Ein Russe für Amerika

Nikita Mazepin bringt Hauptsponsor Uralkali mit ins Team. Der Russe muss beweisen, dass er mehr als ein Paydriver ist.
Haas hat einen seiner beiden neuen Fahrer für die Saison 2021 bekanntgegeben. Es ist keine große Überraschung, dass Nikita Mazepin den Zuschlag bekam. Der 21-jährige Russe ist Teil des Restrukturierungsprogramms des US-Rennstalls.
Jeden Tag ein neuer Fahrer. 20 Stunden nach dem Jahrhundertunfall von Romain Grosjean gab Haas Pietro Fittipaldi als Ersatzpilot bekannt. Einen Tag später begann für den US-Rennstall die Zukunft. Haas bestätigte Nikita Mazepin als einen von zwei neuen Fahrern für die Saison 2021. Der 21-jährige Russe liegt derzeit hinter Mick Schumacher und Callum Ilott auf Platz 3 in der Formel 2-Meisterschaft und galt schon seit Monaten als heißer Kandidat auf einen der beiden Sitze beim derzeit WM-Neunten.
Der zweifache Saisonsieger ist der Sohn des russischen Milliardärs Dmitry Mazepin, der an der Spitze des Uralchem-Konzerns steht. Haas-Teamchef Guenther Steiner streicht die fahrerischen Qualitäten seines neuen Schützlings heraus: "Nikita hat in der Formel 2 mit Siegen und Podiumsplatzierungen bewiesen, dass er sich einen Platz in der Formel 1 verdient. Er ist als Fahrer gereift und hat in dieser Saison auch schon ausreichend Erfahrung in Formel 1-Autos gesammelt." Mazepin bedankte sich für die Chance seines Lebens: "Ein Traum geht für mich in Erfüllung. Ich kann mich nur bedanken, dass Gene Haas und Guenther Steiner einem jungen Fahrer das Vertrauen schenken."
Formel 1-Programm im Hintergrund
Nikita Mazepin kommt besser vorbereitet in die Königsklasse als viele seiner Alterskollegen. Der Vize-Meister der GP3 von 2018 unterzog sich einem ähnlichen Programm wie Lance Stroll vor vier Jahren, allerdings noch eine Stufe höher. Der Herr Papa handelte mit Mercedes einen Deal für Testfahrten mit einem 2018er Auto aus, in dem der Junior auf zahlreichen Rennstrecken sich mit dem Abtrieb und der Power in der höchsten Spielklasse anfreunden konnte.
Außerdem wird Mazepin den aktuellen Mercedes beim abschließenden Test für junge Fahrer nach dem Finale in Abu Dhabi testen dürfen. Zweifel an den Qualitäten des Neulings zerstreut Steiner: "Mazepin ist Dritter in der Formel 2, Tsunoda Fünfter. Red Bull will Tsunoda in die Formel 1 bringen. Ich glaube nicht, dass die alles falsch machen. Und damit liege ich mit Nikita auch nicht so schlecht."
Die Verbindung Haas mit Mazepin führte schon im Vorfeld zu vielen Spekulationen. So wurde gemutmaßt, dass Mazepin senior nach dem Vorbild von Lawrence Stroll und Racing Point den Rennstall von Gene Haas kauft. Steiner bestreitet das: "Das Team steht nicht zum Verkauf, also gibt es auch nichts zu kaufen." Man muss aber kein Prophet sein, wenn man ankündigt, dass Uralchem der neue Hauptsponsor des Teams wird. Das würde die Finanzen des Rennstalls stabilisieren.
Steiner sieht 2021 als Übergangsjahr und als einmalige Chance, 2022 mit Beginn des neuen Technik-Reglements den Sprung ins vordere Mittelfeld zu schaffen. Die Ingenieure sollen sich ab dem 1. Januar voll auf das 2022er Auto konzentrieren und so einen Vorsprung auf die Konkurrenz gewinnen, die noch eine Zeitlang parallel am 2021er Auto entwickeln wird. Zwei Rookies im Cockpit sind Teil des Plans. So kann der Großteil des Budgets in den Bau des neuen Autos gesteckt werden.
Noch in dieser Woche soll auch der Teamkollege von Mazepin offiziell verkündet werden. Es ist ein offenes Geheimnis, wer den Zuschlag erhalten wird. Mick Schumacher steht in den Startlöchern zu einer Formel 1-Karriere. Die beiden neuen Haas-Piloten sind sich übrigens beim Spritrennen in Bahrain einmal begegnet. Mazepin überholte Schumacher im Kampf um Platz 4.