"Wetten, dass..?": Wie alles begann

Am Samstagabend läuft die letzte Ausgabe von "Wetten, dass..?". Eine Ära großer Fernsehunterhaltung geht damit zu Ende. Als sich Frank Elstner in einer schlaflosen Nacht 1980 das Konzept ausdachte, hätte er wohl nicht geglaubt, dass die Sendung 33 Jahre lang für Schlagzeilen sorgen würde.
In Bayern gibt es einen schönen alten Spruch für den Fall, dass etwas unwiderruflich zu Ende geht, das zwar sehr schön war, sein Ende aber auch redlich verdient hat: "Aus. Äpfel. Amen!" So geht es uns mit "Wetten, dass..?" : 33 Jahre lang war die Sendung die größte Fernsehshow Europas. Ihre schillernden Sternstunden erlebte die Show mit einem gebürtigen Bayern - Thomas Gottschalk. Wer "Wetten, dass..?" sonst noch prägte und welche Wetten und Gäste zum Kultstatus der Show beigetragen haben, lesen Sie hier.
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Der Erfinder
Das epochale Unterhaltungsformat ist dem Geistesblitz eines talentierten Radiomannes von Radio Luxemburg zu verdanken, der zuvor für das ZDF Sendungen wie "Nase vorn" oder "Elstner und die Detektive" entwickelt hatte. In einer schlaflosen Nacht im Jahr 1980 hatte Frank Elstner (72) den Einfall. Innerhalb von zwei Stunden hatte er das Konzept für "Wetten, dass..?" niedergeschrieben:
Aus von "Wetten, dass...?!" ok? - Frühstücksfernsehen - TV Serie - MyVideo
Ein Wettanbieter wettet, dass er etwas Originelles oder Skurriles kann, ein prominenter Gast, der Wettpate, tippt den Wettausgang. Für den Fall, dass er daneben liegt, bietet er einen unterhaltsamen oder karitativen Wetteinsatz an. Das Publikum wird außerdem mit populären Musikeinlagen und lockeren Gesprächsrunden mit den prominenten Gästen unterhalten. So weit, so gut.
Am 14. Februar 1981 lief erstmals "Wetten, dass..?" über den Bildschirm. Der Höhepunkt: Wettkandidat Hans Oßner brachte eine Wärmflasche durch Aufblasen zum Platzen. Deutschland war aus dem Häuschen. Moderator Frank Elstner überzog um 43 Minuten, was zum Markenzeichen der Sendung wurde.
Nach Elstners Konzept kamen Bagger, Busse und ähnlich schweres Gerät auf die Show-Bühne: Einem gewissen Wolf Becker und seinen drei Freunden gelang es, einen VW-Transporter mittels ihrer Backenkraft umzublasen. Franz Bierbaum aus Wien zerriss in zweieinhalb Minuten 50 Telefonbücher, von denen jedes über 1.000 Seiten stark war.
Elstner erreichte damit Rekordquoten, wie es sie nie wieder gab. Zwischen 1985 und 1987 schaffte "Wetten, dass..?" drei mal in Folge ein Jahresmittel von über 20 Millionen Zuschauern. Die Sendung am 9. Februar 1985 erreichte die Quote von 23,48 Millionen. Mehr ging nicht.
Die Moderatoren
Nach sechs Jahren und 39 Sendungen übergab Frank Elstner am 4. April 1987 die Sendung an Thomas Gottschalk (64), der als respektloser Moderator von "Na so was" und vor allem in Bayern als äußerst schlagfertiger Radiomann aufgefallen war. Anfangs mokierten sich einige Kritiker an seinem frechen Moderationsstil, doch schon bald hatte der Sunnyboy alle überzeugt.
Die Boulevardpresse verehrte ihn als "Deutschlands Charmeprinz". Seine Schlagfertigkeit, "eine Art rhetorischer Cunnilingus" ("Der Spiegel"), verzauberte jung und alt, weswegen ihn die "FAZ" zum "Liebling der Großmütter und der Teenager" ernannte. Gottschalk, der Pop-Schalk, war der glücksbringende Hofnarr der Nation. Und auch seine Quoten stimmten: Die Zuschauerzahlen lagen stets zwischen 16 und 18 Millionen. Am 6. Januar 1990 erreichte er sogar eine Quote von 20,95 Millionen Zuschauern.
Dann kam sein Abschied - und für "Wetten, dass...?" der erste Absturz. Für Gottschalk, der zu RTL ging, kam 1992 der ostdeutsche Entertainer und TV-Moderator Wolfgang Lippert (62), der als Nachfolger des Bayern keine echte Chance hatte. Bei seinem zweijährigen Gastspiel (neun Sendungen) blieb er mehr als blass. Die Quote fiel auf zwölf bis 15 Millionen Zuschauer - bis Gottschalk 1994 zurückkehrte. Er blieb 17 weitere Jahre und erreichte im Februar 1999 mit Bundeskanzler Gerhard Schröder als "Wetten, dass..?"-Gast mit 18,06 Millionen Zuschauern ein Zwischenhoch.
Nach Gottschalks Abschied 2012 ging es mit dem glücklosen Moderator Markus Lanz (45) weiter. Gottschalks Abschiedssendung sahen noch 14,73 Millionen (Marktanteil: 46 Prozent), der Einstand von Lanz betrug immerhin noch 13,62 Millionen (43,7 Prozent). Danach ging es steil bergab. Die 213. Ausgabe von "Wetten, dass..?" am 4. Oktober 2014 zählte nur noch 5,48 Millionen Zuschauer - ein Minusrekord. Der Marktanteil lag bei 19,8 Prozent.
Die Höhepunkte
Es waren meist skurrile Wetten, die das Publikum begeisterten, wie die des Landwirts Achim Jehler. Er erkannte 2007 seine Kühe allein an den Schmatzgeräuschen beim Fressen von Äpfeln. Der Komiker Otto Waalkes (66) schrubbte 1982 als Wetteinlösung einen Elefanten, 1998 fuhr Harald Schmidt (57) in einem Eisschnelllauf-Anzug auf Rollschuhen durchs Studio, 2004 arbeitete Bully Herbig (46) auf einem Flug von München nach Berlin als Flugbegleiter.
Die berühmte Hilfsaktion "Menschen für Menschen", die sich in Äthiopien engagiert, ging aus einer Wette hervor. Am 16. Mai 1981 hatte der Schauspieler Karlheinz Böhm (1928-2014) in Wien gewettet, dass nicht einmal jeder dritte Zuschauer eine Mark für notleidende Menschen in der Sahelzone spenden würde. Böhm behielt Recht, es kamen jedoch 1,2 Millionen Mark zusammen - der Auftakt für eine großartige Charity-Organisation.
Auch ein Wetteinsatz des Entertainers Stefan Raab (48) hatte Folgen: 2003 versprach er, im Falle der verlorenen Wette auf einem Wok eine Bobbahn hinunterzufahren. Zwar gewann er seine Wette, löste sein Versprechen aber dennoch ein. So entstand aus dieser Wette die jährlich stattfindende Wok-WM.