1.225 Elektro-PS aus China
Der GAC Aion HypTec SSR ist ein elektrischer Supersportwagen mit 1.225 PS aus China. Wir haben die Produktion besucht und konnten mitfahren!
Chinas Autoindustrie entwickelt sich in rasendem Tempo. Inzwischen planen die dortigen Hersteller sogar die ersten waschechten Sportwagen. GAC Aion, die Elektrosparte des Konzerns Guangzhou Automobile Group Co., Ltd. (GAC), hat ihr erstes Elektro-Hypercar im Programm: Das Coupé heißt HypTec SSR.
Wie so oft bei Ankündigungen chinesischer Hersteller gibt es nur wenige technische Details, dafür extreme Daten. Der HypTec SSR verfügt über selbst drei entwickelte Hochleistungs-E-Motoren, die in Kombination 913 kW (1.225 PS) liefern. Das maximale Drehmoment soll 12.000 Newtonmeter betragen (gemessen an den Rädern).
Ultimate-Variante mit irrer Beschleunigung
GAC Aion plant zwei Versionen des Hyper SSR: Eine etwas zahmere soll in 2,3 Sekunden von Null auf Hundert beschleunigen, während die Ultimate-Variante diese Übung in 1,9 Sekunden absolvieren soll. Beide nutzen eine 900-Volt-Architektur, was sowohl den Energieverbrauch maximieren als auch die Ladezeiten minimieren soll. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 300 km/h angegeben.
Die Kohlefaser-Karosserie des GAC Aion HypTec SSR ist vergleichsweise brav gestaltet und weist optische Parallelen zu bekannten Sportwagen auf. Vorne gibt es eine mittig unterbrochene Schürze, über der sich die beiden Scheinwerfer fast über die gesamte Fahrzeugbreite ziehen. Der Vorderwagen ist eher kurz gehalten. Die im oberen Bereich farblich abgesetzte A-Säule setzt weit vorne an und wird in einer geschwungenen Dachlinie fortgeführt. Apropos Dach: Hier erkennen wir eine Interpretation des Zagato-Double-Bubble-Designs.
Scherentüren wie bei Lamborghini oder McLaren
Seitlich fallen das Dreiecksfenster an der A-Säule, eine kleine Seitenscheibe hinter der B-Säule und, wenn sie geöffnet sind, die Scherentüren auf. Letztere öffnen und schließen automatisch. Filigran sind die Felgen gestaltet, die Niederquerschnittsreifen tragen. Hinten gibt es einen ausfahrbaren Spoiler, ebenso in die Breite gezogene Leuchten wie vorne und einen Diffusor, dessen Design an diverse Aston-Martin-Modelle erinnert. In diesem Bereich präsentiert der GAC Aion HypTec SSR ein Paar Zusatzleuchten.
Über das Interieur des chinesischen Elektro-Hypercars ist bisher noch weniger bekannt als über die Technik. Auf Fotos erkennen wir ein sehr kompaktes Lenkrad, hinter dem ein vertikal ausgerichtetes Instrumenten-Display angeordnet ist. Chinesischen Medien zufolge misst es 8,8 Zoll, während der zentrale Bildschirm 14,6 Zoll groß ist. Die Sitze scheinen stark ausgeformt zu sein. Besonders leistungsfähige Chips sollen ein modernes Infotainment-System und hochautomatisierte Fahrfunktionen ermöglichen.
Preise um 200.000 Euro
In China ist der HypTec SSR bereit auf dem Markt. In welchen Stückzahlen der Sportler produziert und an Kunden geliefert wurde, ist nicht bekannt. Ein günstiges Vergnügen ist er nicht, die Preise liegen bei rund 200.000 Euro.
Mitfahrt im HypTec SSR
Bei einem Werksbesuch in Guangzhou, Hauptsitz des Herstellers GAC, nutzen wir die Gelegenheit für ein erstes kurzes Kennenlernen des Hyptec SSR. Leider erlauben es uns die Chinesen nicht, selbst hinter das Steuer zu klettern, immerhin ist eine Mitfahrt auf der Teststrecke möglich.
Über die Scherentüren gelangt man, auch ohne akrobatische Vorkenntnisse, überraschend gelenk ins Auto. Das Platzangebot des Zweisitzers ist ordentlich, auch für große Menschen gibt es ausreichend Luft über dem Scheitel.
Das Cockpit mit den fahrrelevanten Anzeigen auf einem Display unter der Windschutzscheibe und einen 14,6 Zoll großen Touchscreen-Monitor für das Infotainmentsystem wirkt modern und wenig spartanisch.
Der Chauffeur stoppt am Anfang einer langen Geraden und schaltet am Lenkrad in den Sport-Modus. Jetzt müsste doch gleich ein Tritt in den Rücken mit Schuhgröße 65 erfolgen, bei 900 kW (1.225 PS) Peak-Leistung der drei Elektromotoren, oder? Entweder ist der Mann hinter dem Lenkrad zu zaghaft mit dem rechten Fuß oder das Auto noch nicht fertig entwickelt. Denn wir nehmen zwar ziemlich fix Fahrt auf, aber es herrscht keine brachiale Elektro-Gewalt. Von der Werksangabe, die für den Nullhundert-Spurt 1,9 Sekunden verspricht, sind wir heute wohl weit entfernt. Das gilt auch für die Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h. Am Ende der Geraden stehen 196 km/h auf dem Display, dann wird (auch zaghaft) gebremst. Alles weitere, auch Informationen über die mit dem SSR mögliche Querdynamik, bleibt weiterhin ein Geheimnis. Vielleicht trauen sich die Chinesen beim nächsten Mal, zu zeigen, ob und was für elektrischer Supersportwagen kann. Wir bleiben auf jeden Fall an der Sache dran.