„DAS“-Pläne frühzeitig beerdigt
Ferrari hat auch am vierten Testtag auf Bestzeitenjagd verzichtet. Die Piloten und Teamchef Mattia Binotto lassen sich aber nicht nervös machen. Sie beharren darauf, dass der neue SF1000 ein Fortschritt ist.
Sebastian Vettel musste am Mittwoch (26.2.) in Barcelona eine Extra-Einheit in Sachen Medienarbeit einlegen. Weil der Heppenheimer am Donnerstag den ganzen Tag im Auto sitzt und sich danach direkt auf den Heimweg in seine Schweizer Wahlheimat begibt, bekam er nach seinem Vormittagseinsatz eine Einladung zu einer speziell angesetzten FIA-Pressekonferenz.
Neben Vettel wurde auch noch Ferrari-Teamchef Mattia Binotto zum launigen Gespräch mit den Journalisten eingeladen. Dabei ging es vor allem um zwei Themen: die fehlenden Test-Bestzeiten mit dem aktuellen Auto und die Zukunft von Vettel in der Formel 1.
Neuer SF1000 eine gute Basis
Zum ersten Thema konnten die Beteiligten zum Auftakt der zweiten Testwoche allerdings noch keine neuen Erkenntnisse liefern. Auf den Plätzen 10 und 13 verzichteten die beiden Ferrari-Piloten weiter, das Potenzial des SF1000 aufzudecken. Ohne den Beweis auf der Uhr blieb den Medienvertretern nichts anderes übrig, als den Ausführungen der rot gekleideten Ferrari-Angestellten zu glauben.
„Wir sind uns sicher, dass das neue Auto ein Fortschritt ist. Vor allem in schnellen Kurven spüren wir eine deutliche Verbesserung“, so Vettel. GPS-Messungen der Konkurrenz zeigen allerdings auch, dass in langsamen Kurven immer noch nicht viel vorangeht. „Es ist aber besser als letztes Jahr“, betont Vettel. „ Das neue Auto ist eine gute Basis, auf der wir uns weiterentwickeln können.“
Teamkollege Leclerc, der sich am Abend der Presse stellte, konnte dagegen nichts Verwertbares zu dem Thema beitragen: „Heute Nachmittag war es so windig auf der Strecke, dass man kein richtiges Gefühl bekommen hat. Wir haben ein paar Dinge ausprobiert. Auf meinem letzten Run war die Balance ganz in Ordnung.“
Rätselraten bis Melbourne
Im Ferrari-Lager versucht man stets, die Balance zu halten. Einerseits will man den Tifosi nach der Pleite im Vorjahr nicht zu viel versprechen. Andererseits betont man aber auch gebetsmühlenartig, dass die Lage nicht so schlecht ist, wie es die Platzierungen in den Zeitenlisten andeuten. „Mercedes ist sicherlich noch immer die Messlatte“, so Binotto. „Aber man hat ja letztes Jahr gesehen, wie schnell man mit den Eindrücken bei den Testfahrten daneben liegen kann.“
Leclerc stört es nicht, dass das Rätselraten über das Kräfteverhältnis noch ein bisschen länger anhält: „Vor zwölf Monaten dachten wir, dass wir genau wissen, wo wir stehen. Und dann sah es in Melbourne doch ganz anders aus. Leider weiß man nie, was die anderen so machen. Es ist egal, was wir jetzt machen. Vor Melbourne haben wir keine Ahnung, wie stark wir sind.“
Immerhin sind die Sorgen in Sachen Zuverlässigkeit verfolgen. Nach der Analyse in Maranello wurde der Grund für das Motorproblem identifiziert, das Vettel am letzten Testtag der ersten Barcelona-Woche ausgebremst hatte. „Es war ein kleines Problem mit der Schmierung, das wir inzwischen aussortiert haben. Heute war der Motor schon wieder im Auto verbaut“, winkte Binotto ab.
Wann geht Ferrari auf Zeitenjagd?
Der Teamchef versprach auch, dass man nach der Lernphase an den ersten Testtagen zum Ende der Testfahrten langsam das Tempo erhöhen will. „Wir haben heute das erste Mal begonnen, mit verschiedenen Setups zu spielen. Am Ende der Woche versuchen wir dann richtige Fortschritte in Sachen Performance zu erzielen.“
Auch zum innovativen „DAS“-System von Mercedes hatte der Ferrari-Capo einige interessante Aussagen zu bieten. „Wir haben über so etwas in der Vergangenheit selbst auch schon nachgedacht, aber wir haben auf die Entwicklung verzichtet. Der Grund dafür lag erstens in den Fragezeichen bezüglich der Legalität und zweitens, weil wir keinen großen Nutzen für unser Auto sahen.“
An dieser Einstellung habe sich in der Zwischenzeit auch nicht viel geändert. Eine Kopie des Mercedes-Systems ist trotzdem nicht ganz vom Tisch: „Natürlich schauen wir auch auf die anderen. Es gibt aber noch Fragezeichen. Wir wissen noch nicht, was wir machen.“ Auf die Frage, ob man „DAS“ für legal hält, antwortete Binotto diplomatisch: „Das ist schwer für uns zu sagen. Wir wissen ja nicht, wie das Mercedes-System genau funktioniert.“
Verlängert Vettel den Ferrari-Vertrag?
Wie erwähnt wurde neben dem Auto auch die Zukunft von Sebastian Vettel diskutiert. Der Heppenheimer hatte aber nur begrenzt Lust, sich zu einer möglichen Vertragsverlängerung zu äußern. Nur so viel: „Ich denke darüber gar nicht nach. Vor drei Jahren hatte ich auch keinen Vertrag. Heute bin ich diesbezüglich aber viel entspannter.“
Dass er nach 14 Jahren in der Königsklasse etwas rennmüde geworden ist, verneinte der Vierfach-Champion vehement: „Es macht immer noch jede Menge Spaß. Die modernen Autos sind die schnellsten, die wir je in der Formel 1 hatten. Ich bin fest entschlossen, mit Ferrari Fortschritte zu machen. Mein Hunger nach Erfolg ist ungebrochen.“
Auch Binotto sieht keinen Grund, die Vettel-Verlängerung nun eilig vom Tisch zu bekommen. Der Deutsche sei nach wie vor die erste Option. „Wir wissen, was wir an ihm haben. Irgendwann wird der Moment kommen, an dem wir uns zusammensetzen. Das wird eine einfache Angelegenheit. Vielleicht machen wir es bei einem Abendessen mit einem Glas Wein.“