Bei den Testfahrten haben sich die Teams für die Startübung
schon einmal in Reih und Glied aufgestellt. Doch wie sieht das
Kräfteverhältnis in Melbourne aus? Wir verraten Ihnen, wie gut die
10 Teams vor dem Saisonbeginn in Form sind ...
1. Mercedes: Es ist wie verhext. Der Mercedes-Motor ist weiter
das Maß aller Dinge, auch wenn Teamchef Toto Wolff den
Ferrari-Motor stark redet. Der Topspeed-Rekord von Bottas mit 334,3
km/h sagt etwas anderes.
Das W09-Chassis machte einen exzellenten Eindruck. In den Kurven
konnte nur Red Bull mithalten. Die Ingenieure haben dem Auto alle
Flausen ausgetrieben. Weltmeister Hamilton ist entspannt wie
nie.
2. Red Bull: In der Zeitentabelle auf Platz 3, nach
GPS-Messungen Kronprinz hinter Mercedes. Red Bull sieht sich vom
Chassis auf Augenhöhe mit Mercedes, von der Fahrerpaarung sogar
besser.
Vom Motor muss noch mehr kommen als die 20 PS Steigerung im
Vergleich zum Vorjahr. Renault verspricht noch einmal den gleichen
Schritt. Immerhin stimmt die Standfestigkeit. Verstappen und
Ricciardo spulten 3.645 Kilometer ab.
3. Ferrari: Ferrari fuhr die schnellsten Runden in Barcelona,
doch Freude wollte keine aufkommen. Man wusste, dass die Zeiten
nicht gereicht hätten, wenn Mercedes ernst gemacht hätte.
Wahrscheinlich noch nicht einmal für Red Bull.
Vettel sprach von Rätseln, die noch gelöst werden müssten. Der
Abtrieb ist noch nicht konstant genug, der Spritverbrauch zu hoch.
Hat Ferrari vielleicht nur geblufft? Eher unwahrscheinlich.
4. HaasF1: Der neue HaasF1 VF-18 war die Sensation in Barcelona.
Im direkten Vergleich zu Ferrari fehlten nur ein paar Zehntel.
Magnussen und Grosjean ließen die Finger von den Hypersoft-Reifen
und lagen trotzdem in den Top Ten.
Auch die Rennsimulation überzeugte. Das Auto ist unkompliziert
und unauffällig. Vielleicht der Schlüssel zum Erfolg. In Melbourne
kommen ein neuer Unterboden und Bremsbelüftungen.
5. Renault: Renault begann stark und verlor am Ende der
Testfahrten an Boden. Plötzlich klagten Hülkenberg und Sainz über
Balanceprobleme. Und es schlichen sich Defekte ein.
Die Basis des Autos stimmt jedoch. Renault wird im Verlauf der
Saison die Power eines Werksteams ausspielen. 680 Menschen in
Enstone können schneller entwickeln als 405 bei Force India oder
220 bei HaasF1.
6. McLaren: McLaren kletterte erst am letzten Testtag auf Rang
6. Obwohl ein Turboladerschaden den sechsten Defekt am achten Tag
brachte. Wegen der langen Standzeiten konnte McLaren nicht sein
komplettes Testprogramm abspulen.
Teamchef Boullier schließt böse Überraschungen in den ersten
Rennen nicht aus. Immerhin, der Speed stimmt. Doch das Auto ist
unter der engen Verkleidung viel zu kompliziert gebaut.
7. Force India: Force India trat in Barcelona nur mit einer
Basisversion des VJM11 an. Für zwei Aero-Upgrades bis zum
Saisonstart fehlte das Geld. Also kommt alles in einem Paket in
Melbourne.
8. Toro Rosso: Toro Rosso und Honda sind schon eine Einheit.
Gasly und Hartley legten 822 Runden zurück, fast so viel wie
Ferrari. Die letzte Spezifikation des Honda-Motors stand die zweite
Testwoche klaglos durch.
Laut Toro Rosso hat der japanische V6 schon fast so viel
Leistung wie der Renault. Das Auto ist trotz des späten
Entwicklungsbeginns einfach zu fahren. Das hilft den relativ
unerfahrenen Piloten.
9. Williams: Williams ist mit großen Problemen in den Testwinter
gestartet. Der neue FW41 überrascht seine Piloten mit abrupten
Balanceverschiebungen. Stroll und Neuling Sirotkin sind
überfordert. Testfahrer Kubica muss die Entwicklungsarbeit
leisten.
Williams verzichtete als einziges Team auf eine Rennsimulation.
Die Ingenieure suchten verzweifelt nach einem Setup, das den
Fahrern Vertrauen ins Auto gibt.
10. Sauber: Das mutigste Auto im Feld kam erst nach der
Nachrüstung in der zweiten Woche auf Speed. Die Ingenieure müssen
ihr Produkt erst verstehen lernen.