Wirbel um Hamilton T-Shirt
Die FIA will untersuchen, welche Art politischer Meinungsäußerung im Rahmen eines Grand Prix erlaubt ist. Anlass dafür gab Lewis Hamilton, der auf dem Mugello-Podium ein T-Shirt mit einer antirassistischen Botschaft trug.
Als einziger schwarzer Formel-1-Pilot hat sich Lewis Hamilton schon immer besonders für die Rechte von Minderheiten und gegen Rassismus aller Art eingesetzt. Im Zuge der "Black-Lives-Matter"-Bewegung (BLM) in den USA begann der Mercedes-Pilot zum Neustart der aktuellen Saison sein Engagement auch verstärkt im Rahmen der Grand-Prix-Wochenenden öffentlich zu zeigen.
So räumen die Verantwortlichen den Piloten auf Initiative Hamiltons vor jedem Rennen ein paar Minuten Zeit ein, um ein gemeinsames Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Auch seinen eigenen Arbeitgeber forderte Hamilton auf, die Initiative für Toleranz und Gleichberechtigung zu unterstützen. Das führte zum Beispiel dazu, dass die Silberpfeile dieses Jahr ganz in Schwarz unterwegs sind.
Beim Toskana-Grand-Prix legte Hamilton noch eine Schippe drauf. Während die anderen Piloten bei der Zeremonie in der Startaufstellung wie üblich T-Shirts mit dem Slogan "End Racism" trugen, hatte sich der Weltmeister den Spruch: "Arrest the cops who killed Breonna Taylor" auf sein Oberteil drucken lassen.
Politische Botschaft auf dem Podium
Der Satz bezieht sich auf einen Vorfall, der vor allem in den USA für große Proteste gesorgt hatte. Eine schwarze Frau war im März in Kentucky wegen einer Verwechslung von der Polizei in ihrem eigenen Haus erschossen worden. Wie viele andere prominente BLM-Aktivisten forderte Hamilton mit dem T-Shirt, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Hamilton trug das T-Shirt mit der deutlichen Botschaft nicht nur in der Startaufstellung vor dem Rennen, sondern auch noch auf dem Podium, was in den sozialen Medien ein geteiltes Echo fand. Viele Fans lobten den F1-Star für sein Engagement in der guten Sache. Kritiker führten wiederum an, dass der Sport nicht als Bühne für politische Meinungsäußerungen missbraucht werden sollte.
Nun hat sich auch die FIA in den Fall eingeschaltet. Die Statuten des Weltverbands verbieten eigentlich die Verbreitung politischer Botschaften im Rahmen von Rennveranstaltungen. Laut "BBC" wollen die Regelhüter aber keine offizielle Untersuchung gegen Hamilton einleiten. Geklärt werden soll allerdings, was im Rahmen eines Grand-Prix-Wochenendes erlaubt ist und was nicht.
Hamilton als Präzedenzfall
Die Verantwortlichen hätten in diesem Fall auch nicht viel zu gewinnen. Hamilton für den Einsatz in einer guten Sache zu kritisieren oder gar zu bestrafen, würde in der aktuellen Debatte sicher nicht gut in der Öffentlichkeit ankommen.
Auf der anderen Seite müssen die F1-Bosse aber auch Grenzen setzen, bevor andere Piloten die Situation um Hamilton als Präzedenzfall anführen, um eigene Botschaften loszuwerden. Man stelle sich zum Beispiel vor, ein Fahrer setzt sich auf dem Podium in China oder Russland für die Einhaltung der Menschenrechte ein. So etwas können die Rechteinhaber aus Angst vor Einahmeausfällen nicht tolerieren.
Während die Formel 1 also noch um den richtigen Umgang mit dem Thema diskutiert, ist man in den USA schon einen Schritt weiter. In den großen Profi-Sportligen wie der NBA (Basketball), der NFL (American Football) oder NHL (Eishockey) tragen die Athleten die Anti-Rassismus-Botschaften zum Teil gut lesbar auf ihren Trikots. Das Thema wird in den TV-Übertragungen, zum Beispiel durch Einspieler in den Pausen, immer wieder in den Fokus gerückt.
Mercedes-Unterstützung für Hamilton
Hamiltons Arbeitgeber sieht die Angelegenheit übrigens ganz locker. Mercedes-Teamchef Toto Wolff sicherte seinem prominenten Angestellten noch einmal die volle Unterstützung zu. "Es ist allein seine Entscheidung. Wir kämpfen als Team zusammen gegen Rassismus und Diskriminierung. Wir werden ihm jede Unterstützung zukommen lassen, die möglich ist." Dass die Teamsponsoren bei der Podiumszeremonie auf dem Rennoverall nicht mehr zu sehen waren, wollte man zumindest öffentlich nicht kritisieren.
Ein Ziel hat Hamilton schon erreicht. Durch die Debatte über sein T-Shirt wurde das Thema wieder in die Öffentlichkeit gebracht. Der BLM-Bewegung geht es vor allem darum, die Gesellschaft wachzurütteln und auf die Probleme aufmerksam zu machen. Es ist also davon auszugehen, dass der Weltmeister auch in Zukunft Nadelstiche im Kampf gegen Rassismus setzen wird.