Renault in Schwierigkeiten
Renault lieferte sich in der Qualifikation ein Duell mit McLaren um die Plätze hinter den drei Topteams. Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg landeten zwischen den beiden Kundenautos. Das dicke Ende kam fünf Stunden nach dem Abschlusstraining.
Eigentlich war Renault ganz zufrieden mit dem zweiten Arbeitstag in Singapur. Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg qualifizierten sich für die Startplätze 8 und 9. Und das auf einer Rennstrecke, die nicht unbedingt das ideale Terrain für die gelbschwarzen Autos ist. „Wenn wir mit viel Abtrieb fahren müssen, treten die Schwächen des Autos wieder stärker auf als zuletzt in Spa und in Monza“, erklärte Hülkenberg. Dass es trotzdem ordentlich lief, hat vermutlich die gleichen Gründe wie bei Ferrari. Der Marina Bay Circuit bietet hauptsächlich einen Kurventyp. Das erleichtert es, eine gute Balance für das Auto zu finden.
Fünf Stunden nach Ende des Trainings wurde die gute Stimmung im Lager des Werksrennstall getrübt. Die Sportkommissare nahmen Daniel Ricciardo aus der Wertung, weil in einer seiner Q1-Runden die maximale Energieabgabe von 120 Kilowatt durch die MGU-K überschritten wurde.
Die drei Topteams waren unerreichbar für Renault. Dahinter fand ein Duell mit McLaren um die Plätze 7 bis 10 statt. Eines wurde gewonnen, das andere verloren. „Die Zeit von Sainz hätte ich nicht fahren können“, gab Ricciardo zu. Der Spanier war zwei Zehntel schneller als der besser platzierte Renault. Lando Norris dagegen musste sich hinter den beiden Werksrennern anstellen. Der Rookie verlor die entscheidende Zeit in Kurve 14 durch einen Fehler. Hülkenberg blieb kritisch: „Schaut euch Landos Q2-Zeit an. Seine 1.37,5 Minuten lag für uns nicht drin. Wenn wir die schnellsten McLaren-Zeiten des Tages nehmen, dann liegen wir fünf bis sechs Zehntel hinter ihnen. Das ist eindeutig zu viel.“
Ist der elfte Startplatz besser als der achte?
Daniel Ricciardo fand erst am Samstag seinen gewohnten Speed. Trotzdem war er mit seiner Vorstellung in der Qualifikation nicht ganz zufrieden. „Das Auto war auf Messers Schneide. Es wäre klüger gewesen, das Tempo etwas langsamer aufzubauen. Ich wollte zu früh ans Limit. Dabei sind mir ein paar Rutscher unterlaufen. Dabei habe ich mir für den letzten Teil der Runde die Reifen ruiniert.“ Hülkenberg bestätigte: „Es ist hier schwierig, die Reifen zu managen. Startplatz 9 ist akzeptabel, aber unser Anspruch sollte sein, vor den McLaren zu liegen.“
Der Renault R.S.19 ist nicht plötzlich auf langsamen Strecken besser geworden. Außer neuen Dämpfern an der Hinterachse hatten die Ingenieure nichts im Angebot. Ricciardo schreibt den vermeintlichen Fortschritt dem besseren Verständnis für das Auto zu: „Wir wissen jetzt besser, wie wir das Auto abstimmen sollen.“
Bei Renault gab es vor der Qualifikation viele Diskussionen, was für das Rennen die bessere Ausgangsposition ist. Ein Startplatz in den Top Ten mit einem Start auf den heiklen Soft-Reifen, oder Platz 11 und freie Reifenwahl. Fernando Alonso und Carlos Sainz haben letztes Jahr mit einem ersten Stint auf den härteren Reifen ihre Konkurrenten in den Top Ten ausgetrickst. Ricciardo meinte: „Platz 8 ziehe ich Platz 11 vor. Wenn ich Zehnter geworden wäre, hätte ich lieber Platz 11 genommen. Es wird nicht einfach, bei einem Start auf den Soft-Reifen mit einem Stopp über die Distanz zu kommen.“ Das Problem wird ihm bleiben. Nur die Ausgangssituation ist bedeutend schlechter. Nach der Disqualifikation startet Ricciardo vom letzten Platz.
Hülkenberg fürchtet, dass der elfte Startplatz wie im Vorjahr Vorteile bietet. „Gasly im Toro Rosso kann uns von seinem Startplatz aus gefährlich werden. Die hatten bei den Longruns einen guten Speed. Unser Glück ist, dass McLaren mit den Reifen in unserem Boot sitzt.“
Ein Randstein bringt Renault in Schwierigkeiten
Das dicke Ende bahnte sich dreieinhalb Stunden nach Ende der Qualifikation an. Der FIA-Delegierte Jo Bauer entdeckte einen Regelverstoß und meldete das Vergehen den Sportkommissaren. Die MGU-K im Renault mit der Startnummer 3 lieferte für einen kurzen Moment mehr als die erlaubten 120 Kilowatt Leistung ab. Renault wäscht seine Hände in Unschuld. Die Leistungsspitze trat nur in einem der beiden Autos auf, und das in einer einzigen Runde im Q1, die noch nicht einmal die schnellste und damit für das Weiterkommen nicht entscheidend war. Die Erklärung der Techniker: Es passierte bei einem Ritt über einen Randstein, auf dem beide Hinterräder für den Bruchteil einer Sekunde in der Luft waren. In diesem Moment überdrehte die Elektromaschine MGU-K und lieferte mehr Leistung als erlaubt ab. Auf die Rundenzeit hatte das einen mikroskopischen Einfluss: Weniger als eine Tausendstelsekunde.
Um drei Uhr morgens Ortszeit präsentierten die Sportkommissare Tim Mayer, Enzo Spano, Nish Shetty und Mika Salo ihr Urteil. Der Bewerber mit der Startnummer 3 wird disqualifiziert. Daniel Ricciardo darf am Rennen teilnehmen, muss aber von hinten starten. In ihrer Begründung gaben die Richter an, dass es bei einer Verletzung des Technischen Reglements keine Rolle spiele, ob der Regelverstoß einen Vorteil gebracht hat oder nicht. Auch die Erklärung von Renault, wie es zu der Leistungsspitze kam, ist aus Sicht der Sportkommissare irrelevant. Es mache keinen Unterschied, ob Absicht oder Zufall dazu geführt hat, dass das Auto nicht den technischen Regularien entsprochen hat.