Mercedes über Gewichtslimit
Mercedes liegt über dem Gewichtslimit, Red Bull genau an der Grenze. Force India musste 13,5 Kilogramm abspecken. Was macht die neuen Autos so schwer? Wir haben nachgefragt.
Es sind die schnellsten, aber auch die schwersten Formel 1-Autos aller Zeiten. Das Mindestgewicht wurde über den Winter von 702 auf 728 Kilogramm angehoben. „Das klingt nicht mehr nach Rennauto“, kritisierte Martin Brundle. Lewis Hamilton bemängelt: „Weniger Abtrieb, dafür 100 Kilogramm weniger wäre besser.“
Trotz des erhöhten Mindestgewichts hatten die Teams Mühe, ihre Autos auf 728 Kilogramm zu trimmen. Mercedes liegt zum Saisonstart sogar um 5 Kilogramm darüber. Das kostet zwei Zehntel in der Rundenzeit. Ein Grund, warum man auf das Wunderfahrwerk verzichtet. Da kämen noch einmal 1,5 Kilogramm dazu. Bei Mercedes spielen viele Faktoren mit hinein. Motor und Getriebe sind schwerer als letztes Jahr. Das Auto ist länger. Aerodynamische Anbauteile mussten verstärkt werden.
Renault-Teams müssen 5 Kilo extra schlucken
Red Bull konnte ursprünglich 5 Kilogramm Ballast unterbringen. Damit ist jetzt Schluss. Renault löste das MGU-K Problem in einer Notoperation dadurch, indem man die Elektromaschine aus dem Vorjahr an den V6-Turbo schraubte. Die wiegt 5 Kilogramm mehr als das gebrechliche 2017er Modell. Auch Toro Rosso und das Werksteam sind in Melbourne um diesen Betrag schwerer unterwegs als bei den Testfahrten. Der Renault R.S.17 hat trotzdem noch etwas Spielraum beim Gewicht.
Force India kann jetzt auch wieder mit Ballast spielen. Das Auto war bei den Testfahrten 10 Kilogramm zu schwer, und hat jetzt 3,5 Kilogramm Untergewicht. Auch die Fahrer mussten sich an der strengen Abmagerungskur beteiligen. Sergio Perez klagt, dass er vor lauter Diät von Hunger geplagt wird. „Hätte er mal im Winter weniger Big Macs gegessen“, urteilten die Ingenieure ungerührt.
Ferrari und sein Satelliten-Team HaasF1 liegen leicht unter der Mindestgrenze. Williams auch. Der FW40 ist allerdings auch das kürzeste Auto im Feld. Länge bedeutet mehr Gewicht. Zehn Zentimeter extra kosten zwischen 2 und 3 Kilogramm, je nachdem, wo man anbaut. Mercedes streckte den Radstand um 26 Zentimeter. Bei Force India waren es sogar 27,9 Zentimeter. Die Mercedes-Teams stellen mittlerweile fest, dass sie mit der Kühlung zu konservativ gebaut haben. Auch da liegen je nach Team noch 2 bis 5 Kilogramm Abspeck-Potenzial.
Mehr Speed verlangt stabilere Teile
Es ist kein Wunder, dass die neuen Autos so schwer geraten sind, und dass die Teams so große Mühe haben, überhaupt noch Ballast im Auto zu platzieren. Die Autos und Flügel sind 20 Zentimeter breiter. Mehr Volumen bedeutet mehr Gewicht. Die zusätzliche Länge bringt noch ein zweites Problem mit sich. Um die gleiche Verwindungssteifigkeit zu erzielen, müssen gewisse Komponenten verstärkt werden.
Die höheren Kräfte in den Kurven verlangen stabilere Aufhängungen, Radträger, Lenkungskomponenten und Befestigungen für die Flügel. Längere Laufzeiten der Motoren erhöhen das Gewicht der Antriebseinheiten. Außer bei denen, die wie Renault in der Vergangenheit deutlich zu viel Gewicht mit sich herumgeschleppt haben. Dickere Bremsscheiben schlagen genauso zu Buche wie die breiteren Räder. Ein Vorderrad samt Reifen wiegt jetzt 0,8 Kilogramm mehr, ein Hinterrad 1,8 Kilogramm. „Das alles summiert sich. Es ist nicht ein großer Beitrag, sondern viele kleine“, erklärt Force India-Technikchef Andy Green. Wäre wie ursprünglich geplant auch noch der Halo eingeführt worden, wäre das Erreichen des Gewichtslimits illusorisch gewesen. „Dann lägen wir alle 15 Kilo drüber.“