Für diesen Vergleichstest haben Vierzylinder- Coupés von Audi,
BMW, Chevrolet und Ford den Weg zu uns gefunden. Coupés, die vor
zehn Jahren noch Sechs- oder gar Achtzylinder gewesen wären, heute
aber nicht mehr sind.
Dass das nicht zwingend schlecht ist, zeigt der Ford Mustang. In
der Vorgängergeneration pumpte der Uralt-4,6-Liter-V8 sage und
schreibe 300 PS auf die Kurbelwelle. Der neue, in jeder Hinsicht
nur halb so große Motor leistet mithilfe eines Turbolader sogar 17
PS mehr.
Dafür ist der Mustang in Kurven eine Macht, obwohl der erste
Eindruck nicht der beste ist: Lenkbefehle setzt er recht verzögert
um, knickt ein, wankt wie eine Nussschale auf dem Atlantik.
Sobald man sich auf ihn eingeschossen hat und die Reifen auf
Temperatur sind, staunst du aber nicht schlecht über Grip,
Stabilität und Speed in schnellen Passagen.
Die differenzialgesperrte Hinterachse hält das Auto beim
Anbremsen fest, lockert beim Herausbeschleunigen die Zügel und
lässt das Heck ganz leicht aus der Spur scheren. Das fühlt sich gut
an und ist richtig schnell. Nur sieben Zehntel über der Zeit des
421 PS starken V8.
Und wie schlägt sich der Camaro als größter Mustang-Gegner aller
Zeiten? Nun, er leidet zum einen an seinem Motor. Zwar packt er
energisch zu, doch dann ereilt ihn mangelnder Ausdrehwille.
Im Alltag präsentiert sich der Turbo-Camaro durchgehend lieber
straff denn geschmeidig- komfortabel, bietet immer sehr gute
Rückmeldung – sowohl mit seinem Fahrwerk als auch durch die
hervorragende Lenkung.
Born in the OPC: Am Camaro mag viel Amerikanisches sein: sein
Design, der Hüftschwung. Der Motor ist es nicht: Das 275 PS starke
Aggregat stammt aus dem alten Astra OPC.
Trotz der traditionell Feedback-armen Lenkung schlingt sich der
Audi wie ein Lasso in die Kurve, hangelt sich an ihr entlang bleibt
trotz seiner starken Seitenneigung lange neutral und hebelt auch
ohne Sportdifferenzial sein Heck ums Eck.
Selbst ohne S-Kennung macht dir der A5 bei flotter Fahrt mehr
Spaß, als du ihm zutrauen würdest – und cruist so mal eben zur
zweitschnellsten Runde. Schön!
Der BMW möchte den Audi schon allein deshalb schlagen, weil es
ja in München Tradition ist – oder sollten wir sagen "war"? –, ein
bisschen sportlicher unterwegs zu sein als in Ingolstadt.
Der 4er beginnt vielversprechend: Du sitzt im BMW ein Stück
weiter hinten, fühlst dich besser ins Cockpit eingebaut als bei der
Konkurrenz. Mit seiner Achtstufenautomatik gleitet der 430i sanft
durchs Verkehrsgewusel und will wie der Audi als Anti-Stress-Mittel
konsumiert werden.
Eigentlich kann man dem 4er als Nicht- Sportmodell keine
Vorwürfe machen. Nachteile in seiner Comfort-Zone, dem Alltag?
Findet man nicht – er ist schnell und überaus bequem.
Sobald es aber sportlicher wird, fühlt sich der BMW 430i sich
zusehends unwohler. Da hilft auch ein M-Paket nicht weiter.
Zusätzlich zu diesem Dilemma gesellt sich eine Bremse, die das eh
schon recht gegendruckarme Pedal bald zu einer breiigen Masse
verkommen lässt.
Der Ford räuspert sich beim Kaltstart mit einem bauchigen
"Grrrrr" aus seinen zwei Auspuffrohren. Bei Weitem kein Vergleich
mit dem schnaubenden Coyote-V8 und trotzdem das charakterstärkste
Triebwerk in diesem Vergleich.
Was die sich bei GM wohl dabei gedacht haben, den Camaro auf
Goodyear Eagle F1 All Season-Reifen zum sport auto-Test zu
schicken? Darunter leidet auch der Bremsweg. Mit 36,4m (warm) aus
100 km/h braucht der Chevy am längsten bis zum Stillstand.
Obwohl der Audi nicht als Sportmodell positioniert ist,
verzögert er wie es ein RS sollte. In Kombination mit den Hankook
Ventus S1 Evo im Format 245/40 R18 steht der Ingolstädter nach
sensationellen 32,9m aus 100 km/h (warm).
Trotz der kühlen Atmosphäre fühlt man sich wohl, sitzt –
verglichen mit der Konkurrenz – ein paar Millimeter zu hoch und
einen Tick zu weit vorn. Wirklich Grund zur Beschwerde ist das aber
nicht.
Das Doppelkupplungsgetriebe schont im städtischen Trott die
Insassen beim Anfahren und rüttelt sie nicht so stark durch, wie es
sonst schon oft der Fall war. Dieses Gefühl der Souveränität hält
der A5 über den ganzen Testzeitraum aufrecht.
Statt auf großen 19-Zöllern daherzurollen, schickt BMW den 4er
auf fahrdynamisch sinnvolleren 18-Zoll Michelin Pilot Super Sport
im Mischformat in den Test. Die Bremse performt nur
durchschnittlich. Teigiges Gefühl und ein Bremsweg von 35m aus 100
km/h.
Der 430i imitiert mit seinem Sound-Symposer einen
Reihensechszylinder, was kein Grund zur Klage wäre. Doch ob du bei
3.000 Touren hängst oder bei 5.500 – es klingt irgendwie immer a
bisserl seicht.
BMW und Audi sind mittlerweile – leider auch unseretwegen (wir
messen ja) – davon abgekommen, Autos mit Schaltgetriebe in harte,
faktenorientierte Vergleichstests zu schicken. Die Automatik
erledigt ihren Job allerdings sehr gut.
Wie seine Reifen bleibt auch der Vierzylinder-Camaro ein
Kompromiss. Ganz im Gegensatz zum Ford Mustang, der seine
Begehrlichkeit auch mit Vierzylinder bewahrt. Den Testsieg hat er
nur deswegen verpasst, weil der Audi auch keine Kompromisse machen
wollte.
Auf dem kleinen Hockenheimring deklassiert der Mustang seine
Konkurrenz. Enttäuschend: Die Rundenzeit des BMW, der sogar
langsamer ist, als der Camaro auf Allwetter-Reifen.