Ferrari fordert Mercedes heraus
Sebastian Vettel stand mit einem Bein schon auf der Pole. Dann schnappte ihm Valtteri Bottas den besten Startplatz weg. Weil Vettel in seine beide Q3-Runden kleine Fehler eingebaut hat. Trotzdem sieht Vettel Chancen für einen Ferrari-Sieg.
Kürzlich hatte Ferrari.Präsident Sergio Marchionne gesagt: „Wir haben das beste Auto im Feld.“ Das war kein Lob, sondern der Auftrag, die letzten beiden Rennen gefälligst zu gewinnen. Die Chancen auf einen Sieg beim GP Brasilien stehen nicht schlecht. Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen starten von den Plätzen 2 und 3. „Es lief besser als wir es uns erwartet hatten. Unter den Umständen wäre ich natürlich lieber ganz vorne gestanden“, gab Vettel zu. Es war schon eng bei der Generalprobe im dritten Training. Doch normalerweise legen die Mercedes in der Qualifikation noch zu, wenn die Piloten am Dampfrad drehen.
Zwei Fehler von Vettel
Vettel verlor die Pole Position um 38 Tausendstelsekunden gegen Valtteri Bottas. Zunächst sah alles nach einer Vettel-Bestzeit aus. Er hatte im Q2 die Reihenfolge angeführt. „Doch dann sind mir die beiden Q3-Runden nicht optimal gelungen. Im ersten Versuch bin ich in der Kurve vor der Geraden quergestanden. Beim zweiten habe ich die erste Kurve zu früh angebremst. Schade, weil der Grip dagewesen wäre. Ich hatte die Reifen perfekt aufgewärmt.“
In der Aufwärmrunde ließ Vettel absichtlich Daniel Ricciardo überholen. „Wir brauchen auf der langen Geraden einen Windschatten, sonst verlieren wir da auf die Mercedes zu viel Zeit.“ Auch Räikkönen ließ Rundenzeit in den ersten zwei Kurven liegen. „Es ist schwierig, die Reifen so in ihr Fenster zu bringen, dass sie gleich zu Beginn der Runde arbeiten.“
Der zweite WM-Platz ist Gebot./strong>
Die erste Chance, Bottas zu überholen, bietet der Start, der in Interlagos besonders heikel ist, weil er bergauf führt. Allerdings ist der Anlauf bis in die erste Kurve nur 387 Meter lang. Vettel kann riskieren, weil er Räikkönen als Manndecker hinter sich weiß. Der WM-Zweite ist optimistisch, dass er die Mercedes schlagen kann. Lewis Hamilton fällt als Gegner aus, weil er nach seinem Unfall von ganz hinten startet. Bottas hat Vettel in beiden Longruns auf Soft- und Supersoft-Reifen geschlagen. „Wir haben ein gutes Rennauto.“
Der Wetterbericht verspricht für Sonntag blauen Himmel und 28 Grad. „Wenn es heiß wird, schadet das uns nicht“, meint Vettel angesichts der Tatsache, dass die Mercedes normalerweise unter Hitze mehr leiden als die Ferrari. Kommt er an Bottas beim Start nicht vorbei, muss er es auf der Strecke schaffen. „Schwierig, aber nicht unmöglich.“ Oder Ferrari timt seinen Boxenstopp besser.
Nach den Erkenntnissen aus den Rennsimulationen vom Freitag wird der GP Brasilien ein Einstopp-Rennen. Wer den längeren zweiten Stint fahren kann, ist möglicherweise im Vorteil. Weil er dann einen Undercut riskieren kann. Nachdem das große Ziel verfehlt wurde, ist jetzt der zweite WM-Platz oberstes Gebot. Bottas liegt in der Gesamtwertung nur 15 Punkte hinter Vettel. „Wenn wir das nicht schaffen, hätten wir ein zweites Mal verloren.“