Lotus 18 mit nacktem Rahmen und Lotus 25 in British Racing
Green: Der eine war 1960 der erste Rennwagen mit Mittelmotor von
Lotus, der andere 1963 das Weltmeisterauto von Jim Clark.
Wir haben das Classic Team Lotus in Hethel, England, besucht.
Das Werksteam für historischen Motorsport führt Clive Chapman, Sohn
des berühmten Colin Chapman. Im Vordergrund: ein Lotus 72, hinten
links ein weiterer 72er. Hinten rechts der Lotus 12 von 1956.
Mit dem Lotus 91 gewann der Italiener Elio de Angelis in
Österreich 1982 seinen ersten Grand Prix. Es kam noch ein zweiter
in der Karriere hinzu. Das Foto an der Wand zeigt Graham Hill und
die Lotus-Truppe in Indy 1968.
Die ruhmreiche Lotus-Geschichte präsentiert sich nicht in einem
Museum, sondern haust in einem etwas heruntergekommenen
einstöckigen Gebäude mit grünen Holzportalen und Metalltüren.
Clive Chapman (links) führt das Classic Team Lotus zusammen mit
Teammanager Chris Dinnage. Dinnage war bei Lotus in den 1980ern der
Mechaniker von Ayrton Senna.
Viele der Rennautos in der Werkstatt sind Sammlerstücke reicher
Privatmänner. Chapman und seine Mannschaft kümmern sich um die
Rennautos, warten die Technik, reparieren und restaurieren.
„Die Marshalls mussten ihn aus dem Auto schneiden“, erzählt
Chapman. Vorne links sind die alten Wunden am Chassis noch zu
erkennen. Ein neues Teil musste eingeschweißt werden.
Zwischen 1970 und 1975 brachte der Lotus 72 als Nachfolger des
49 sowohl Erfolg als auch Leid über das Team. Jochen Rindt gewann
darin 1970 als einziger Fahrer der Geschichte postum den
WM-Titel.
Die Bremsscheiben versteckte Chapman im Lotus 72 innen unter der
Verkleidung, was an den gestrippten Exemplaren in der Werkstatt gut
sichtbar ist. Dadurch sollten die ungefederten Massen verringert
werden.
Die Schutzvorrichtung entspricht nicht dem Original, sondern
baut deutlich höher. Die Regeln verlangen es so bei historischen
Grand Prix. Das Auto entwickelte Lotus für die Formel Junior. 118
Exemplare wurden gebaut.
Elio de Angelis war der große Held in der Kindheit von Clive
Chapman. Er wurde 1958 in Rom geboren und verstarb 1986 bei
Testfahrten in Le Castellet in einem Brabham.
Auch hier verrichtet ein Cosworth-V8 sein Werk. Das
Dreiliter-Aggregat kam 1967 mit Lotus in die Formel 1 und überlebte
bis 1984 in unterschiedlichen Leistungsstufen. Es war eines der
bedeutensten Triebwerke in der Geschichte der Königsklasse.
Auf der Fahrzeugfront liegen die Aufkleber für Startnummer und
den damaligen Sponsor John Player Special. Die Zigarettenmarke gab
dem 72 seine schwarz-goldene Lackierung.
Lotus 16 aus dem Jahr 1958/59, damaliges Einsatzgebiet: Formel 1
und Formel 2. Der Gitterrohrrahmen bindet vor dem Cockpit einen
2,5-Liter-Vierzylinder von Coventry-Climax ein. Leistung: etwa 240
PS. „Im Prinzip ein Lotus 12 auf Steroiden“, flappst Chapman.
Es war das letzte Mal, dass sein Vater einen Motor im
Fahrzeugbug installieren ließ. 1959 hatte Cooper mit dem T51 die
Mittelmotor-Revolution eingeleitet. Chapman zog ab 1960 mit dem
Lotus 18 nach.
Colin Chapman mit ausgebreiteten Armen, links Elio de Angelis,
rechts Nigel Mansell. Beide sitzen auf dem Lotus 91. Das Bild
stammt aus Brands Hatch 1982. Wenige Monate später verstarb der
geniale Chapman an einer Herzattacke.
Clive Chapmans Mannschaft reist wie früher zu Rennen rund um den
Globus. Die Kunden bezahlen. 2016 brüllten die Lotus-Rennwagen an
23 Wochenenden auf 25 Veranstaltungen.
Große Highlights sind die Rennen der FIA-Serie für historischen
Motorsport. Ein großer Unterschied zu früher: Die Anzahl der Fahrer
hat sich vervierfacht. „Zusammen haben es unsere Kunden 2016 auf
114 Starts gebracht“, referiert Chapman. „In 108 Fällen kamen sie
ins Ziel.“ Das spricht für die Zuverlässigkeit.
Der Lotus 91 war noch ein Rennwagen, der sich dem Ground Effect
bediente. Das steigerte den Abtrieb. 1983 setzte die FIA dem bunten
Treiben ein Ende, und verbannte Ground-Effect-Autos auf die
schwarze Liste. Die Bremsen beim 91 wurden mit Wasser gekühlt.
Lotus 56: Den Indy-Renner trieb eine Gasturbine an.
Allradantrieb war gesetzt. Auch in der Formel 1 experimentierte
Chapman mit Allrad. Doch der Erfolg blieb aus.
Chapman folgte 1960 dem Cooper-Mittelmotoransatz. Eines der
Fahrzeuggestelle des Lotus 18 (Gitterrohrrahmen ca. 27 Kilo) lagert
in einem Nebenraum. Mit der Startnummer 24 wie sie das Auto von Jim
Hall beim GP USA 1960 getragen hatte. Stirling Moss beschenkte
Lotus im selben Jahr in Monaco mit dem ersten Sieg der
Teamgeschichte.
Der Lotus 78 war ein Abtriebs-Monster dank Ground Effect. Die
Wirkung von umgekehrten Flügelprofilen in den Seitenkästen
entdeckte Lotus durch Zufall. Der Aufbau eines Windkanal-Modells
war bei zu heißen Temperaturen abgesackt.