Ferrari hat Antworten gefunden
Donnerstag ist die Ruhe vor dem Sturm. Wir checken die zehn Teams auf Neuigkeiten ab und erklären, warum Mercedes in Silverstone wieder Favorit ist, was die Teams von dem neuen Asphalt erwarten, und wer wie viele Upgrades mit nach England gebracht hat.
Donnerstag ist der PR-Tag vor einem Grand Prix. auto motor und sport stöbert für Sie im Fahrerlager Geschichten und Gerüchte auf. Wir fragen bei den Ingenieuren nach, was neu am Auto ist und bei den Fahrern, wie sie das Rennen einschätzen. Hier ist unser Streifzug durch die zehn Garagen.
Mercedes
Mercedes ist zuversichtlich, dass in Silverstone wieder der Normalzustand eintritt. Die Temperaturen werden sich am Wochenende des GP England zwischen 20 und 23 Grad einpendeln. Also im Wohlfühlbereich des achtfachen Saisonsiegers. Das bedeutet, dass die Silberpfeile die Konkurrenz wieder verprügeln werden. Das Layout von Silverstone kommt Mercedes entgegen. In den schnellen Kurven ist Abtrieb gefragt. Der Anteil der Geraden ist eher gering. Lewis Hamilton glaubt trotzdem, dass die Gegner Fortschritte gemacht haben: „Ferrari und Red Bull haben sich zuletzt Schritt für Schritt verbessert. Ich erwarte einen engeren Kampf. Ferrari war im letzten Jahr extrem stark hier.“ Der fünffache Silverstone-Sieger warnt aber auch: „Silverstone ist wie maßgeschneidert für unser Auto.“
Ferrari
Ferrari setzt seine Experimente fort. Diesmal mit einer neuen Verkleidung, die im Heck eine schlankere Taille aufweist. Teamchef Mattia Binotto gibt zu: „Silverstone ist nicht der Streckentyp, der unserem Auto liegt.“ Gerade da sieht man dann die Fortschritte am besten. Wenn es denn welche gibt. Den nächsten Aero-Schritt kündigt Binotto für den GP Ungarn an. Charles Leclerc glaubt nicht, dass Ferrari seine gute Vorstellung von Österreich wiederholen kann: „ Silverstone ist mehr eine Mercedes-Strecke als eine Ferrari-Strecke. Ich muss aber sagen, dass wir als Team in den letzten drei Rennen stärker ausgesehen haben. Wir sind definitiv stärker geworden.“
Sebastian Vettel dagegen moniert das strarke Auf und Ab: „Wir haben die Antworten gefunden, die wir gesucht haben. Jetzt hängt es davon ab, ob wir diese Antworten auch umsetzen. Unser größtes Problem im Moment ist die Konstanz. Man kann zwar sagen, dass wir auf Strecken mit vielen Geraden und weniger Kurven stärker sind als andersherum, doch bei den Kurven gibt es kein einheitliches Muster. Es kommt vor, dass sich das Auto in dem gleichen Kurventyp je nach Bedingungen oder Strecke mal schlechter, mal besser anfühlt.“
Red Bull
Teamchef Christian Horner rätselt auch zehn Tage nach dem Sieg von Max Verstappen in Österreich: „Wir wissen immer noch nicht genau, warum wir da so stark waren. Der neue Frontflügel war bestimmt ein Fortschritt, aber mit so viel hatten wir gar nicht gerechnet.“ Diesmal haben sich die Red Bull.Ingenieure auf kleine Modifikationen an den Leitblechen beschränkt. „Wir haben ein paar neue Strömungs-Ausrichter“, verrät Horner. Früher einmal war Silverstone Red Bulls Paradestrecke. Jetzt nicht mehr: „Der Vollgas-Anteil steigt immer mehr. Inzwischen fahren wir pro Runde auf einer Distanz Vollgas, die einer kompletten Runde in Barcelona entspricht.“
Racing Point
Das wird ein mühsames Heimspiel für Racing Point. Schnelle Kurven sind nicht das Revier der rosafarbenen Autos, und Teil 1 des großen Aero-Pakets kommt erst in zwei Wochen in Hockenheim. Augen zu und durch ist die Devise von Sergio Perez: „Vielleicht hilft uns ja das englische Wetter. Ich will endlich mal wieder punkten. Zuletzt habe ich das in Baku geschafft.“
Williams
