Logistik-Challenge Monaco

Der GP Monaco ist anders als die restlichen Rennen der Saison. Neuling HaasF1 hat auto motor und sport auf eine Boxen-Tour eingeladen und uns die besonderen Herausforderungen des Klassikers gezeigt.
In Monte Carlo ist alles anders. Das geht schon bei den Örtlichkeiten los. Normalerweise liegt das Fahrerlager hinter den Boxen. In Monte Carlo sind es je nach Garage zwischen 300 und 600 Meter Fußmarsch.
In den rennfreien Phasen läuft man über die Strecke von Rascasse bis zur Anthony Noghes-Kurve, und biegt dann einfach rechts ab. Bei Betrieb auf der Strecke geht es über Stock und Stein. Inklusive einer Fußgängerbrücke mit Lastenaufzug. Normalerweise schaut man von der Box auf die Zielgerade. In Monte Carlo führt unterhalb der Boxen.asse die kurze Gerade zwischen Schwimmbad und Rascasse vorbei.
Die großen Formel 1-Trucks sucht man vergebens. Sie werden an 2 Stellen im Fürstentum zwischengelagert. Nach einem ausgeklügelten Plan dürfen sie das Fahrerlager und die Boxen.asse zum Entladen und Beladen anfahren. Immer nur ein Transporter pro Team. Wenn alles Material verstaut ist, geht es auf den Ausweichparkplatz. HaasF1 war das erste Mal da. Und erlebte so manche Überraschung.
HaasF1 mit 9 Trucks beim GP Monaco./strong>
Das US-Team reiste mit 9 Sattelschleppern in das Fürstentum. Sie sind unterteilt in die Kürzel TT1 bis TT7 und MT1 bis MT3. TT1 und TT2 sind bei normalen Rennen die mobilen Konferenzräume. Da sie nicht gebraucht werden, sind sie nach dem Test in Barcelona gleich Richtung Deutschland weitergefahren. In TT3 werden die Ersatzteile im Fahrerlager gebunkert. Es ist der einzige Truck, der am Hafen in zweiter Reihe hinter dem Motorhome parken darf. TT4 hat die Garagen-Einrichtung an Bord.
In TT5 ist die Seefracht eingelagert. TT6 bis TT8 karren weitere Ausrüstungsgegenstände an die Rennstrecke. MT1 bis MT3 bringen das Motorhome. Als Neuling hat HaasF1 das kleinste. Nur 5,50 Meter breit.
Die Trucks TT3 bis TT7 transportieren die Fracht nach Monte Carlo. "Wir behandeln den GP Monaco wie ein Überseerennen", erklärt uns Teammanager Dave O‘Neill. 90 Prozent der Mannschaft fliegt nach dem GP Spanien nach Hause. Der Rest macht durch. GP Spanien, Barcelona-Test, GP Monaco.
Garagen 25 % kleiner als sonst
HaasF1 musste 8 Tage vor dem Rennen vor Ort sein, um mit der Einrichtung der Garagen zu beginnen. Einen Tag später hatte das Motorhome Termin. Das Fahrerlager am Quai Antoine 1er wird nicht etwa von hinten nach vorne besetzt, sondern nach Größe. Die Tempel von McLaren, Mercedes und Ferrari kommen zuerst.
Red Bulls Energy Station wird auf einer Schwimmplattform in den Hafen gezogen. HaasF1 musste sich zwischen Honda und Manor quetschen. Die Truckies sind wahre Manövrierkünstler. Sie müssen ihre Monster auf dem Platz einer Briefmarke rangieren.
Ausnahmsweise sind die Ruheräume für die Fahrer im Motorhome eingerichtet. Die Technik-Trucks fehlen ja. Platzmangel auch in den Boxen. Die Garagen sind 25 % kleiner und niedriger als anderswo, der Boden teilweise schief. Nicht alles kann ausgeglichen werden. Bei Haas fällt der Garagenboden nach hinten ab. Nicht einfach, wenn man das Auto vermessen muss.
