Windkanal-Test mit 2021er Auto
Die Verantwortlichen der Formel 1 und der FIA haben erste Bilder und ein Video von den Windkanaltests mit dem neuen Auto für 2021 veröffentlicht. Das besondere Augenmerk der Ingenieure gilt dem Luftstrom hinter dem Auto.
Ein echtes Formel-1-Auto nach dem 2021er Reglement gibt es zwar noch nicht. Nun gibt es aber immerhin ein erstes Modell im 50-Prozent-Format. Mit der Miniaturversion, die nach dem letzten Stand der Planungen angefertigt wurde, haben die verantwortlichen Ingenieure kürzlich die ersten Windtkanaltests absolviert.
In einem Video, das auf der Webseite der Formel 1 sowie beim Weltverband FIA gepostet wurde, ist zu sehen, wie die Techniker mit dem Auto in der Sauber-Anlage im schweizerischen Hinwil erste Daten gesammelt haben. Um möglichst realitätsnahe Ergebnisse zu bekommen, ist das unlackierten Modell dazu auf einem rollenden Untergrund gestellt worden.
CFD-Überprüfung im Windkanal
Den ersten Tests im Windkanal sind bereits zahlreiche Simulationen mit sogenannten CFD-Programmen vorausgegangen. Das große Ziel der Ingenieure lautete, ein Auto zu entwickeln, das nicht mehr so viele schädliche Turbulenzen produziert und dessen Front nicht so sensibel auf verwirbelte Luft reagiert.
Deshalb interessierten die Aerodynamiker auch weniger Werte wie Luftwiderstand oder Abtrieb, die bei einem normalen Entwicklungsprogramm der Teams im Fokus stehen, sondern stattdessen, wie das Auto den Luftstrom nach hinten ablenkt. Mit einer ferngesteuerten Sonde wurden in verschiedenen Höhen und in unterschiedlicher Entfernung zum Heck Werte aufgezeichnet.
„Die Sonde ist mit kleinen Pitot-Rohren ausgestattet. Sie können nicht nur die Druck und die Windgeschwindigkeit messen, sondern auch die Richtung aus der die Strömung kommt“, erklärt Nikolas Tombazis, der bei der FIA für die Technik der Formelserien verantwortlich ist, gegenüber F1.com. „Dadurch können wir überprüfen, ob die Simulationen aus den CFD-Berechnungen korrekt sind.“
Das Auto wurde von den Ingenieuren für die speziellen Tests etwas weiter vorne im Windkanal platziert, als es üblicherweise der Fall ist. Um noch mehr Platz nach hinten zu haben, entschieden sich die Techniker für ein Modell im 50-Prozent-Maßstab und nicht in 60 Prozent, wie es bei den Teams sonst üblich ist.
Keine bösen Überraschungen
Die ersten Ergebnisse stimmen die Aerodynamiker zuversichtlich. Die Korrelation zum Computer-Modell passt. „Die Basis der CFD-Entwicklung war korrekt. Es gab keine großen Überraschungen. Die Stärke der Verwirbelung hinter dem Auto beträgt nur noch fünf bis zehn Prozent, im Vergleich zu den 50 Prozent, die wir mit den aktuellen Autos messen“, freut sich Tombazis.
Auch FIA-Technikchef Pat Symonds zeigte sich zufrieden mit dem Testlauf bei Sauber: „Die Ergebnisse liegen über dem, was wir zum Start dieses Projekts erwartet haben. Mit der aktuellen Konfiguration sind die Resultate wirklich außergewöhnlich gut.“
Bei der Entwicklung bekam die FIA auch Hilfe von den Teams: „Sie haben an einer Reihe von Projekten für uns mitgearbeitet. Alle paar Monate gibt es gemeinsame Meetings. Wir schicken Ihnen unsere Modelle, mit denen sie dann ihre CFD-Programme füttern. Und sie schicken die Ergebnisse dann an uns zurück. Die Resultate werden mit allen Teams geteilt, bis es zu einem Schlusspunkt kommt, wo die Teams alleine innerhalb der definierten Regeln arbeiten müssen.“
Zu diesem Punkt könnte es schon bald kommen. Im Oktober soll das technische Reglement für 2021 stehen, damit alle Beteiligten genügend Zeit zur Vorbereitung haben. Die Arbeit der FIA endet damit aber noch nicht. Das CFD-Modell wird nach Aussage von Symonds noch einmal verfeinert, um noch detailliertere Daten zu bekommen. Außerdem sollen die neuen Regeln ständig nach unbeabsichtigten Schlupflöchern überprüft werden, die von den Teams ausgenutzt werden könnten.