Aston Martin wird F1-Werksteam
Trotz Corona-Krise und finanzieller Schieflage hält Aston Martin an den Plänen fest, Racing Point als eigenes Werksteam in der Formel 1 an den Start zu bringen. Die Kapitalerhöhung des Sportwagenbauers konnte erfolgreich abgeschlossen werden.
Bei Aston Martin wurde in den letzten Wochen und Monaten hinter den Kulissen viel verhandelt, um die britische Traditionsmarke vor der Pleite zu retten. Nun konnte der neue Großinvestor Lawrence Stroll endlich den Abschluss der Teilübernahme des Autobauers verkünden.
Demnach sammelte Aston Martin insgesamt rund 600 Millionen Euro an frischem Kapital ein. Knapp die Hälfte davon stammt vom "Yew Tree Consortium", dem eine ganze Reihe von Investoren unter der Führung von Stroll angehören.
Teil des Deals war, dass der kanadische Milliardär künftig als geschäftsführender Aufsichtsrat fungiert. Und dass Aston Martin in der Saison 2021 mit einem eigenen Werksteam in der Formel 1 an den Start geht, um das Image der Marke zu stärken und Werbung für die geplanten neuen Mittelmotor-Sportwagen zu machen.
Aus Racing Point wird Aston Martin
Aston Martin wird dabei aber keinen ganz neuen Rennstall aufbauen. Stattdessen benennt sich das ebenfalls im Besitz von Lawrence Stroll befindliche Racing-Point-Team einfach um. Dabei ist zu erwähnen, dass die enge Technik-Kooperation mit Mercedes weiterlaufen wird. Die Marke mit dem Stern liefert auch weiter die Motoren.
Mit der Neuformierung des Aston-Martin-Werksteams endet 2021 allerdings das Sponsor-Engagement von Aston bei Red Bull. Laut Teamchef Christian Horner läuft der Vertrag mit dem aktuellen Titelsponsor Ende 2020 einfach aus. Red Bull verzichtet zudem darauf, die bestehende Exklusivitätsklausel zu ziehen, um den Weg für die neue Aston-Partnerschaft mit Racing Point freizumachen.
Lawrence Stroll hofft, dass er den finanziell angeschlagenen Autobauer wieder in ruhigeres Fahrwasser navigieren kann: "Nachdem jetzt der ganze Papierkram abgeschlossen ist, kann ich nun meine ganze Aufmerksamkeit darauf verwenden, eine neue Strategie zu implementieren, damit diese fantastische Marke in den nächsten Jahren noch erfolgreicher wird", erklärte der 60-Jährige zum Abschluss seines Investments.
Das Engagement als Werksteam sieht der neue Geschäftsführer als Win-Win-Situation sowohl für Aston Martin als auch für die Formel 1. "Eine Marke mit der Tradition und der Historie von Aston Martin muss einfach in der höchsten Motorsport-Kategorie mitmischen. Für die Formel 1 ist das die aufregendste Geschichte in jüngster Vergangenheit. Das ist toll für alle Parteien, die in dem Sport dabei sind, vor allem natürlich für die Fans."
Technologie-Transfer in die Straßensportler
Das F1-Engagement sei der zentrale Pfeiler der neuen Marketing-Strategie des Unternehmens. Stroll kündigte an, dass es zwischen dem F1-Team und den Straßensportwagen einen Technologie-Transfer geben soll. "Die Bereiche werden eng zusammenarbeiten, damit wir sicherstellen, dass unsere Straßenautos auch die DNA unseres Erfolgs auf der Rennstrecke teilen."
Stroll verspricht in diesem Zuge weitere Investitionen in den Rennstall, der in Silverstone beheimatet ist. Noch in dieser Saison werde man die positiven Ergebnisse dieses Investments auf der Strecke erkennen können, prophezeit der Geschäftsmann aus Montreal. "Ich habe keinen Zweifel, dass das Team mit der Herausforderung wächst und dem Namen Aston Martin alle Ehre macht."
Aktuell kann Racing Point seine verbesserte Form aber noch nicht unter Beweis stellen. Die Corona-Krise sorgt für Stillstand in der Königsklasse. "Als echte Racer sind wir in der aktuellen Situation natürlich etwas frustriert. Das Team unterstützt in der Zwischenzeit das ‚Project Pitlane", das die Produktion von Beatmungsgeräten beschleunigen soll. Ich habe aber eine langfristige Vision für die Formel 1. In dieser langen Reise ist das gerade nur eine zwischenzeitliche Pause", so Stroll.