In Monaco ist es verboten, den Boxen.oden anzustreichen. HaasF1 lackiert ihn normalerweise in Teamfarben. Also grau. Deshalb werden spezielle Plastikböden auf den rötlichen Asphalt gezogen. Damit es in der Garage aussieht wie im Operationssaal. Elektrizität gibt es nicht etwa von den Stadtwerken. Sämtliche Garagen werden mit Generatoren versorgt, die an einem speziellen Platz aufgestellt sind.
Nicht mehr als 400 Liter Benzin an einem Ort
Hinter der Garage und vor der Leitplanke zur Zielgerade hin haben die Teams einen provisorischen Stauraum. Dort aber wachsen auch einige Bäume. Sie haben schon den Monaco.Sieg von Juan-Manuel Fangio 1950 miterlebt und sind der Stadt heilig. Um auf ebenem Gelände arbeiten zu können, ziehen die Teams spezielle Plattformen ein. Die müssen je nach Baumbestand an der Zielgerade. maßgeschneidert werden.
Teambesitzer Gene Haas staunt nicht schlecht, als ihm sein Teammanager die Plaketten der "Team-Bäume" zeigt. Bei HaasF1 standen die Bäume mit den Nummern 1.758 und 1.759 im Weg . O‘Neill verrät: "Bei Red Bull wächst sogar ein Baum durchs Büro."
Das Ersatzteillager wird durch eine Plane vor Regen geschützt. Maximal 5 Garnituren Reifen pro Fahrer und 400 Liter Benzin passen in das Not-Depot. Die 400 Liter sind eine Vorschrift der Stadt.
Jetzt wird auch klar, warum sich bei Red Bull der Satz Supersoft im hintersten Winkel der Box verstecken kann. Es ist schlicht kein Platz für alle Renn-Garnituren in der ersten Reihe. Und schon gar nicht wenn mit Regenreifen, Intermediates, soft, supersoft und ultrasoft 5 Mischungen im Angebot sind. Der Rest der Ersatzteile muss im Fahrerlager gebunkert werden. Die Teams mieten Quads, um das Material hin und her zu fahren.
Kommandostand steht im ersten Stock
Im ersten Stock über der Garage gibt es Büros für die Technik-Meetings, Räume für das Batterie-Lager, Funkgeräte, Elektronikbausteine, Motoren, Getriebe und Computer. Da steht auch der Kommandostand. Und die 3 großen Server für alle Laptops.
Alle schweren Teile werden mit einem Hubwagen in die obere Etage geliftet. Sonst führt nur eine schmale Treppe hinauf in einem Raum, der durch mehrere Trennwände unterteilt wird.
Monte Carlo ist die einzige Strecke, bei der die Strategen ohne Blick auf die Strecke die Fahrer durch das Rennen navigieren. Der Boxenstopp findet im Rücken des Teams statt. "Wir haben Kameras in der Garage und einen großen Spiegel am Kommandostand, um zu checken, ob die Mechaniker beim Boxenstopp bereit sind und wo die Reifen liegen", erklärt Dave O‘Neill.
Die Kommunikation mit dem Chefmechaniker findet über Funk statt. O‘Neill selbst traut dem Frieden nicht. "Meine jungen Kollegen sind computerhörig. Die schauen beim Boxenstopp nur auf ihre Bildschirme. Ich drehe mich schnell um und kontrolliere durchs Fenster, ob unsere Jungs in Position stehen."
Sämtliche Meetings finden hier im ersten Stock statt. Dafür gibt es 3 Büros. Eines für die Motorleute, eines für das Team, eines für die Vormontage bestimmter Komponenten. Alle Teppiche, Trennwände, Dekorationen und Wandverkleidungen müssen aus schwer entflammbarem Material sein. O‘Neill amüsiert sich: "Jeden Abend kommt die Feuerwehr zur Inspektion."