VWs erster elektrischer Offroad-Renner
Vom ID.4 hat VW jetzt eine Offroad-Rennvariante gebaut, die tatsächlich an der harten Rallye teilnehmen soll.
VW zieht sich zwar weitestgehend aus seinen Motorsport-Aktivitäten zurück, aber Motorsport-Projekte, die Strahlkraft für Elektroantriebe versprechen, verfolgen die Wolfsburger anscheinend doch noch mit großem Ehrgeiz. Schließlich war 2018 das positive Medien-Echo auf Romain Dumas Sieg mit dem VW ID.R Pikes Peak beim Pikes Peak International Hill Climb in der Fabel-Rekordzeit von 7:57,148 Minuten gewaltig. Jetzt legt VW mit einer Baja-Gelände-Rennversion des ID.4 nach.
Erfahrener Umbauer und erfahrener Fahrer
Der ID.4 Baja-Renner nimmt aktuell am auf der mexikanischen Halbinsel Baja stattfindenden 1000-Rennen (noch bis zum 29. April) der National Off-Road Racing Association (NORRA) teil. Die Baja 1000 gilt als harte Prüfung für echte Hochleistungs-Geländewagen. Hinterm Steuer des Offroad-ID.4 sitzt der US amerikanische Rennfahrer Tanner Foust, den Umbau hat Rhys Millen Racing aus dem kalifornischen Huntington Beach erledigt. Der Neuseeländer Rhys Millen gehörte in den USA zu den Top-Rallye-Piloten – er ist einer der Söhne von Rodney Millen: Vater Rodney gewann von 1996 bis 1999 das Pikes Peak International Hill Climb viermal in Folge.
Über 1.000 Kilometer mit VW-Geschichte
VW verweist im Zuge der Präsentation seines Offroad-ID.4 gern auf die Baja-Geschichte des Konzerns: 1967 gewann ein vom kürzlich verstorbenen Bruce Meyers zum Meyers Manx Buggy umgebauter VW Käfer bei den Baja 1000. Die aktuelle Version des Rennens geht über eine Strecke von 1.141 Meilen (1.836 Kilometer), von denen 893 Meilen (1.437 Kilometer) Offroad-Strecke sind. Für das Nachladen des 82-Kilowattstunden-Akkus bringt VW ein fahrbares 50-Kilowatt-Schnellladegerät mit, dessen Generator mit Biokraftstoff arbeitet. Wegen Reisebeschränkungen im Zuge der Covid-19-Pandemie absolvieren die Fahrer das Rennen in diesem Jahr in schleifenförmigen Etappen. In 98 Prozent der Fälle möchte VW das Nachladen zwischen den Etappen erledigen.
Innen viel umgebaut
Während VW den Antriebsstrang inklusive des 204-PS Motors und des Hinterradantriebs nicht antastet, bekommt die Leistungselektronik einen speziellen Offroad-Schutz. Außerdem haben die Ingenieure die Technik zum Heizen, Lüften und Klimatisieren entfernt. Dafür kommen ein Überrollkäfig, Sicherheits-Rennsitze und ein Monitor für die Anzeige von zusätzlichen Daten, wie beispielsweise der Batterietemperatur, in den Innenraum.
Höherlegung und Schutz
Für den Geländeeinsatz gibt es rundum ein Gewindefahrwerk, die Karosserie liegt etwas mehr als fünf Zentimeter höher als beim Serienmodell. Die Radgröße sinkt von 19 auf 18 Zoll, um Reifen mit höheren Seitenwänden und somit mit einer besseren Dämpfung einbauen zu können. Außerdem sitzt der Kühler höher, um den vorderen Böschungswinkel zu verbessern. Der Unterboden ist von einer fast einen Zentimeter dicken Stahlplatte geschützt.
Vertrauen nach ersten Tests
Nach ersten Testfahrten ist Rhys Millen nach eigenen Angaben überrascht, wie gut der ID.4 Baja im Gelände funktioniert. Tanner Foust ergänzt, dass der ID.4 am besten im Gelände performt, wenn das Antriebssystem in der Standard-Einstellung bleibt. Dann ist die auch Offroad gut funktionierende Traktionskontrolle eingeschaltet und die Rekuperation verläuft nach dem Level B, was anscheinend am besten zur Gelände-Rallye passt. Außerdem sieht er in dem von der niedrigen Einbaulage der Batterie verursachten tiefen Schwerpunkt genauso einen Vorteil wie in dem sich gleichmäßig aufbauenden Drehmoment.
Für eine ernsthafte Wettbewerbsteilnahme von Elektrofahrzeugen an der Baja 1000 ist es laut Tanner Foust noch zu früh – allerdings möchte er mit den jetzt gewonnenen Erkenntnissen im nächsten Jahr zurückkommen.