Hamilton-Bestzeit zum Teststart
Zum Start in die Wintertests hat sich Lewis Hamilton in Barcelona gleich mal die Bestzeit gesichert. Überraschend nah auf den Fersen war dem Weltmeister Sergio Perez im Racing Point. Ferrari ließ es noch ruhig angehen, Red Bull verbuchte zwei Dreher.
Um Punkt 9.00 Uhr wurde das Formel-1-Jahr 2020 am Mittwoch (19.2.) auf der Grand-Prix-Strecke in Barcelona angepfiffen. Bei besten äußeren Bedingungen bekamen die zehn Teams die erste Gelegenheit, ihre Neuwagen im direkten Vergleich mit der Konkurrenz auszuprobieren. Sowohl die Ingenieure als auch die Piloten nutzten die Gelegenheit ausgiebig, um nach zweieinhalb Monaten Pause wieder in den Rhythmus zu finden.
Beeindruckender als die Rundenzeiten waren am Ende die Rundenzahlen. An einem Tag ohne Unterbrechungen sicherte sich Max Verstappen im Red Bull mit beeindruckenden 168 Umläufen die Distanz-Bestmarke. Das reichte sogar um den Testrekord von Ex-Teamkollege Daniel Ricciardo zu übertreffen. Der Australier hatte 2018 auf der 4,655 Kilometer langen Piste 165 Runden abgespult.
Auch der neue Mercedes W11 zeigte sich aus den Startlöchern direkt sehr zuverlässig. Hier betrug die Tagesleistung nach acht Stunden sogar 173 Runden. Allerdings teilten sich beim Weltmeisterteam Valtteri Bottas und Lewis Hamilton die Testarbeit.
Zweieinhalb Mercedes vorne
In Sachen Pace scheint der Silberpfeil ebenfalls sehr gut aufgestellt zu sein. Lewis Hamilton machte in Barcelona direkt da weiter, wo er vor der Winterpause beim Saisonfinale in Abu Dhabi aufgehört hatte. Am Nachmittag drehte der Champion in 1:16.976 Minuten die Bestzeit. Dabei war er übrigens auf dem C2-Reifen unterwegs – der zweithärtesten Mischung im Angebot von Pirelli.
Den zweiten Rang in der Rangfolge nimmt mit Valtteri Bottas ebenfalls ein Mercedes-Pilot ein. Dem Finnen fehlten 0,337 Sekunden auf die Spitzenmarke seines Teamkollegen – und das auf dem mittelharten C3-Reifen. Allerdings präsentierte sich die Strecke am Vormittag noch in einem etwas rutschigeren Zustand als nach der Pause.
Das zweitschnellste Auto des Tages war ebenfalls ein Mercedes – zumindest ein halber. Als Racing-Point-Fahrer Sergio Perez in der Früh mit dem neuen RP20 erstmals die Garage verließ, erkannten auch Nicht-Technik-Fachleute, dass es sich bei dem rosa Rennauto um eine dreiste Kopie des Silberpfeils aus dem Vorjahr handelt.
Frei nach dem Motto: „Besser gut kopiert, als schlecht selbst gemacht“ raste Perez mit seinem Neuwagen direkt hinter den beiden Original-Werksrennern auf den Bronze-Rang in der Tageswertung. Der Mexikaner blieb dabei nicht einmal vier Zehntel hinter der Bestmarke von Hamilton. Wie Bottas hatte er bei seinem schnellsten Run C3-Gummis aufgeschnallt.
Verstappen mit zwei Drehern
Das reichte sogar um Kilometer-König Verstappen in der Zeitentabelle hinter sich zu halten. Der Holländer kam nicht ganz so gut in die Gänge. Gleich zwei Mal verlor „Mad Max“ in Kurve 13 im letzten Sektor die Kontrolle über sein Auto. Dank der großzügigen Auslaufzonen blieb der neue RB16 aber beide Male unbeschädigt und Verstappen konnte sich weiter auf die Jagd nach dem Distanzrekord machen.
Die Plätze fünf bis sieben belegten drei ehemalige Red-Bull-Piloten. Daniil Kvyat ließ mit seinem Alpha Tauri die Mittelfeldkonkurrenten Carlos Sainz (McLaren) und Daniel Ricciardo (Renault) knapp hinter sich. Alle drei konnten den Rückstand auf die Spitze immerhin unter einer Sekunde halten.
Generell präsentierte sich das Feld deutlich enger zusammengerückt als noch vor 12 Monaten an gleicher Stelle. Direkt hinter Renault-Neuzugang Esteban Ocon belegte George Russell im Williams überraschend Platz neun. Der Brite strahlte nach seiner ersten Ausfahrt über beide Ohren: „Das neue Auto ist ein riesiger Schritt nach vorne.“ Kein Vergleich zum Vorgängermodell, das bei den Wintertests im letzten Jahr erst am dritten Tag überhaupt einsatzfähig war.
Ferrari-Teams im Hinterfeld
Es gab allerdings auch einige negative Überraschungen. Charles Leclerc rollte mit seinem Ferrari hinter Lance Stroll im zweiten Racing Point nur auf Rang 11 in der Endabrechnung. Der Rückstand auf Mercedes betrug dabei satte 1,3 Sekunden. Schon in der Früh lief es beim Team aus Maranello nicht nach Plan, als Sebastian Vettel den Testtag wegen einer Erkältung absagen musste.
Vielleicht kam die Krankheit für den Heppenheimer am Ende nicht ganz unpassend. Ferrari nutzte den ersten Tag vor allem für Grundlagenarbeit. „Wir haben unsere Vorgehensweise im Vergleich zum Vorjahr etwas geändert. Wir schauen mehr auf uns selbst um mehr über das Auto zu lernen. Probleme gab es heute keine. Wir haben aber mehrmals etwas umgebaut, um Daten zu sammeln. Es war ein positiver Tag, bei dem aber nicht die Performance im Mittelpunkt stand.“
Auch die Ferrari-Kundenteams blieben am ersten Tag hinter den Erwartungen der Fans zurück. Alfa-Romeo-Ersatzfahrer Robert Kubica kam bei seiner Rückkehr zum Sauber-Team nicht über Position 13 hinaus – noch hinter Williams-Rookie Nicholas Latifi. Teamkollege Antonio Giovinazzi, der den C39 nach der Mittagspause übernahm, fand sich auf dem letzten Platz wieder. Mitten ins Alfa-Sandwich schob sich mit Haas-Pilot Kevin Magnussen noch ein weiterer Ferrari-Kunde.
In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die Bilder des Tages.