"Total Recall": Schwarzenegger-Original vs. Farrell-Remake

Zugegeben: Es ist ein ungleiches Duell. Der Sci-Fi-Kultstreifen aus dem Jahre 1990 mit Arnold Schwarzenegger, gegen das aufgemotzte Remake mit Colin Farrell in der Hauptrolle. Doch beide Filme heißen "Total Recall" und beide erzählen die (fast) identische Geschichte. Welcher der beiden Action-Kracher ist der bessere?
Am 23. August 2012 kam mit "Total Recall" ein Film in die deutschen Kinos, der bereits vorab die Gemüter der Cineasten erregte. Viele hatten Bedenken, dass das Remake mit Colin Farrell (38) als Douglas Quaid nicht an das Original mit Arnold Schwarzenegger (67) in selbiger Rolle herankommt.
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Dabei wagten die Verantwortlichen um Regisseur Len Wiseman (41, "Stirb Langsam 4.0" ) tatsächlich sehr viel, als sie sich 2010 dazu entschieden, das Original aus dem Jahr 1990 noch einmal auf die Kinoleinwände zu bringen. "Total Recall" gilt aus mehreren Gründen als Meilenstein der Action- und Sci-Fi-Historie.
Anfang der 90er-Jahre befand sich Hollywood im Umbruch: Digitale Tricktechnik ersetzte zunehmend die Arbeit von Maskenbildnern und Bühnenbauern. Aufwendige Kulissen, echte Explosionen oder verrückte Umbauten von Fahrzeugen wurden immer mehr durch Computeranimationen und Bluescreen-Techniken ersetzt.
Meisterwerk der alten Schule
"Total Recall" widersetzte sich damals dem Zeitgeist. Der niederländische Kult-Regisseur Paul Verhoeven (76, "Robocop" ) setzte auf ein riesiges Team und althergebrachte Tricktechniken und schuf so ein Meisterwerk alter Schule, das bis heute als Abschluss einer ganzen Ära gilt.
Die entstellten Gesichter und Körper im Mutanten-Distrikt, die aufwendigen Landschaftsbilder (die übrigens allesamt mit Miniatur-Nachbauten geschaffen wurden) und die übertrieben realistische Gewaltdarstellung sind jedem Fan ins Gedächtnis gestanzt. Natürlich wirkt so manche Einstellung aus dem Original bisweilen antiquiert, dennoch spürt man bis heute in jeder Szene die Detailverliebtheit.
Trotz einer offensichtlich verordneten Verjüngungskur kann das Remake in keinster Weise mit dem Original konkurrieren, was sich naturgemäß auch in den teilweise vernichtenden Kritiken niederschlug: Es gebe zwar einige beeindruckende Action-Sequenzen, allerdings fehle eine verzwickte Handlung, ironischer Humor und die ausgearbeiteten Figuren, die das Original zum Klassiker machten. Kurzum: Es wurde ein austauschbarer Action-Film und damit eine völlig überflüssige Neuauflage geschaffen.
Leichte Änderungen an der Handlung
Dabei trauten sich Wiseman und sein Team nicht ganz an den Plot von 1990 heran. Zwar basiert auch die 2012er-Version auf der Kurzgeschichte "Erinnerungen en gros" von Philip K. Dick (1928-1982) aus dem Jahre 1966, doch einige Wendungen wurden überraschend verändert. So bleibt Colin Farrell zum Beispiel auf der Erde und reist nicht wie Arnold Schwarzenegger auf den Mars. Die Grundidee des Agenten, der nichts von seiner eigenen Existenz weiß und in einer Scheinwelt existiert, wurde allerdings nicht berührt.
Auch die eine oder andere Hommage an das Original konnte die Fan-Seele nicht versöhnen. So ist in der Szene, in der Farrell als Quaid nach Britannien einreist (im Original kommt Schwarzenegger auf dem Mars an), in der Warteschlange vor ihm eine Frau zu sehen, die dem Original-Quaid in Frauen-Verkleidung zum Verwechseln ähnlich sieht. Auch beantwortet diese Figur die Frage nach der geplanten Aufenthaltszeit identisch mit "zwei Wochen".
Auch die dreibrüstige Prostituierte, die 1990 noch als Mutantin auf dem Mars beheimatet war, gibt ihr Comeback. Eine weitere Parallele gibt es zu beobachten, als Gegenspieler Cohaagen (1990: Ronny Cox, 2012: Bryan Cranston) Quaid davon zu überzeugen versucht, dass er sich in einer künstlichen Realität befindet. In beiden Versionen ist es ein Tropfen, der ihn die Wahrheit erkennen lässt. In der Originalversion handelt es sich um einen Schweißtropfen, in der Neuverfilmung ist es eine Träne.
Original für zwei Oscars nominiert
Dennoch: Das Remake ist meilenweit entfernt von der Raffinesse und Besonderheit des Originals, was sich auch in den Preisverleihungen niederschlug. Der Original-Film wurde für zwei Oscars nominiert und erhielt bei der Oscar-Verleihung 1991 für die visuellen Effekte den begehrten "Special Achievement Award". Außerdem gewann der Film zwei Saturn Awards und wurde in sieben weiteren Kategorien nominiert. Das Remake fand bei keiner Preisverleihung Erwähnung - bis auf die Goldene Himbeere für Jessica Biel (32, "The Tall Man" ) als schlechteste Nebendarstellerin.
Kult-Filme und lieblose Remakes vertragen sich einfach nicht. Denn eins ist sicher: Von der Schwarzenegger-Version aus dem Jahre 1990 werden Cineasten auch in 50 Jahren noch sprechen, von Colin Farrell als Douglas Quaid heute schon kaum jemand. Wer sich selbst ein Bild machen möchte: ProSieben zeigt "Total Recall" am 14. Dezember um 20:15 Uhr als Free-TV-Premiere.