Freitagsbestzeit für Bottas
Mercedes dominierte das Abendtraining in Abu Dhabi. Valtteri Bottas distanzierte Lewis Hamilton um zwei Zehntelsekunden. Es folgte Max Verstappen im Red Bull mit Respektabstand. Das Mittelfeld liegt unheimlich eng zusammen. Sebastian Vettel gehörte am Freitag nicht zu dieser Gruppe.
Seit drei Rennen wartet Valtteri Bottas auf ein Podest. Seit dem Rennen in Imola hat der Finne die Seuche an den Rennfahrerschuhen. Die Leistungen des WM-Zweiten haben nachgelassen. In Abu Dhabi sollte Bottas besser abliefern, um sich mit einem guten Gefühl in die Winterpause zu verabschieden. Der zweite Platz in der Weltmeisterschaft ist Pflicht. "Das schulde ich dem Team in diesem überlegenen Auto."
Sein Vorsprung auf Max Verstappen beträgt 16 Punkte. Der Trainingsfreitag endete für den Mercedes-Fahrer jedenfalls verheißungsvoll. Bottas umrundete den 5,554 Kilometer langen Kurs am Persischen Golf in 1:36.276 Minuten und sicherte sich damit die Bestzeit. Seinen schnellsten Umlauf legte Bottas auf den Medium-Reifen zurück. Die Runde auf den weichen Reifen versaute sich der 31-Jährige mit einem Fehler in der ersten Kurve.
Räikkönens Alfa fackelt ab
Der eine Finne ganz vorn, dem anderen brennt fast das Auto ab. Kimi Räikkönen löste 17 Minuten vor Trainingsende die einzige Rotphase des Tages aus. Sein Alfa Romeo fing im ersten Streckenabschnitt Feuer. Die Bilder sprechen für einen kapitalen Motorschaden. Entweder die Schweizer Mannschaft wechselt zurück auf ein altes Triebwerk oder dem ältesten Fahrer im Feld droht eine Motorenstrafe – wie sie Sergio Perez und Kevin Magnussen an diesem Rennwochenende bereits ableisten müssen. Der Iceman beruhigte im Nachgang seine Fans: "Der Plan war ohnehin, Motor und Getriebe nach dem Freitag zu ersetzen."
Räikkönen parkte sein Auto am Streckenrand, stöpselte den Funk ab, kletterte aus seinem brennenden C39 und schnappte sich selbst den Feuerlöscher, um größeren Schaden an der Peripherie und der Karosserie zu vermeiden. Es dauerte elf Minuten, bis der Alfa Romeo abgeschleppt war und die Rennleitung den Yas Marina Circuit wieder freigeben konnte.
Die rote Flagge durchkreuzte die Longrun-Pläne der Teams. Die Vorbereitung auf das Rennen wurde eingeschränkt. Den Beginn des Trainings nutzten sie, um die acht Pflichtrunden mit den 2021er Pirelli-Testreifen der Mischung C4 abzuspulen. Der direkte Vergleich offenbarte, dass der neue Reifen auf eine Runde rund 1,5 Sekunden langsamer ist als der aktuelle. Das hat Pirelli aber einkalkuliert. Der neue Reifen soll nicht schneller, sondern robuster und sicherer sein.
Red Bull muss zulegen
Die Zeitenjagd war schon vor der Unterbrechung abgehakt. Lewis Hamilton folgte seinem Teamkollegen mit einem Rückstand von zwei Zehntelsekunden. Der Weltmeister war auf den weichen Reifen eigentlich zwei Zehntel schneller als Bottas. Doch seine schnellste Rundenzeit von 1:36.097 Minuten strich ihm die Rennleitung. Der von Corona genesene Hamilton hatte in der Zielkurve zu weit ausgeholt und gegen die Track Limits verstoßen. So blieb ihm seine Bestmarke auf den Mediumreifen.
Auch der drittschnellste Fahrer des Tages absolvierte seinen besten Umlauf auf der C4-Reifenmischung. Er hieß Max Verstappen, und verlor 0,770 Sekunden auf die Mercedes. Die Runde auf der weichsten C5-Garnitur brachte der WM-Dritte wie seine Rivalen nicht zusammen. Offensichtlich muss Red Bull noch an der Performance im Schlussabschnitt arbeiten. Im kurvigen letzten Sektor, wo elf der 21 Ecken entlang führen, ist der Mercedes eine Bank. Offenbar sind die Weltmeister dort genauso überlegen wie im Vorjahr.
Alexander Albon verbuchte einen vierten Platz. Doch der Abstand zu Verstappen ist mit zwei Zehntelsekunden verhältnismäßig groß, wenn man den Faktor der weichen Reifen miteinrechnet. Ansonsten wäre Red Bulls Speerspitze deutlich schneller gewesen als die Nummer zwei im Team. Verstappen lief im kurvenreichen Teil auf Sergio Perez auf.
Hauen und Stechen im Mittelfeld
Das Training begann bei einer Streckentemperatur von 32 Grad Celsius und endete mit einem 27 Grad kühlen Asphalt. Immerhin 12 Grad weniger als noch im ersten Training. Da Quali und Rennen ebenfalls in den Abendstunden ausgefochten werden, ist das zweite Training deutlich aussagekräftiger als das erste. Das hatte Red Bull noch angeführt.
Im Mittelfeld läuft es auf ein Hauen und Stechen heraus. Platz fünf und zwölf trennen nur 0,178 Sekunden. Die Gruppe führt Lando Norris im McLaren an. Sein Teamkollege Carlos Sainz schließ sie ab. Beispielhaft für den Tausendstel-Krimi ist das Abschneiden der Renault-Fahrer. Esteban Ocon landete auf dem sechsten Platz. Daniel Ricciardo schnitt drei Positionen schlechter ab, obwohl der siebenfache GP-Sieger nur drei Tausendstel langsamer war.
In der Schlussphase kam es zu einem Scharmützel zwischen Ocon und Albon. Der Franzose hatte sein Auto vor den Red Bull gelenkt. "Ich musste voll in die Eisen, um einen Auffahrunfall zu vermeiden", beschwerte sich der Red Bull-Fahrer. Charles Leclerc, der wegen einer Strafe aus Bahrain in der Startaufstellung um drei Plätze zurückfallen wird, glückte dieselbe Rundenzeit wie Ricciardo. Weil sie Ferraris Nummer eins zu einem früheren Zeitpunkt gedreht hatte, sortierte sich Leclerc vor Ricciardo ein.
Davor positionierte sich Sergio Perez, Sieger des zweiten Bahrain-Rennens. Allerdings ist die Leistung des Mexikaners höher einzustufen. Perez drehte seine schnellste Runde auf den Mediumreifen. Die Rückversetzung in die letzte Startreihe nach einem Motorwechsel nehmen Fahrer und Team als Ansporn. "Sergio war letzte Woche nach der ersten Runde auch Letzter. Und das Rennen hat er noch gewonnen", sagt Racing Points Teamchef Otmar Szafnauer. Die Top 10 rundete Lance Stroll im zweiten der pinken Rennwagen ab.
Vettel weit zurück
Sebastian Vettel hielt nicht mit der großen Mittelfeld-Gruppe mit. Stattdessen quälte er sich in seinem letzten Freitagstraining für Ferrari mit den Hinterbänklern herum. "Das ist keine Strecke nach unserem Geschmack." Noch ein Wort zu George Russell. Der Hamilton-Ersatz von Sakhir erzielte die drittlangsamste Rundenzeit. Nach einem Schaden an der Elektromaschine MGU-K stellte er seinen Williams in der Boxenstraße ab.