„Wollen es Mercedes schwerer machen“
Nach dem Shakedown mit dem neuen Red Bull RB16B hat sich Max Verstappen zu den sportlichen Aussichten für die kommende Saison, dem Motoren-Deal mit Honda und seinem neuen Teamkollegen Sergio Perez geäußert.
Am Mittwoch (24.2.) war die rennfreie Zeit für Max Verstappen endlich vorbei. Im Rahmen eines Filmtags durfte der Niederländer in Silverstone zunächst ein paar Eingewöhnungsrunden im zwei Jahre alten Red Bull RB15 drehen, bevor endlich der Shakedown mit dem nagelneuen RB16B begann.
Lange brauchte es nicht, bis der 23-Jährige auf Speed kam – keine Spur von Winter-Rost. "Ich habe in der Pause viel Zeit mit Simracing verbracht", verriet der Vorjahresdritte. "Und dann habe ich auch noch etwas richtigen Rennsport betrieben. Ich war mit einem GT3-Auto in Barcelona unterwegs."
Zu den ersten Fahreindrücken mit dem neuen Red-Bull-Renner wollte Verstappen allerdings noch nicht viel sagen: "Das Problem ist, dass wir den Shakedown auf Demo-Reifen abspulen mussten. Die fühlen sich ganz anders an als die richtigen Rennreifen. Deshalb gebe ich nicht viel auf die ersten Eindrücke. Es ging nur darum, ein paar Runden zu drehen. Für mich hat sich eigentlich alles normal angefühlt."
Mehr Infos in Bahrain
Erst bei den Testfahrten in Bahrain werde man mehr wissen, vertröstete Verstappen die Pressevertreter bei seiner ersten virtuellen Medienrunde seit Beginn der Winterpause. Vielleicht müssen die Fans auch noch bis Mitte März warten, bis es erste Bilder vom RB16B auf der Strecke gibt. Vom Shakedown veröffentlichte der Rennstall nämlich keine Fotos.
"Das Auto sieht eigentlich immer noch gleich aus. Die Lackierung ist seit fünf Jahren unverändert", scherzte Verstappen, als er auf die Geheimniskrämerei angesprochen wurde. "Was die Technik angeht, handelt es sich wie bei allen Teams um eine Evolution des Vorjahresmodells. Es ist also kein ganz neues Auto. Für mich geht ist sowieso nur um die Frage, ob es schnell ist. Da kann es von mir aus rosa oder lila sein oder eine bekloppte Form haben. Wenn es schnell ist, macht mir das nichts aus."
Eine wichtige Änderung, die allerdings schon bekannt ist, betrifft den Unterboden. Ein Einschnitt im Heck soll den Abtrieb und die Reifenbelastung künstlich reduzieren. Verstappen fordert seine Ingenieure auf, den Verlust so schnell wie möglich zu kompensieren. Und auch beim Motor sieht der Pilot noch Luft nach oben. "Honda hat im Winter gute Fortschritte erzielt. Aber die Konkurrenz steht ja leider auch nicht still. Wir müssen abwarten, ob unsere Verbesserungen ausreichen, damit wir um Siege kämpfen können."
Statement auf der Strecke
Besonders wichtig ist es für Red Bull, die ersten Rennen der Saison nicht wieder zu verschlafen, wie es in den Vorjahren regelmäßig der Fall war. Der Sieg beim letztjährigen Finale in Abu Dhabi und die begrenzte Entwicklung über den Winter sieht Verstappen keinesfalls als Ruhekissen. Der Youngster erwartet auch in seiner siebten Formel-1-Saison viel Gegenwehr von den Silberpfeilen.
"Mercedes hat letzte Saison die Entwicklung des Autos früh eingestellt. Ab Juli konnte man bei ihnen kaum noch Upgrades erkennen. Wir hatten zu Beginn ein paar Probleme, konnten dann aber kontinuierlich Fortschritte machen. Als Fahrer hoffen natürlich wie immer auf noch mehr Grip und mehr Power. Es sieht vielversprechend aus, aber es bringt nichts, jetzt zu enthusiastisch zu sein und etwas anzukündigen. Wir wollen unser Statement auf der Strecke abgeben."
Beim Kampf um den Titel soll Red Bull dieses Jahr auch Neuzugang Sergio Perez helfen. Der Mexikaner ersetzt den glücklosen Alexander Albon an der Seite von Verstappen. "Ich bin immer schon gut mit ihm ausgekommen. Das Verhältnis ist entspannt. Natürlich kann er uns neue Informationen von seiner Zeit bei anderen Teams und mit anderen Motorenherstellern bringen. Ich hoffe, dass wir gemeinsam für das Team mehr Punkte sammeln und es Mercedes etwas schwerer machen können."
Keine Gedanken an Teamwechsel
Apropos Mercedes. Red Bull-Teamchef Christian Horner überraschte zuletzt mit der Aussage, dass Verstappen für den Fall eines Hamilton-Rücktritts ganz oben auf der Kandidaten-Liste des Silberpfeil-Teams stehen würde. Doch solche Gedanken will der umworbene Pilot jetzt noch nicht an sich ranlassen. "Ich habe keine Ahnung, was Lewis machen wird. Ich konzentriere mich nur auf mich und auf diese Saison, damit wir erfolgreich sind. Wir haben jetzt gerade mal den Shakedown hinter uns. Da denkt man noch nicht über andere Sachen nach."
Und auch Red Bulls Entscheidung, den Honda-Motor künftig in Eigenregie weiter zu betreiben, spiele in den Zukunftsplänen keine Rolle. "Für mich ändert das nichts. Für das Team ist das natürlich aufregend und wichtig, dass die Angelegenheit geklärt ist. Aber ich konzentriere mich aktuell auf andere Dinge. Um die Motorenfrage kümmern sich schlaue Menschen im Hintergrund."
Zum großen Diskussionsthema Sprintrennen wurde der Youngster natürlich auch befragt. Obwohl er als Überholspezialist gilt, ist Verstappen kein Fan der Idee, die in dieser Saison gleich drei Mal ausprobiert werden soll. "Mehr Rennen ist nicht automatisch etwas Gutes", gibt der Pilot zu bedenken. "Ich mag das aktuelle Format mit einem anderthalb Stunden langen Grand Prix. Es kommt vor allem darauf an, dass wir gute Autos haben, mit denen man auf der Strecke kämpfen kann, und dass es mehr Teams gibt, die um den Sieg fahren. Dann braucht man auch keine Sprintrennen. Ich glaube nicht, dass so große Veränderungen im Ablauf eines Rennwochenendes nötig sind."