Dakar-Einsatz und Le Mans-Comeback
Audi steigt 2021 überraschend aus der Formel E aus und tritt 2022 mit einem elektrifizierten Prototyp bei der Rallye Dakar an. Ab der Saison 2023 kehrt Audi mit einem sogenannten LMDh-Auto in die Topklasse des Langstreckensports zurück!
Am Montag kommunizierte die Audi AG eine Neuausrichtung ihres Motorsportprogramms – bereits zum zweiten Mal binnen sechs Monaten. Denn erst am 27. April 2020 hatte Audi mitten im deutschen Corona-Lockdown den Ausstieg aus der DTM zum Ende der Saison 2020 verkündet. Die Formel E wurde damals zum neuen Top-Motorsportprogramm erkoren.
Doch das ist heute schon wieder Geschichte: Audi wird zum Ende der Saison 2020/21 werksseitig aus der Formel E aussteigen. Stattdessen entwickeln die Bayern einen Prototyp für die Topklasse der Rallye Dakar, der im Januar 2022 erstmals an den Start gehen soll. "Wir wollen auch in Zukunft das Markenversprechen ‚Vorsprung durch Technik‘ im internationalen Top-Motorsport unter Beweis stellen und innovative Technologien für den Serieneinsatz entwickeln", erklärt Audi-CEO Markus Duesmann. "Die härteste Rallye der Welt ist hierfür die perfekte Bühne."
Formel E für Dakar geopfert
Die Technik-Details für den Einsatz im Marathon-Rallyesport, der in Zukunft die Speerspitze im Werks-Motorsportprogramm von Audi bildet, sind bisher nur grob bekannt: "Der Antrieb des Fahrzeugs wird durch einen leistungsstarken elektrischen Antriebsstrang erfolgen. Die dafür benötigte Energie kommt aus einer Hochvoltbatterie, welche bei Bedarf während der Fahrt über einen Energiewandler in Form eines hocheffizienten TFSI-Motors geladen werden kann." Es handelt sich demzufolge nicht um einen rein elektrischen Antrieb, was aufgrund der zurückzulegenden Distanzen auch kaum möglich wäre, sondern um eine Kombination aus Verbrenner und Elektrifizierung. Allerdings treibt der Motor nicht das Auto an, sondern er speist nur die Batterie.
Es wird vermutet, dass die Audi-SUV-Baureihen die optische Vorlage für den Dakar-Prototyp abgeben werden: In naher Zukunft kommt beispielsweise der Audi Q4 e-tron als Elektro-SUV. Der Fokus beim Dakar-Einsatz soll auf der Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit von E-Antrieb und Batterien liegen. Parallel zum Dakar-Einstieg wird das Formel-E-Programm von Audi, das seit 2014 existierte und seit 2017 als Werkseinsatz lief, mit Ablauf der kommenden Saison beerdigt.
Rückkehr nach Le Mans
Der zweite Teil der Neuausrichtung betrifft den Kundensport, der in Zukunft die zweite Säule des Motorsport-Engagements der Marke Audi bilden wird. Demnach wird das GT-Kundensportprogramm mit dem R8 LMS fortgeführt, inklusive der werksunterstützen Einsätze wie beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring oder in der Intercontinental GT Challenge (IGTC). Auch die anderen GT-Klassen wie GT2 und GT4 bleiben offenbar erhalten.
Das zweite Standbein bildet die Entwicklung eines LMDh-Prototyp, der erstmals 2023 an den Start gehen soll. Die LMDh-Klasse ist die Weiterentwicklung des extrem kosteneffizienten amerikanischen DPI-Modells, allerdings sind diese Fahrzeuge in Zukunft neben der nordamerikanischen IMSA-Meisterschaft auch in der Sportwagen-WM (WEC) und damit auch beim 24h-Rennen in Le Mans startberichtigt.
Dort sollen die mit einem Einheitshybridsystems ausgestatteten Prototypen gleichberechtigt mit den neuen FIA-Hypercars von Toyota und Peugeot um die Gesamtsiege im weltweiten Langstreckensport kämpfen. "Wir bereiten uns intensiv auf einen Einstieg in die neue Sportwagen-Kategorie LMDh mit ihren Highlight-Rennen in Daytona und in Le Mans vor", wird Julius Seelbach zitiert, der neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der Audi Sport GmbH ab 1. Dezember auch den Job als Audi-Motorsportchef von Dieter Gass übernehmen wird.