McLaren vierte Kraft in Ungarn
McLaren reiste mit gemischten Gefühlen nach Budapest. Auf dem Papier sah der Hungaroring nicht wie eine Strecke für den MCL34 aus. Doch die Updates haben das papayagelbe Auto schneller gemacht. Dazu hat sich die Streckencharakteristik gewandelt.
Für McLaren läuft es weiter nach Plan. Während Renault nach seiner Form sucht, Team- und Fahrfehler begeht und nicht kugelsicher ist, nutzt der Traditionsrennstall jede Möglichkeit, die sich bietet. McLaren reiste mit dem Glauben nach Budapest, der 4,381 Kilometer lange Kurs werde die Schwächen des MCL34 stärker offenbaren, als die Stärken zeigen. Das Gegenteil trat ein. Lando Norris und Carlos Sainz qualifizierten sich auf den Startpositionen sieben und acht.
Besser hätte man sich die Ausgangsposition für den GP Ungarn nicht ausmalen können. Beide Autos in Q3, Best of the rest hinter den drei Topteams, Rivale Renault mit einem Auto in Q1 raus, mit dem anderen in Q2. „Wir haben damit gerechnet, hier kämpfen zu müssen. Aber die Bemühungen der letzten Wochen und Monate zahlen sich aus. Unsere Updates haben das Auto wieder besser gemacht“, freut sich Teamchef Andreas Seidl.
Norris führt Mittelfeld an
McLaren führte in Ungarn einen Heckflügel für Strecken ein, die maximalen Anpressdruck verlangen. Dazu gibt es Retuschen am Unterboden. Damit sollen die Schwachstellen ausgemerzt werden. Der MCL34 ist zwar gut in mittelschnellen und schnellen Kurven, dafür mangelt es an Abtrieb in langsamen Ecken.
Die Updates haben das Manko in langsamen Kurven gelindert. Doch noch immer sehen Teamführung und Fahrer verbesserungsbedarf. „ Unsere Konkurrenten sind in langsamen Kurven immer noch schneller“, hält Lando Norris fest. „Wir haben uns aber gesteigert. Dank der Updates und dank einem besseren Verständnis für das Setup. Wir wissen durch die gemachten Erfahrungen besser, was unser Auto verlangt.“
Norris war vor einer Woche in Hockenheim noch im ersten Qualifikationsdurchgang gescheitert. Jetzt führt der Engländer das Mittelfeld an. Den Teamkollegen distanzierte der Youngster um ein halbes Zehntel. „Ich hatte meine Schwierigkeiten mit dem Auto“, erklärt Carlos Sainz. „Im dritten Training fehlte mir das Selbstvertrauen und das Gefühl für das Auto. Im ersten Quali-Durchgang hatte ich viel Verkehr. Die Runden waren deshalb nicht sauber. Es fehlte mir der Rhythmus. Den hatte ich eigentlich erst in Q3. Ab da war ich in Normalform.“ Den ersten Verfolger, Romain Grosjean im Haas, hängte McLaren um eineinhalb Zehntelsekunden ab.
McLaren will langweiliges Rennen
Die Piloten erklären die starke Form in Budapest nicht nur mit den Neuteilen. Beide führen aus, dass der Hungaroring sein Profil geändert habe. Nicht weil er umgebaut wurde. Sondern weil die abtriebsstarken Autos langsame Kurven inzwischen zu schnelleren gemacht haben. „Ungarn ist eine Strecke mit vielen mittelschnellen Kurven geworden“, erklärt Sainz. „Es gibt nur noch wenige wirklich langsame Passagen.“ Sein Teamkollege ergänzt: „Wir können in den mittelschnellen und schnellen Kurven unsere Stärken ausspielen. In Summe macht es dann weniger aus, dass wir in langsamen Kurven einbüßen.“
McLaren will den vierten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft weiter festigen. Nach elf Rennen beträgt der Vorsprung auf Toro Rosso 28 Punkte und auf Renault 31 Zähler. „Wir wünschen uns morgen einen langweiligen Grand Prix.“ Damit die Fahrer auf ihren Startpositionen im Ziel einlaufen.
Teamchef Seidl wird seine Fahrer am Sonntagmorgen zum gemeinsamen Frühstück bitten. „Dann spielen wir verschiedene Szenarien für den Start durch“, sagt der Bayern und lächelt. Was McLaren auf jeden Fall vermeiden will, ist ein teaminternen Zwischenfall in der ersten Kurve. Ungarn soll dem Traditionsrennstall den nächsten Punkteregen bringen. Je größer die Punktelücke zur Konkurrenz, desto mehr können sich die Ingenieure auf das kommende Jahr konzentrieren.
„Das schwierigste in der zweiten Saisonhälfte wird es sein, den Zeitpunkt zu bestimmen, wann wir mit der Entwicklung des aktuellen Autos aufhören und uns komplett dem nächstjährigen Modell widmen“, erklärt Seidl. Da würde es helfen, wenn das Polster bereits so groß ist, dass keine akute Gefahr mehr besteht, noch eingeholt zu werden. Nach der Sommerpause wird McLaren in jedem Fall weitere Updates nachschieben. Das Team verfolgt weiter die Politik der kleinen Entwicklungsschritte. „Das hilft uns beim Verständnis des Autos.“