Endlich reagiert auch Williams. Der FW42 ist mit neuen Flügeln rund um die Kühleinlässe und einer modifizierten Spiegelhalterung bestückt. Teamchefin Claire Williams weigert sich von einem „ Upgrade“ zu sprechen. „Nennen Sie es Test-Komponenten. Sie sind dazu da, uns zu sagen, in welche Richtung wir entwickeln sollen.“ Die Teamchef erzählt, dass man schon seit fünf Rennen neue Teile, sowohl Aerodynamik als auch Mechanik, ans Auto gebracht hat. Auch in Silverstone. „Wir haben letztes Jahr einen neuen Aerodynamik-Chef verpflichtet, der eine neue Philosophie mitgebracht hat. Zuerst wollten wir wissen, ob wir auf dieser Basis weiterentwickeln können. Ich kann heute sagen, dass wir unser Konzept nicht ändern müssen.“
Renault
Bei Renault ist man gespannt. Was kann das Frankreich-Upgrade bei normalen Temperaturen? Nico Hülkenberg glaubt, dass der neue Asphalt die Rahmenbedingungen komplett auf den Kopf stellt. „In den letzten Jahren war der Asphalt ziemlich wellig hier. Wir mussten 2018 mit maximalem Abtrieb fahren, um die Autos auf der Strecke zu halten. Mir wäre dabei fast das Gebiss rausgefallen. Das hat uns böse zurückgeworfen, weil wir letztes Jahr noch ein großes Power-Defizit hatten. Jetzt sind wir mit dem Motor top. Und die Strecke sieht viel glatter aus. Wir werden gleich einmal mit weniger Abtrieb ins erste Training gehen.“
Toro Rosso
Toro Rosso will seine schlechte Serie beenden. Zwei Rennen ohne Punkte für das Juniorteam von Red Bull. Statt großer Upgrades ist Fehleranalyse angesagt: „Sie müssen sich erst einmal aussortieren, was zuletzt schiefgelaufen ist“, fordert Sportdirektor Helmut Marko.
HaasF1
Vier Tage vor dem GP England meldete sich Hauptsponsor Rich Energy über Twitter. Man sei unzufrieden mit den Leistungen des Teams und beende deshalb das Sponsorabkommen mit HaasF1. Teamchef Guenther Steiner wollte die überraschende Wendung nicht kommentieren. Das Team werde seine Vertragsverpflichtungen erfüllen und in der kommenden Wochenende Gespräche mit Rich Energy führen. „ Die Sponsor-Logos werden für dieses Rennen auf dem Auto bleiben. Ich will nicht in Details unseres Vertrages gehen, sondern erst die Gespräche mit unserem Sponsor abwarten. Mehr kann ich dazu nicht sagen“, bedauerte Steiner.
Der Südtiroler hat größere Probleme zu lösen: „Wir müssen herausfinden, warum wir am Samstag ein gutes Auto haben und warum wir das am Sonntag nicht halten können. Es ist schwer ein Muster zu finden, weil die Bedingungen am Sonntag immer anders sind. Und deshalb tun wir uns schwer, die Reifen im Fenster zu halten. Wir leiden darunter mehr als andere Teams.“ Kevin Magnussen versucht derweil sein Team aufzurichten: „Wir sollten stolz sein, dass wir ein Auto haben, mit dem wir in der Qualifikation auf Platz 5 fahren können.“ Der Däne verspricht: „Wir drehen jeden Stein um, checken jedes Detail ab. Wir haben mit unserem Auto ein großartiges Produkt, aber wenn etwas schiefgeht, dann merkt man, dass wir das kleinste Team im Feld sind.“
McLaren
McLaren bestätigte, was sowieso schon klar war. Carlos Sainz und Lando Norris fahren auch 2020 im Team. Für Fernando Alonso ist kein Platz. Norris atmet auf: „Jetzt kann ich zwei Jahre lang planen. Das nimmt eine große Last von meinen Schultern.“ Die Techniker setzen ihr Entwicklungsprogramm fort. Teamchef Andreas Seidl bestätigt: „Wir haben von vorne bis hinten viele neue Teile, die wir am Freitag an beiden Autos testen.“
Alfa Sauber
Der Schweizer Rennstall zündet sein bislang größtes Upgrade. Der Frontflügel, die Nase mit Kapuzenflügel und die Leitbleche sind neu. Damit verlassen die Sauber-Techniker erstmals ihren Weg der kleinen Schritte. Teamchef Frédéric Vasseur kündigt weitere Entwicklungsschritte in Hockenheim und Budapest an. Er warnt aber auch: „Alles hängt davon ab, ob du die Reifen zum Arbeiten bringst. Bei uns ist es so: Wenn wir gleich am Freitag ein gutes Set-up haben, dann läuft es fast von alleine. Wenn wir mit Reifenproblemen einsteigen, dann drehen wir uns im Kreis. Wir bauen das Auto um und stehen am Ende meistens noch tiefer im Wald. Weil der Reifenfaktor alles überschattet. Du kannst die Balance des Autos verbessern und merkst es nicht, weil die Reifen nicht im Fenster sind.