Trainingsanalyse GP England 2017
Mercedes ist so stark wie noch nie in dieser Saison. Eine Runde und im Longrun. Die Silberpfeile kleben auf dem Asphalt. Hauptgegner Ferrari hat noch nicht den Grip gefunden. Und Red Bull ist nicht so stark wie erwartet.
Das Trainingsergebnis erinnert an die letzte Saison. Mercedes allein auf weiter Flur. Im ersten Training hängte Valtteri Bottas den schnellsten Red Bull um 0,498 Sekunden ab. Auf den härteren Reifen als Max Verstappen. Am Nachmittag wurden alle Bestzeiten mit den Supersoft-Reifen erzielt. Wieder führte Bottas die Rangliste an. Diesmal um 0,332 Sekunden vor dem besten Ferrari.
Lewis Hamilton war auf dem Weg zur Bestzeit, als ihn ein Quersteher in Becketts viel Zeit gekostet hat. Beim zweiten Versuch konnte Hamilton DRS nicht einsetzen. Eine gelbe Flagge irgendwo auf der Strecke untersagte es den Fahrern, den Heckflügel zu öffnen. Niki Lauda warnte: „Passt auf, was der Lewis morgen auf die Bahn zaubert.“ Im Longrun ergibt sich ein ähnliches Bild. Mercedes liegt im Schnitt drei Zehntel vor Ferrari und viereinhalb Zehntel vor Red Bull. Egal ob auf Soft- oder Supersoft-Reifen.
Beim Medium-Gummi gab es keinen Vergleichsmaßstab. Den probierte nur Bottas. Wahrscheinlich um für den Sonntag gleich alternative Strategien auszuprobieren. Bottas wird wegen eines Getriebewechsels wie Hamilton in Österreich fünf Startplätze verlieren. Die Entscheidung fiel nach dem zweiten Training.
Der Mercedes-Vorteil in einem Wort: Aerodynamik./strong>
Die Überlegenheit der Silberpfeile lässt sich in ein Wort fassen: Aerodynamik. Die langen Kurven auf offenem Gelände liegen dem Silberpfeil. Hier werden der lange Radstand und die geringe Anstellung des Autos zur Trumpfkarte. Weil der größere Unterboden mehr Abtrieb generiert und die moderate Anstellung weniger anfällig bei starkem Seitenwind ist. Die Aerodynamik.Effizienz ist für eine Strecke wie Silverstone maßgeschneidert. Weil das Auto selbst viel Anpressdruck aufbaut, kann Mercedes die Flügel flacherstellen.
Die Passage zwischen Luffield und Stowe geht jetzt weitgehend voll. Damit können die Autos mit starken Motoren ihren Vorteil besser ausspielen. Red Bull hat die Qual der Wahl: Entweder Flügel reduzieren, um nicht zu viel Topspeed zu verlieren oder in den Kurven Zeit herschenken. Max Verstappen lag in den Longruns deutlich vor Teamkollege Daniel Ricciardo. Trotzdem beklagte der Holländer Balanceprobleme: „Das Auto wurde zwischen dem ersten und zweiten Training schlechter. Wenn wir die Probleme in den Griff bekommen, sind wir an Ferrari dran.“ Ricciardo bemängelte Schwierigkeiten in den schnellen Kurven. „Ich hatte zwei große Rutscher in Becketts und Maggotts. Vielleicht lag es am Wind, der dort stark geblasen hat.“
Räikkönen schneller als Vettel
Sebastian Vettel war mit dem ersten Training ebenfalls noch nicht zufrieden. „Mercedes sieht ziemlich stark aus hier. Wir rutschen ziemlich viel herum. Da ist noch Luft nach oben.“ Hoffnung geben Kimi Räikkönens Dauerläufe. Der Finne war auf den Supersoft-Reifen im Schnitt drei Zehntel schneller als Vettel und auf den Soft-Gummis sogar 0,4 Sekunden.
Im Mittelfeld gab es am ersten Trainingstag nur zwei Ausreißer. Fernando Alonso zeigte als Neunter erneut seine Klasse und die Qualitäten seines Autos. Der Spanier tüftelt noch am bestmöglichen Kompromiss für die Abstimmung: „Wenn dir Power fehlt, musst du Flügel rausnehmen. Die Frage ist wie viel, so dass du dir so wenig wie möglich in den Kurven schadest.“
Nico Hülkenberg beflügelte der neue Unterboden auf den 7. Platz. Es war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Im Morgentraining war der Renault-Pilot noch mit dem alten Boden unterwegs und landete nur auf Rang 17. Einsatzleiter Alan Permane erklärte: „Wir können jetzt den Frontflügel steiler stellen, ohne hinten etwas zu verlieren.“ Am Samstag will Renault noch nachlegen. Dann treffen neue Leitbleche für beide Autos aus Enstone an der Strecke ein.
Bei den Rennsimulationen ergibt sich ein anderes Bild. Je nach Reifentyp in unterschiedlicher Reihenfolge. Auf dem Supersoft-Reifen lagen HaasF1, Williams und Toro Rosso Kopf an Kopf an der Spitze der Rangliste. Mehr als eine halbe Sekunde dahinter rangieren Renault, McLaren und Force India in einem zweiten Paket.
Der Soft-Reifen ist der Favorit für das Rennen
Auf den Soft-Reifen bestimmte Force India das Tempo vor Williams, Renault und HaasF1. Alles innerhalb von fünf Zehntelsekunden. Von McLaren-Honda haben wir keinen vernünftigen Longrun registriert. HaasF1 probierte im zweiten Training zum ersten Mal die Bremsscheiben und Beläge von Carbon Industries. „Die Fahrer müssen sich noch daran gewöhnen“, berichtete Teamchef Guenther Steiner.
Force India-Pilot Sergio Perez ist guter Dinge, dass sein Team wie in Österreich am Samstag noch die Kurve kriegt. „Wir wissen ziemlich genau, was wir für Samstag ändern müssen, um das Auto zu verbessern. Rundum war es ein positiver Tag für uns, trotz des starken Windes.“
MerkenDie Dauerläufe haben schon klar die Richtung für das Rennen vorgezeigt. Der beste Reifen für das Rennen ist die Mischung soft. Er war im Dauerlauf über eine vergleichbare Distanz um eine gute Sekunde schneller als der Supersoft. In der Qualifikation ist der Supersoft-Gummi Pflicht. Er ist 6 Zehntel schneller als der Soft und 2,1 Sekunden als der Medium. Deshalb werden die meisten am Sonntag wohl folgende Reifenfolge wählen: Supersoft-Soft-Soft. Wenn es nicht regnet.
Longrun-Analyse GP England 2017