Honda-Rennstall kämpft ums Überleben
Honda-Teamchef Ross Brawn hatte am Donnerstag (4.12.) um 18 Uhr englischer Zeit die traurige Pflicht, seinen rund 700 Mitarbeitern mitzuteilen, dass Honda aus der Formel 1 aussteigen wird.
Für die meisten kam dieser Schritt völlig überraschend. In der Chefetage wusste man eine Woche zuvor bereits, dass sich in Tokio Unheil anbahnt. Für Brawn war es ein kurzes Intermezzo.
Vor 13 Monaten wurde er als Retter von Honda engagiert. Der 54-jährige Ingenieur aus Manchester denkt einen Tag nach dem Schock nicht an sich selbst: "Ich habe in meiner Karriere gut verdient, und wenn es mit dem Team nicht weitergeht, kann ich wieder fischen gehen. Aber für den Großteil der Jungs aus dem Team ist es echt hart. Sie verlieren ihren Job und wissen nicht, ob sie etwas Neues bekommen."
Wenn sich ein Käufer findet startet das Team 2009
Noch gehen bei Honda nicht ganz die Lichter aus. Tokio zahlt noch bis Ende Februar die Gehälter. Sollte sich bis dahin ein Käufer finden, dann wird das Team am 29. März in Melbourne am Start stehen. Ohne Honda-Motoren, denn die Japaner wollen auf jeden Fall ihre Motoren aus der Formel 1 abziehen.
Somit steht die Truppe um Ross Brawn in ihrem Überlebenskampf vor zwei Problemen. Sie müssen einerseits einen Käufer finden, andererseits einen Motorenlieferanten. Das zweite Problem sieht der Ex-Ferrari-Technikchef als das geringere an. "Am Donnersatag wurde beschlossen, dass der Motor ab 2009 vier Rennen halten muss und nur noch 18.000/min drehen darf. Ich glaube, dass unter den Umständen jeder Hersteller Kapazitäten frei hat, uns mit Motoren zu versorgen."
Doch wer soll das Team übernehmen? Der Kauf ist kein Problem, denn man kann davon ausgehen, dass der Rennstall für kleines Geld über die Ladentheke geht. Das schuldet Honda seiner Belegschaft. Außerdem können die technischen Einrichtungen in Brackley nicht für den Serienbau genutzt werden. Die große Hürde ist der Unterhalt. "So ein Apparat verschlingt selbst bei vorsichtiger Planung eine dreistellige Millionensummen. Wer ist bereit, in der augenblicklichen Wirtschaftskrise soviel Geld in die Hand zu nehmen?", rechnet Brawn vor.
Hoffen auf Sparmaßnahmen der FIA
Der Brillenträger hofft deshalb, dass die FIA kommenden Freitag (12. Dezember) auf ihrer Weltratsitzung drastische Sparmaßnahmen beschließt. "Am besten wäre eine Budgetobergrenze. Dann wissen wir, was wir maximal ausgeben können. Wenn die deutlich unter 100 Millionen liegt, ist die Chance, eine Käufer zu finden, erheblich größer." Marketingchef Nick Fry kündigte in der englischen Presse großspurig an, dass man mit drei Interessenten rede. Ross Brawn bremst. "In solchen Situationen finden sich schnell Leute, die Interesse bekunden. Unsere Aufgabe ist es jetzt, wer es wirklich ernst meint, und wer ein tragfähiges Finanzierungskonzept vorweisen kann."