Misel Maticevic: "Joggen ist für mich eine Art Meditation"
Misel Maticevic spielt im Thriller "Wir waren Könige" einen mutigen, intelligenten und durchtrainierten SEK-Mann. Im Interview erklärt er, was er von echten Polizisten gelernt hat und warum er körperlich nicht immer so fit ist wie in diesem Film.
Misel Maticevic (*1970) ist Freitagnacht in dem spannenden und vielfach ausgezeichneten SEK-Thriller "Wir waren Könige" zu sehen. Der Film lief 2014 im Kino und feiert am 17. Juni um 23.30 Uhr im ZDF seine Free-TV-Premiere. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt der Berliner Schauspieler, wie er sich auf die auch physisch fordernde Rolle vorbereitet hat.
Sie konnten vor dem Dreh mit echten SEK-Polizisten sprechen. Wie war das?
Misel Maticevic: Spannend. Wir haben uns nicht nur unterhalten, sie haben uns auch das eine oder andere Technische gezeigt: Wie man eine Waffe richtig hält zum Beispiel. Ich glaube schon, dass echte Polizisten sich manchmal darüber wundern, wie Schauspieler die Waffen halten. Bei der Polizei lernt man das ja richtig und das haben sie uns auch gezeigt. Das war schon sehr lehrreich.
Was hat Sie bei den echten SEK-Männern überrascht? Ist es ein besonderer Menschenschlag?
Maticevic: Das sind alles sehr mutige, intelligente und in sich ruhende Männer. Keine Rambos. Überraschend fand ich das allerdings nicht, weil ich nicht erwartet hatte, dass da jetzt lauter Großmäuler daherkommen. Bei solchen Spezialeinheiten braucht man einfach Leute, die nicht nur physisch etwas draufhaben.
Was ist wohl besonders schwierig an dem SEK-Job?
Maticevic: Das Schwierige ist, dass man bei solchen Einsätzen unter einem enormen Druck und einer großen Anspannung steht. Die können sich ja über Stunden hinziehen. Danach dann wieder runterzukommen, stelle ich mir nicht einfach vor.
Konnten Sie nach dem Dreh leicht abschalten?
Maticevic: Für mich ist es nie leicht, runterzukommen, weil ich während des gesamten Drehs immer sehr fokussiert bin auf die Rolle und das, was ich da mache. Das löst sich immer erst nach dem letzten Drehtag auf. In dem Fall war das auch nicht anders, und es war ein sehr hoher Grad an Anspannung, weil das Thema, die Rolle und der ganze Film einfach auch von einem großen Druck erzählen. Das überträgt sich dann auch auf mich als Schauspieler.
Wie ist es in dieser SEK-Vollmontur? Kann man sich damit überhaupt bewegen?
Maticevic: Diese Kleidung ist vor allen Dingen sehr schwer. Man kann sich noch bewegen. Aber ich denke schon, dass jahrelanges Training erforderlich ist, um sich damit wirklich geschmeidig und vor allem möglichst lautlos bewegen zu können. Das ist eine ziemliche Kunst. Damit ich das Gefühl dafür nicht verliere, habe ich die Kleidung am Set auch in den Pausen nicht ausgezogen.
In dem Film spielt fast keine Frau mit. Macht sowas einen Unterschied am Set?
Maticevic: Ja, schon. Wenn überwiegend Frauen am Set sind oder überwiegend Männer, ist schon immer eine andere Energie da. Und wenn es gemischt ist auch. Ich glaube, so einen Dreh hatte ich noch nie, bei dem so viel Testosteron auf einmal versammelt war.
Sie machen wieder eine ziemlich gute Figur in dem Film. Wie halten Sie sich fit?
Maticevic: Bei mir ist das rollenabhängig. Mal muss ich zunehmen, dann wieder abnehmen, dann durchtrainiert sein. Ich ordne mich der Rolle unter. Für eine Rolle wie in "Wir waren Könige" ist Sport erforderlich. Wenn ich für eine Rolle zunehmen muss, ist halt nichts mit Sport, stattdessen muss ich dann viel Essen. Das gehört aber einfach zu meinem Beruf dazu.
Und welche Figur ist Ihnen privat lieber?
Maticevic: Ich persönlich und ganz privat finde schlank und durchtrainiert besser, weil ich mich dann einfach besser fühle. Außerdem gehe ich sehr gern joggen, weil es für mich eine Art Meditation ist. Wenn ich für eine Rolle zunehmen muss, findet das aber nicht statt.
Seit 1. März 2014 sind Sie Botschafter der Deutschlandstiftung Integration. Hat das dieser Tage für Sie eine neue Bedeutung?
Maticevic: Nein. Gastarbeiterkinder hat es immer gegeben und wird es immer geben. Ich sage bewusst nicht Migranten, sondern Gastarbeiterkinder, weil ich es so gelernt habe und ich auch ein Gastarbeiterkind bin. Den Terminus Migrant mag ich einfach nicht. Und ich bin froh, etwas von meinem Wissen und meinen Erfahrungen weiter geben zu können.