du, hättest du es mal nicht gemacht, dann wäre das nicht passiert." Wenn er aber erfolgreich ist und ein erfolgreiches Unternehmen gründet, ist man plötzlich der böse Unternehmer, der die Menschen ausbeutet. Im angelsächsischen Raum will jeder zweite Mensch in die Selbstständigkeit. In Deutschland sind es dagegen gerade mal 15 Prozent. Und jetzt kommt ein Sender und bringt genau dieses Thema in unser Land. Ich denke, dieses Format wird sich gesellschaftsverändernd auswirken. Denn nur wer etwas wagt, der kann gewinnen. Oder anders ausgedrückt: Wer etwas riskiert, der kann verlieren. Aber wer nichts riskiert, der verliert garantiert.
Sind Sie leicht für eine Idee zu begeistern?
Schweizer: Ich würde es anders ausdrücken. Wenn mich eine Idee begeistert, dann bin ich Feuer und Flamme und bewege auch etwas.
Was macht ein gutes Konzept aus?
Schweizer: Wir erleben in dieser Sendung fünf sehr unterschiedliche Investoren, die unterschiedlich an die Themen herangehen. Für mich steht in erster Linie der Mensch im Vordergrund. Was ist das für ein Typ, ist er bereit, 24 Stunden am Tag für diese Idee zu brennen, zu arbeiten? Ist das einer, der so wie ich, morgens um vier Uhr aufsteht und sich überlegt: Was kann ich besser machen? Ich möchte in keinen Menschen investieren, bei dem die Chemie nicht stimmt. Warum sollte ich den in mein Leben lassen? Erst dann kommt der Realismus. Also stimmt der Business-Plan, gibt es einen Markt für dieses Produkt, ist dieses Produkt für diesen Markt geeignet? Hat das Produkt die entsprechende Qualität? Traue ich dem Gründer zu, neben der Tatsache, dass er für die Idee brennt, mit Herz, Maß und mit Verstand sein Thema nach vorne zu bringen. Oder wird einfach nur mein Geld verbrannt? Erst wenn alle Parameter stimmen, investiere ich in das Unternehmen.
Hand aufs Herz - wie oft haben Sie sich in der Sendung gedacht: Der spinnt doch, das hat keine Zukunft?
Schweizer: Es kam vor, dass ich fassungslos war. Es gab Situationen, in denen ich gedacht habe, ich bin im falschen Film. Ein Kandidat etwa hatte noch keinen einzigen Euro Umsatz gemacht und bewertete sein Unternehmen mit einer Million Euro. Für 20 Prozent wollte er 200.000 Euro. Da blieb mir nichts anderes mehr übrig als zu sagen: "Hey Junge, du hast nur einen Business-Plan geschrieben, das ist nur ein Stück Papier. Du hast noch nichts bewiesen und meinst, diese Idee ist eine Million wert und das soll ich dir abkaufen? Von welchem Stern kommst Du?" Andere traten zwar smart auf, später stellte sich dann aber heraus, dass sie ihre Zahlen überhaupt nicht im Griff hatten. Aber natürlich gab es auch Kandidaten, die richtig gut vorbereitet waren. Die mit der nötigen Bescheidenheit aufgetreten sind, die ganz klar gesagt haben: Das ist mein Weg, das ist das, was ich erreichen will. Ich brauche dafür 200.000 Euro und ich biete dafür das und das. Und mit denen kommt man dann ins Geschäft.
Wie geht es dann nach dem Investment mit dem Kandidaten weiter?
Schweizer: Die Investoren unterstützen sie weiter in der Planung. Schon aus Selbstschutz. Sie investieren viel Geld und damit dieses nicht verbrennt, müssen sie darauf achten, dass es sinnvoll eingesetzt wird, dass das Unternehmen klug geführt wird. Sie bringen ihr Netzwerk ein, sie bringen ihre Erfahrung ein, sie stehen mit Rat und Tat zur Seite.
Wie haben Sie denn die anderen Löwen erlebt?
Schweizer: Sie sind alle sehr kluge Menschen, aber auch sehr unterschiedlich, was die Herkunft, Bildung, und den Werdegang betrifft. Jeder hat seinen eigenen Erfolgsweg bestritten. Glücklicherweise, gibt es viele Wege zum Erfolg.
Und wer ist der härteste Brocken?
Schweizer: Das kann ich nicht sagen. Es geht auch nicht um Härte, es geht darum, geradlinig zu sein, nicht um den heißen Brei herumzureden. Ich habe für einen Kandidaten insgesamt eine Stunde Zeit. Wenn dieser allerdings schlecht vorbereitet ist, bin ich nicht bereit, diese Zeit zu investieren. Dann sage ich ihm ganz klar: "Pass mal auf, Du bist schlecht vorbereitet, ich bin raus..."
Was passiert, wenn alle fünf Löwen von dem Konzept begeistert sind?
Schweizer: Es gab eine Situation, in der ich mit zwei weiteren Löwen im Wettstreit stand. Ich würde nicht sagen, dass wir uns in die Haare gekriegt haben, aber man hat schon gemerkt, dass wir eben Löwen sind. Da ging es wirklich hoch her. Wir haben bestimmt zwei Stunden um die Gunst des Gründers gekämpft. Das Kräfteverhältnis hatte sich plötzlich komplett verschoben. Anfangs ist es so, dass der Gründer hofft, irgendjemand investiert in sein Unternehmen. Der Löwe entscheidet. Und dann ändert sich die Machtstruktur plötzlich zu Ungunsten der Löwen.
Der Kandidat hat dann also die freie Wahl?
Schweizer: Ja, er kann sich aussuchen, welchen Löwen er als Partner haben will. Und dann geht es um die Konditionen. Aus dieser Position heraus lässt sich schließlich gut verhandeln.
Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken, würden Sie heute etwas anders machen?
Schweizer: Ich würde den gleichen Weg wieder gehen. Allerdings könnte ich natürlich mit dem Wissen, das ich heute habe, viele Fehler, die ich gemacht habe, vermeiden. Und genau das versuche ich zu erreichen, wenn ich in junge Unternehmen investiere. Ich lasse sie von meiner Erfahrung profitieren.