Boris Becker: Trieb ihn seine Mallorca-Finca in den Ruin?
Er war der größte deutsche Sportheld der 80er- und 90er-Jahre und millionenschwer. Jetzt wurde Boris Becker von einem Londoner Gericht für zahlungsunfähig erklärt. Auch seine ehemalige Luxus-Finca auf Mallorca war Bestandteil der Verhandlung. Hat sie ihm sprichwörtlich das Genick gebrochen?
Es ist eine unendliche Geschichte, die jetzt ihren tragischen Höhepunkt erreicht: Boris Becker (49, "Das Leben ist kein Spiel") und das liebe Geld. Am Mittwoch um 11:23 Uhr fällte Richterin Christine Derret übereinstimmenden Medienberichten zufolge in London ihr Urteil: Die ehemalige Tennis-Ikone ist zahlungsunfähig. Einer der Hauptgründe für ihre Entscheidung: Sie glaubte Becker nicht, in naher Zukunft seine Finca auf Mallorca zu Geld machen zu können. Sechs Millionen Euro Einnahmen aus der Veräußerung hatten seine Anwälte zuvor in Aussicht gestellt.
Becker? Mallorca? Finca? Da war doch was... Richtig: Seit mehr als zehn Jahren überschlagen sich in regelmäßigen Abständen die Negativ-Schlagzeilen über das Beckersche Anwesen auf der beliebten Ferieninsel. Im Jahr 1997 - noch während seiner aktiven Laufbahn - erwarb er das Luxus-Objekt für rund eine Million Euro und steckte anschließend jede Menge Geld hinein.
Es sollte der Familiensitz für Becker und seine Familie werden. Damals schien die Ehe mit seiner ersten Frau Barbara Becker nämlich noch für die Ewigkeit bestimmt. Doch im Jahr 2000 - noch vor der Scheidung 2001 und seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung im Jahr 2002 - fing die Fassade vor Ort zu bröckeln an.
Ein Millionen-Grab entsteht
Die spanischen Baubehörden machten nämlich Ärger, da einige der insgesamt acht Einzelgebäude auf dem 2,6 Hektar großen Anwesen illegal errichtet worden seien. 2003 sollten einige Gebäude sogar wieder abgerissen werden - doch man einigte sich noch einmal außergerichtlich. Dennoch war die Liebe zur Villa wenige Jahre später vorüber und Becker hatte die Lust an seinem Luxus-Domizil plötzlich verloren. Immer seltener wurde der Tennis-Star danach auf den Balearen gesichtet.
Bereits vor zehn Jahren schon wollte Becker seine Villa verkaufen - kurz nach einer pompösen Einweihungsparty im Jahr 2006. Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung verlangte Becker anfangs stolze 15 Millionen Euro - doch niemand wollte diese Summe bezahlen. Das Einzige was die Finca für Becker in den Folgejahren noch in petto hatte, waren immense Folgekosten, ein stinkender Pool und verwesende Schafe auf dem Grundstück. Käufer? Fehlanzeige!
Dreimal konnte er laut der deutschsprachigen "Mallorca Zeitung" gerade noch eine Zwangsversteigerung des Anwesens abwenden. Haushohe Schulden aus Gerichtskosten, Gehälter eines Haushälter-Ehepaares und unbezahlte Rechnungen von Gartenbau- und Baufirmen beglich Becker immer erst wenige Minuten vor den geplanten Versteigerungen - und ließ die Finca anschließend weiter verrotten.
Immer noch viel Geld wert
Auch wenn das Anwesen seit vielen Jahren verfällt und das Luxus-Feeling schon lange der Vergangenheit angehört, schätzte ein Gericht noch Ende 2015 den Wert der Finca auf stolze 7,2 Millionen Euro. Die angegebenen sechs Millionen Euro im jetzigen Prozess in London sind also keineswegs unrealistisch. Dennoch ist der Richterspruch zumindest nachvollziehbar: Seit zehn Jahren findet sich kein Käufer. Da scheint es wenig glaubhaft, dass ein solventer Interessent in den nächsten Tagen oder Wochen um die Ecke kommen wird.
Seine Finca hat Becker offenbar sprichwörtlich das Genick gebrochen: Seit 2015 war Becker nämlich bei der Privatbank Arbuthnot Latham & Co. im Zahlungsrückstand, die in dem jetzigen Prozess die Rückzahlung von langjährigen Schulden einforderte - einzig und allein der Verkauf der Mallorca-Immobile hätte ihn offenbar vor dem niederschmetternden Urteilsspruch bewahren können.
"Boris Becker ist nicht 'pleite'"
Boris Becker meldete sich rund zehn Stunden nach dem Urteilsspruch über Twitter zu Wort und erklärte unter anderem, dass er "überrascht und enttäuscht" sei. Nun ist er offenbar um Schadensbegrenzung bemüht.
Die Kanzlei Irle Moser stellt einmal mehr klar: "Boris Becker ist nicht 'pleite'." Der ehemalige Tennisspieler sei in der Lage, "seinen regelmäßigen finanziellen Verpflichtungen vollumfänglich nachzukommen". "Zutreffend ist lediglich, dass eine einzelne Gläubigerin (eine englische Privatbank) gegen unseren Mandanten einen Insolvenzantrag nach englischem Recht gestellt hat, dem die Registrierungsstelle [...] im Wege einer sogenannten 'bankruptcy order' stattgegeben hat", erklärt Rechtsanwalt Christian-Oliver Moser in einer Stellungnahme.
"Dieser Beschluss hat jedoch nicht zur Folge, dass gerichtlich festgestellt worden ist, dass unser Mandat vermögenslos sei", heißt es weiter. Zudem sei dies nicht "mit der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens nach deutschem Recht vergleichbar". Becker werde "eine kurzfristige Refinanzierung durch seine neue Bank sicherstellen", so dass "das entsprechende Verfahren sofort beendet ist".
Bereits am Vortag hatte Becker über seinen deutschen Anwalt Prof. Dr. Christian Schertz mitteilen lassen, dass er "überrascht und enttäuscht" über das "konkrete Zivilverfahren in Großbritannien" sei. "Der Wert der in Rede stehenden Wertanlage übersteigt bei weitem das Darlehen bei der Bank, die Herrn Becker verklagt hat", so Schertz. Ob diese detaillierten Reaktionen einen Image-Verlust eindämmen sollen? Dafür könnte es schon zu spät sein.