Bottas zerstört die Konkurrenz
Die erste Testwoche von Barcelona ist mit einer absoluten Bestzeit von Mercedes-Pilot Valtteri Bottas zu Ende gegangen. Ferrari zeigte sich noch nicht auf Top-Niveau – weder in Puncto Pace noch in Sachen Zuverlässigkeit.
Nachdem die ersten beiden Wintertesttage relativ ereignisarm über die Bühne gingen, kam am Freitag (21.2.2019) endlich mal ein bisschen Leben in die katalanische Formel-1-Bude. Gleich vier Mal mussten die Streckenposten die roten Flaggen auspacken, um die Abschluss-Sitzung zwischenzeitlich zu stoppen.
Den Anfang der Unzuverlässigkeiten machte Sebastian Vettel. Der Heppenheimer rollte schon 90 Minuten nach dem Anpfiff vor Kurve 12 aus. Der Ferrari-Antrieb wollte nicht mehr weitermachen. Teamchef Mattia Binotto musste zerknirscht einen ersten Motorschaden vermelden. Das defekte Aggregat wurde direkt nach Maranello zur Untersuchung transportiert.
Was den Tifosi besonderen Grund zur Besorgnis geben dürfte, ist die Tatsache, dass das Triebwerk vor dem Ausfall noch nicht allzu viele Kilometer abgespult hatte. Immerhin schafften es die Mechaniker, innerhalb von nur drei Stunden einen Ersatzmotor einzubauen, mit dem es Vettel sogar noch auf eine Tagesbilanz von 100 Runden schaffte.
Ferrari und Williams mit Motor-Wechsel
Für die zweite Unterbrechung des Tages sorgte Nicholas Latifi eine knappe Stunde vor der Mittagspause. Der Rookie parkte seinen Williams praktischerweise direkt auf der Zielgerade an der Boxenausfahrt. Auch hier streikte der Antrieb. „Wir mussten das Auto sicherheitshalber abstellen“, erklärte Chefingenieur Dave Robson zunächst wortkarg.
Das Problem stellte sich allerdings auch hier als gravierend heraus. Wie bei Ferrari bekamen die Mechaniker eine unplanmäßige Übungseinheit in Sachen Motor-Wechsel. Erst zur letzten Teststunde war der FW43 wieder einsatzbereit. Neuling Latifi, der jeden Testkilometer besonders gut gebrauchen könnte, musste sich mit 72 Runden begnügen.
Unterbrechung Nummer drei hatte ausnahmsweise nichts mit Motor-Problemen zu tun. Kevin Magnussen flog eine halbe Stunde nach der Mittagspause von der Strecke, nachdem sein rechter Hinterreifen zwischen Kurve sieben und acht plötzlich Luft verloren hatte. Der Plattfuß warf den Haas-Renner seitlich in die Bande, was zum vorzeitigen Feierabend für den Dänen führte.
Renault gewinnt Distanz-Wertung
Der vierte Pilot, der die Marshals zum Schwenken der roten Flaggen zwang, hieß Daniel Ricciardo. Der Australier musste seinen Renault vor Kurve 9 abstellen. Es handelte sich aber offenbar nur um einen kleinen Schluckauf. Der schwarze Werksrenner konnte sein Testprogramm nach einem kurzen Check in der Garage wieder fortsetzen.
Renault sicherte sich am Ende sogar den Titel des Kilometer-Königs. Ricciardo und Teamkollege Esteban Ocon kamen zusammengerechnet auf 169 Runden. Allerdings musste sich das französische Werksteam den Bestwert in der Distanzwertung mit Red Bull teilen. Max Verstappen und Alex Albon drehten ebenfalls 169 Runden.
In Sachen Spitzenplätze in der Zeitentabelle ging es nicht ganz so eng zu. Valtteri Bottas machte mit einer Quali-Simulation kurz vor der Mittagspause kurzen Prozess. Mit dem ganz weichen C5-Reifen umkurvte der Finne den 4,655 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs in 1:15.732 Minuten – und damit nur drei Zehntel langsamer als bei seiner eigenen Pole-Position-Zeit beim Grand Prix letztes Jahr. Da konnte niemand folgen.
Ferrari noch nicht auf Mercedes-Niveau
Lewis Hamilton wurde am Nachmittag nur mit den eine Stufe härteren C4-Reifen und offenbar auch etwas mehr Sprit auf die Bahn geschickt. So fehlten dem Weltmeister am Ende fast acht Zehntel auf den eigenen Teamkollegen. Den dritten Platz auf dem virtuellen Treppchen belegte Ex-Mercedes-Pilot Esteban Ocon. Der Rückstand des Franzosen betrug bereits 1,3 Sekunden.
Red Bull und Ferrari verzichteten erneut darauf, ihr Potential offenzulegen. Verstappen und Albon landeten deutlich abgeschlagen auf den Plätzen acht und zehn. Sebastian Vettel fand sich gar nur auf Position 13 wieder. Die Platzierung ist natürlich nicht repräsentativ. Allerdings musste Ferrari-Teamchef Binotto am Schlusstag der ersten Testwoche zugeben, dass man Mercedes in der aktuellen Form noch nicht das Wasser reichen kann.
In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die Highlights des großen Wochenfinales in Barcelona.