Rosberg trickst sich selbst aus
Lewis Hamilton startet zum vierten Mal in Folge vom besten Startplatz. Nachdem ihn in Shanghai nur ein Augenzwinkern von Nico Rosberg trennte, waren es diesmal fast 6 Zehntel. Rosberg nahm alle Schuld auf sich. "Ich habe zu viel an das Rennen gedacht."
Lewis Hamilton sammelt Trainingsbestzeiten am Fließband. In Bahrain die 42. seiner Karriere. Die vierte in dieser Saison. Aber die erste in Bahrain. Der Weltmeister war wieder eine Klasse für sich. Sebastian Vettel lag 0,411 Sekunden zurück, Nico Rosberg demoralisierende 0,558 Sekunden. Dabei hatte der Deutsche nach dem extrem knappen Trainingsergebnis von China gehofft, in Bahrain den Spieß umdrehen zu können.
Es war wieder einer dieser Fälle, in der Rosberg zu viel und Lewis Hamilton vielleicht ein bisschen zu wenig über das Trainingsprogramm nachgedacht hat. Die Bedrohung durch Ferrari lässt grüßen. Bei dem Vorteil in der Reifenbehandlung darf man auf diesem Gebiet nichts verschenken. Es musste Mercedes klar sein, dass man sich besser einen frischen Satz der weichen Reifen für das Rennen spart. Egal was Ferrari macht. Das bedeutet, dass der erste Versuch im Q3 mit gebrauchten Reifen gefahren werden musste.
Rosberg kam nie in den Rhythmus./strong>
Wer es ins Top Ten-Finale der Qualifikation schafft, muss auf dem Reifensatz starten, mit dem er seine Q2-Zeit setzt. Hier gilt es zwei Dinge zu beachten: Je härter man fährt, umso mehr bezahlt man möglicherweise im ersten Stint mit einer kürzeren Laufzeit. Je vorsichtiger man ist, umso weniger geht der Fahrrhythmus am Limit in Fleisch und Blut über. Und man opfert möglicherweise eine bessere Rundenzeit im Q3 dafür.
Rosberg fuhr vorsichtig. Hamilton ballerte eine Rundenzeit raus, die um 1,2 Sekunden schneller war. Der Engländer kannte so seine Referenzpunkte für die entscheidende Runde im Q3. Rosberg hoffte, auf dem gebrauchten Satz genügend zu lernen. Was aber nicht der Fall war.
"Ich war überrascht, wie wenig Grip dieser Reifensatz bot. So kam ich nie in meinen Rhythmus." Instinktfahrer Hamilton zerbrach sich über die möglichen Konsequenzen für den ersten Stint im Rennen nicht allzu sehr den Kopf. "Ich habe mich dafür entschieden, dass ein besseres Gefühl für die schnelle Runde wichtiger ist, als der Nachteil, den ich am Anfang im Rennen habe."
Technikchef Paddy Lowe beziffert den Vorteil, den sich Rosberg mit der langsameren Runde auf dem Q2-Reifen verschafft hat, auf eine halbe Runde in der Lebenszeit. Oder einen minimal geringeren Zeitverlust pro Runde. Nico Hülkenberg winkt ab: "Wie oft habe ich mir darüber schon den Kopf zerbrochen. Und dann steckst du die ersten Runden im Verkehr, und der ganze Vorteil des besseren Reifens ist weg."
Ferraris Speed unterschätzt
Rosberg ärgerte sich am Ende trotzdem. Weil ihm auch noch Sebastian Vettel durchgerutscht war. "Ich habe zu viel über das Rennen nachgedacht." Rosberg ging davon aus, mit zwei frischen Satz Reifen ins Q3 geschickt zu werden. "Als sich aber Lewis für einen gebrauchten Satz entschied, um sich eine frische Garnitur für das Rennen zu sparen, musste ich das gleiche machen. Sonst wäre mein Nachteil im Rennen zu groß gewesen."
Wo lag der Denkfehler? "Dass ich Ferrari unterschätzt habe, dass der gebrauchte Satz schlechter als erwartet war, und dass ich mir vorher zu wenig Gedanken, über alle möglichen Optionen gemacht habe. Im Endeffekt hätte ich besser zwei neue Satz Reifen im Q3 verbraten und wäre vor Vettel gestanden." Da ist es ein geringer Trost, dass nun auch Hamilton zu zweifeln beginnt. "Lewis ärgert sich jetzt, dass er den Reifen für den Start zu hart rangenommen hat."