Der Sieger in Monza hieß Alpha Tauri. In unserem Formcheck kommt
es aber nicht auf das Ergebnis sondern nur auf den Speed an. Wir
haben die Leistungen der zehn Teams genau analysiert...
1. Mercedes - Mercedes ist noch dominanter als sonst. Die
Silberpfeile fuhren im Qualifying 0,808 Sekunden vor dem Feld her.
Das ist auf den Kilometer umgerechnet deutlich überlegener als in
Spa. Mercedes feiert am Samstag auch ohne Party-Modus eine Party.
Weil sie durch Verzicht auf Leistungsspitzen am Wochenende eine
Motoreinstellung jetzt 400 Kilometer lang fahren können, die vorher
vielleicht nur für 300 Kilometer vorgesehen war.
Mercedes investierte den PS-Vorteil zum Teil in etwas mehr
Abtrieb. Das sollte den zu Ballons aufgepumpten Reifen mehr Grip
geben. Eigentlich ging der Weltmeister davon aus, das Rennen mit
zwei Autos anzuführen und an der Spitze sein Tempo zu fahren. Doch
Hamilton und Bottas fielen ins Feld zurück. Und da wurde der
fehlende Top-Speed zum Problem.
Bottas klagte über Gripverlust in Rechtskurven. Schlecht in
Monza, wo sieben der elf Kurven rechtsherum drehen. Der Finne blieb
im Verfolgerfeld eingemauert. Hamilton schnupfte bei seiner
Aufholjagd acht Gegner auf. Trotzdem zeigte sich: Im Verkehr ist
dieser Mercedes nicht mehr so überlegen wie bei freier Fahrt.
2. Red Bull - Monza war nur ganz selten ein gutes Pflaster für
Red Bull. Das liegt nicht nur daran, dass man im Team seit zehn
Jahren über zu wenig Power für die schnellste Strecke im Kalender
klagt. Auch das Auto war kein Hit. Verstappen und Albon fanden mit
dem Highspeed-Aerokit keine Balance. Egal, welche Flügelanstellung,
die Rundenzeiten blieben immer gleich. McLaren und Racing Point
waren schneller.
Mit einer Schwäche musste McLaren leben. „Mit der Abstimmung für
minimalen Abtrieb ist unser Auto in den Turbulenzen extrem anfällig“
, klagte Sainz. Der Zweite des Rennens stolperte möglicherweise
über dieses Problem. Neun Runden vor Schluss hatte er den Rückstand
auf Gasly unter zwei Sekunden gedrückt. Aber erst sieben Runden
später lag er im DRS-Bereich.
4. Racing Point - Nachdem Spa in die Hosen gegangen war, blickte
Racing Point mit Spannung auf Monza. Verliert der RP20 umso mehr,
je weniger Abtrieb gefahren wird? Monza gab die beruhigende
Antwort. Offenbar nicht. Racing Point war im Autodrom die
viertschnellste Kraft. Also lag es in Spa an anderen Gründen, dass
nur drei Punkte heraussprangen.
Die Racing-Point-Ingenieure tun sich noch immer schwer, überall
das Maximum aus ihrer Mercedes-Kopie herauszuholen. So ganz
verstanden ist der RP20 immer noch nicht. Hoffentlich wird die
Konfusion nicht größer, wenn in Mugello der erste Teil des einzigen
großen Aero-Upgrades für diese Saison debütiert.
7. Ferrari - Monza war ein Spiegelbild von Spa. Kein Speed auf
den Geraden, kein Abtrieb in den Kurven. Vettel fiel schon im Q1
durch den Rost, weil ihn Ferrari in den Verkehr schickte. Leclerc
zauberte am Lenkrad und schaffte das Q2. Zum Aufstieg ins Q3
fehlten mehr als zwei Zehntel. Auf schnellen Strecken ist Ferrari
Schlusslicht im Mittelfeld, hart bedrängt von Alfa Romeo.
Das Rennen war eine noch größere Ohrfeige für die Tifosi. Bei
Vettel kochten schon nach fünf Runden die Bremsen. Leclerc rauschte
in der Parabolica mit hohem Tempo in den Reifenstapel. Weil er mit
zu viel Risiko Defizite beim Auto wettmachen wollte. Ferrari
festigte seine Position als das Team, das die wenigsten
Rennkilometer zurückgelegt hat.
9. Haas - Schon wieder ein Motorproblem bei Haas. Erneut bei
Magnussen. Sein Ausfall stellte das Rennen auf den Kopf. Die
Amerikaner sollten einen Bonus-Punkt bekommen, weil sie für
Spannung gesorgt haben. Das wird sie nicht trösten. Grosjean fuhr
in einem makellosen Rennen ohne Geschenke auf Platz 12. „Das ist
unser Limit. Aus eigener Kraft kommen wir nicht in die Punkte“,
bilanziert Teamchef Steiner.