Zum zweiten Mal transplantiert Nissan den Antrieb des GT-R in
sein Kompakt-Crossover – und legt dabei noch mal 50 Extra-PS oben
drauf. Wir sind den 600 PS starken Nissan Juke-R 2.0 gefahren.
Drüber die Karosserie des Juke, etwas dramatisiert, etwas
aerodynamisiert, etwas gewichtsoptimiert; drunter die Anatomie
eines GT-R, die man des kompakteren Formats entsprechend
zurechtstutzte.
Das Resultat: keine 4,20 Meter lang, Allradantrieb,
Doppelkupplungsgetriebe und natürlich der V6-Biturbo, der – jetzt
kommt’s –statt wie einst 550 PS nun die vollen 600 der
Nismo-Ausbaustufe bekommt.
Und sobald du das erste Mal losboostest, wird klar, dass neben
Humor und Leidenschaft auch noch eine gehörige Portion Wahnsinn
Teil der Entwicklung gewesen sein muss.
Beine über die Käfigstreben fädeln, reinschlüpfen, sacken lassen
in die Schalensitze, Vierpunktgurte festzurren. Ambiente?
Zweckmäßig, ungeschminkt, und ein bisschen provisorisch.
Der Juke-R ist keiner dieser Perfektionisten, keiner den sie in
endlosen Evaluierungsprozessen rundgelutscht haben, sondern einer,
der noch allein nach dem Wille-Weg-Prinzip entstand.
In einem Dragrace, wie Männer das halt machen, sagen sie: Bis in
den vierten Gang habe der Juke-R die Nase vorn, erst dann spiele
der GT-R Nismo seinen geringeren Luftwiderstand aus und ziehe
vorbei.
Schon ein normaler GT-R ist das ziemlich genaue Synonym für
Maximaldynamik, als Nismo sowieso, aber dieses Ding hier geht noch
mal einen Tick bestialischer – zumindest geradeaus.
Geradeaus wandelt der Allrad das enorme Drehmoment stur in
Vortrieb um, Kurvenausgangs übermannt es ihn ein wenig, bürstet
über alle Viere in herrliche Slides.
Permanent richtet er sich neu auf die Ideallinie ab, misst
Gierraten, Lenkwinkel, G-Kräfte, verschiebt Drehmomente,
phasenweise schon im Vornherein, um das Limit bis in den hintersten
Winkel auszureizen.
Soweit, so GT-R. Doch es gibt zwei Unterschiede, zwei
gravierende: der eine ist die erhabenere wenngleich nicht überhöhte
Sitzposition; der andere entsteht durch den kurzen Radstand.
Der Juke-R muss immer wieder korrigiert, bisweilen eingefangen
werden und büchst auch schon mal mit der Hinterachse aus, wenn man
ihn man ihn zu sehr mit Lastwechseln drangsaliert.