Alonso ledert gegen die Regeln
Fernando Alonso nutzte seine letzte Presserunde bei den Testfahrten in Barcelona für eine Schelte gegen die Drahtzieher des Sports. Dem Spanier gehen gleich mehrere Sachen gegen den Strich.
Das Wintertestprogramm ist für 2016 weiter eingestaucht worden. Statt 12 Tagen stehen den Teams nur noch acht Tage zur Verfügung. Macht pro Fahrer nur vier, um sich mit dem neuen Auto vertraut zu machen. Wenn man dann auch noch Technik-Probleme bekommt, wird die Streckenzeit weiter rapide verkürzt.
Alonso schafft 118 Runden an seinem letzten Testtag
So geschehen bei Fernando Alonso. Der spanische Doppelweltmeister schaffte am vergangen Donnerstag (25.2.2016) nur drei Runden. Den McLaren stoppte damals ein kompliziertes Wasserleck. Die wenigen Trainingsmöglichkeiten gehen dem 32-fachen GP-Sieger gegen den Strich. "Ich hatte drei Tage im Auto. Den anderen habe ich wegen eines mechanischen Problems verloren. Wir haben in dieser Beziehung einen einzigartigen Sport. Das wäre so, als ob du einem Tennisspieler für drei Tage einen Schläger in die Hand drückst oder einem Fußballer den Ball und ihn dann an einer Weltmeisterschaft teilnehmen lässt", ätzt Alonso eine Woche später, nachdem er seine letzten 118 Bahnen vor dem Saisonstart in Melbourne abgestrampelt hat. Sein bester Umlauf brachte ihm Rang sieben in 1:24.870 Minuten.
Doch damit nicht genug der Ohrfeigen für die Regelmacher und Drahtzieher des Sport.. Auf das neugeplante Qualifikations-System angesprochen, meinte der 34-Jährige, der in seine 15. F1-Saison gehen wird: "Ich bin sehr traurig für den Sport. Es sieht nicht gut aus, wenn man innerhalb von einer Woche das Quali-Format dreimal ändert. Wenn ich von einem anderen Sport kommen würde, würde ich überrascht auf die Formel 1 schauen."
Dann ledert Alonso weiter. In der Formel 1 würde es zu viele Änderungen in kurzer Zeit geben, außerdem seien die Regeln zu kompliziert. "All meine Freunde in Spanien wollen den Fernseher anmachen und große Kämpfe, breite Autos und breite Reifen sehen sowie viel Lärm hören. Um den Sport genießen zu können. Aber bei uns bekommen sie nur über die MGU-H, MGU-K, den Ladezustand der Batterien und die Pflichtstopps zu hören. Wenn du im Rennen Vierter bist und noch einmal zum obligatorischen Reifenwechsel kommen musst und solche Sachen. Bei all dem ist es normal, dass sie den Fernseher ausschalten", urteilt Alonso scharf.
Neuer Honda-Motor ein Fortschritt
Versöhnlicher gibt sich der stolze Spanier mit den Fortschritten im eigenen Lager. McLaren brachte für die Testtage zahlreiche Updates. Und seit dieser Woche sitzt der überarbeitete Honda-V6 im MP4-31. Jenson Button attestierte dem Triebwerk und den Elektrobausteinen gestern bereits den größten Fortschritt in 14 Monaten.
Alonso schlägt in die gleiche Kerbe. "Wir haben vom Motor definitiv einen Schritt nach vorne gemacht. Es wäre aber auch etwas komplett falsch gelaufen, wenn er sich nicht besser anfühlen würde als letztes Jahr."
Der Weltmeister von 2005 und 2006 geht ins Detail: "Wir hatten zwei Hauptprobleme im letzten Jahr: die Zuverlässigkeit und Performance. 2015 brauchten wir elf oder 12 Motoren, um die WM zu schaffen. Über den Winter haben wir sehr hart daran gearbeitet, die Power Unit zu überarbeiten. Und die zwei Wochen hier sind als Antwort sehr positiv."
"Was die Leistung angeht müssen wir zwei Wochen abwarten. Es ist schwierig, die Rundenzeiten der Konkurrenz über den Winter zu lesen. An einem Tag sehen die Topzeiten für uns machbar aus, am nächsten nicht. Wir müssen bis Melbourne warten: selbe Uhrzeit, selbe Reifen, selbe Spritmenge für alle. Dann bekommen wir Antworten. Hoffentlich sind wir viel näher dran als letztes Jahr."
Alonso gelobt Besserung
McLaren und Honda glauben, dass sie mit einer neuen Software noch weitere Powersprünge bis Melbourne machen können. "Es gibt immer noch Potential, das wir freisetzen können. Sowohl in Sachen Leistung als auch in Bezug auf die nächsten Ausbaustufen", sagt Alonso.
Die Entwicklungsabteilung in Woking karrt weiter massiv Updates für die Aerodynamik nach Barcelona. Zu hören war von einem neuen Front- und Heckflügel sowie einem neuen Unterboden. Auf der Chassis-Seite gäbe es noch viel zu testen, so Alonso. "Wir haben neue Konzepte und ein überarbeitetes Heck, das es noch auszuloten gibt." Kurz vor Ende der Session am Donnerstag tauchten die Mechaniker den MP4-31 in zwei unterschiedliche Arten von FloViz-Farbe. Damit wollten die Ingenieure den Luftstrom ums Auto nachvollziehen, um die neuen Teile zu evaluieren.
Zum Abschluss wiederholte der Spanier seine selbstkritischen Worte, die er gegen Ende 2015 fand. Ihm sei es schwer gefallen, bei all den Problemen voll motiviert zu bleiben. Er gelobt Besserung: "Ich werde vermutlich nicht um die WM fahren. Aber ich werde 2016 meine beste Saison bestreiten."