"Tatort": Rekorde, Aufreger und aufregende Gaststars

Die Krimi-Reihe "Tatort" feiert am Sonntag ihren 45. Geburtstag. Das sind die Rekorde, größten Aufreger und aufregendsten Gaststars.
Der erste "Tatort" wurde am 29. November 1970 ausgestrahlt. 45 Jahre ist das jetzt her. Zeit für eine kleine Bilanz, was sich seit "Taxi nach Leipzig" so getan hat.
Wie alles begann
Strenggenommen war die erste Folge gar kein "Tatort", sondern einfach ein Krimi. Doch weil das ZDF kurz davor war, mit "Der Kommissar" eine Krimireihe zu starten, machte die ARD den vom NDR produzierten Film "Taxi nach Leipzig" mit Kommissar Paul Trimmel (Walter Richter) kurzerhand zum Auftaktfilm der eigenen Reihe.
Während der ersten Jahre folgten andere Sendeanstalten dem Beispiel des NDR und zeigten Filme, die ursprünglich gar nicht als "Tatort" geplant waren unter dem Deckmantel des neuen Formats. Wobei auch sonst von einem einheitlichen Format noch nicht die Rede sein konnte: Manche Krimis dauerten bis zu zwei Stunden. Erst im Laufe der 1980er Jahre etablierte sich eine Laufzeit von etwa 90 Minuten.
Die Quotenkönige
Der erfolgreichste "Tatort" kommt aus Hamburg - Til Schweiger hat allerdings nichts damit zu tun. 15,86 Millionen Zuschauer sahen 1992 "Stoevers Fall" mit Manfred Krug und Charles Brauer als Hauptkommissare Stoever und Brockmöller. Bemerkenswert: Die Quoten-Top-5 stammen alle aus dem Jahr 1992. "Experiment" mit 15,29 Mio. Zuschauern (ebenfalls mit Krug und Brauer), "Tod eines Wachmanns" (14,26 Mio., Lüttge und Behrendt), "Der Mörder und der Prinz" (14,09 Mio., Lüttge und Behrendt) und "Verspekuliert" (13,66 Mio., von Hassel).
Erst an sechster Stelle folgen mit Thiel und Boerne (Jan Josef Liefers, Axel Prahl) die Helden der Neuzeit. Ihre Quote steigt stetig an. "Schwanensee" wollten im November 2015 satte 13,63 Millionen Zuschauer sehen. Die beliebten Münsteraner übertrumpften damit Til Schweigers Debüt-Folge "Willkommen in Hamburg" vom März 2013 mit 12,57 Millionen Zuschauern.
Diese Folgen hatten ein Vor- oder Nachspiel
Im "Tatort: Der tiefe Schlaf" mit den Münchner Kommissaren Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), der am 30. Dezember 2012 erstmals zu sehen war, stirbt am Schluss der eigentlich so nervige Assistent Gisbert Engelhardt. Weil der Protest der Zuschauer so groß war und man ohnehin schon länger einen eigenen Franken-"Tatort" plante, machten die Verantwortlichen Engelhardt-Darsteller Fabian Hinrichs zum neuen Kommissar Felix Voss in Nürnberg. Mit "Der Himmel ist ein Platz auf Erden" und 12,11 Mio. Zuschauern wurde am 12. April 2015 beeindruckend Einstand gefeiert. Der zweite Film ist für Frühjahr 2016 geplant.
Auch der inzwischen vielfach ausgezeichnete "Tatort: Im Schmerz geboren" schlug hohe Wellen mit seinem Leichenrekord und Tarantino-Style. Der Wiesbadener Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) lieferte sich am 12. Oktober 2014 ein wahnwitziges Duell mit seinem Gegenspieler Ulrich Matthes. Der Fall gipfelte in einem Leichen-Rekord mit 51 Toten. Nicht nur das viele Blut, auch die Bildästhetik erinnerte an die Filme von Kult-Regisseur Quentin Tarantino ("Kill Bill").
Das "Tatort"-Jahr 2014 startete schon am 5. Januar emotional mit dem Tod der Assistentin der Kölner Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär). In dem spannenden Drama wird Franziska (Tessa Mittelstaedt) bei einer Geiselnahme im Gefängnis getötet. Wegen der angeblich zu brutalen Bilder wurde der "Tatort: Franziska" zum ersten Mal nicht auf dem angestammten Sendeplatz ausgestrahlt, sondern erst um 22 Uhr.
Prominente Gastauftritte
Superstar Helene Fischer als Schauspielerin. Darauf warten ihre und die "Tatort"-Fans schon lange. Eigentlich wäre es schon soweit gewesen, doch wegen der Anschläge in Paris wurde der dritte von vier Til-Schweiger-Krimis auf Neujahr 2016 verlegt. Darin macht die Blondine mit dunkler Perücke als Leyla dem Hamburger Ermittler das Leben schwer.
Es ist noch gar nicht so lange her, da mischte schon mal eine Schlagergröße beim Sonntagskrimi mit. In "Summ, Summ, Summ" (Münster, 2013) spielte Roland Kaiser den Sänger Roman König, der von einem Fan bedroht wird.
"Gib dem Kaninchen eine Möhre extra! Es hat uns das Leben gerettet... Tschüss!" In der Liste der skurrilsten Promi-Auftritte steht der ehemalige Bundestrainer Berti Vogts mit seinem Gastspiel in "Habgier" 1999 bisher allerdings unangefochten auf Platz eins. War Kaninchenfreund Vogts wenigstens noch unfreiwillig komisch, geriet der 2011er Fall "Im Abseits" zur Fremdschäm-Farce: DFB-Chef Theo Zwanziger, Bundestrainer Jogi Löw und Team-Manager Oliver Bierhoff boten darin ihr gesamtes schauspielerisches Talent auf. Es nutzte allerdings alles nichts: Der Film gehört zu den Tiefpunkten in der Krimi-Historie.
Weitere Stars, die im "Tatort" irgendwie ziemlich fehl am Platz waren, sind der mittlerweile verstorbene Modezar Rudolph Moshammer und seine Hündin Daisy ("Blaues Blut", 2000), Dieter Bohlen ("Moltke", 1988) und Udo Lindenberg ("Kneipenbekanntschaften", 1974). Außerdem gaben sich in den vergangenen Jahren unter anderem Boxer Arthur Abraham, "Tagesthemen"-Moderator Tom Buhrow oder auch Jörg Pilawa die Ehre.
Die Leichen im Keller
Sagenumwoben sind die sogenannten "Giftschrank-Folgen". Dabei handelt es sich um Fälle, die mit einem senderinternen Sperrvermerk versehen sind und aus den unterschiedlichsten Gründen bis auf weiteres nicht mehr wiederholt werden. Derzeit betrifft das sechs Folgen:
"Wem Ehre gebührt" (NDR, 23.12.2007) zog damals den Zorn der alevitischen Gemeinde auf sich, die dem Film vorwarf, alte Vorurteile zu befeuern. "Der gelbe Unterrock" (SWF, 10.02.1980) wurde vom SWF schlicht und ergreifend als zu schlecht eingestuft. Außerdem bis auf weiteres gesperrt sind: "Der Fall Geisterbahn" (HR, 12.2.1972), "Mit nackten Füssen" (HR, 09.03.1980), "Tod im Jaguar" (SFB, 09.06.1996) und "Krokodilwächter" (SFB, 10.11.1996).