Toro Rosso das neue A-Team
Verkehrte Welt bei Red Bull. Toro Rosso kommt vor dem A-Team ins Ziel. Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat kämpften mit den Bremsen und den Reifen. Die Wahrheit aber ist: Der Toro Rosso STR10 ist im Moment das bessere Auto.
Es war ein schöner Mannschaftserfolg. Auf den Plätzen 7 bis 10 staffelten sich vier Autos mit dem roten Bullen im Logo: Toro Rosso - Toro Rosso - Red Bull - Red Bull. Bei Toro Rosso wurde gefeiert. Teamchef Franz Tost: "Ich bin stolz auf meine Mannschaft und meine Fahrer."
Nur Red Bull konnte nicht lachen. Drei Punkte sind aus Sicht eines WM-Kandidaten Magerkost. Doch vom WM-Titel ist Red Bull so weit entfernt wie zuletzt 2008. Auch damals war Toro Rosso besser. In der WM liegt der Juniorpartner mit 12:11 Zählern vor Red Bull. Das grenzt an Majestätsbeleidigung.
Teamchef Christian Horner suchte nicht nach Entschuldigungen, auch wenn es für das Ergebnis Erklärungen gab. "Wir hatten Probleme mit den Bremsen. Sie wurden zu heiß, speziell im Verkehr. Dadurch litten auch die Reifen. Der Gripabbau war extrem hoch. Für uns war das Rennen ein Survival-Trip."
Ricciardo verlor 30 Punkte Abtrieb./strong>
Dazu kamen Feindberührungen. Daniil Kvyat beschädigte seinen RB11 bei einer Kollision mit Nico Hülkenberg. Daniel Ricciardo ramponierte sich im Startgetümmel den Frontflügel an Nico Rosbergs Mercedes. Der Red Bull mit der Startnummer 3 verlor 30 Punkte Abtrieb. Deshalb kämpfte der Australier mit dem Rücken zur Wand.
Red Bull überlegte kurz, den Frontflügel zu tauschen, verwarf aber die Idee. "Die Rundenzeiten stabilisierten sich eine Weile. Deshalb fürchteten wir durch den Wechsel mehr Zeit zu verlieren als auf der Strecke. Im Rückblick hätten wir es vielleicht doch tun sollen", erzählte Horner.
Immerhin gab es an der Motorenfront Entspannung. Teamberater Helmut Marko atmete auf: "Wir sind mit der Software wieder auf Stand der Testfahrten. Damit konnten wir die volle Leistung abrufen. In Melbourne mussten wir die Power um 80 PS zurückschrauben, um überhaupt fahren zu können."
Gleichzeitig schießt der Österreicher auf das Reglement: "Mit der dummen Token-Regelung ist es unmöglich, unseren Rückstand innerhalb einer Saison aufzuholen." Und wie fühlt sich der elastischere Motor im Cockpit an? "Besser, aber immer noch verbesserungswürdig", grinst Ricciardo.
Toro Rosso hat die kurze Nase schon
Red Bull muss sich aber auch an die eigene Nase fassen. Das Ergebnis ist kein Zufall. Max Verstappen und Carlos Sainz haben zusammen die Erfahrung von vier GP-Starts. Sie kamen aber vor einem dreifachen GP-Sieger und einem Fahrer ins Ziel, der bereits eine GP-Saison auf dem Buckel hat. Red Bull operiert mit dem doppelten Budget von ToroRosso. Der Zeitunterschied in der Qualifikation sprach jedoch nur minimal für Red Bull.
Sainz kam als einziger neben Sieger Sebastian Vettel mit zwei Boxenstopps über die Distanz. "Für uns unmöglich", gab Horner zu. Da beide Teams den gleichen Motor haben, lässt das nur einen Schluss zu: Der Toro Rosso STR10 ist im Moment das bessere Auto. Er hat die kürzere Nase schon. Red Bull noch nicht. Bis jetzt ist der Crashtest eine unüberwindbare Hürde.
Toro Rosso-Technikchef James Key verspricht: "Unsere Nase wird noch kürzer." Es heißt um vier Zentimeter. Bei Red Bull steht die Aero-Entwicklung still, weil alles am Konzept der Kurznase hängt. "Wenn die neuen Teile mal kommen, machen wir einem signifikanten Schritt", verspricht Marko.