Wo kommt Alex Albon unter?
Red Bull versucht Alex Albon nächstes Jahr zurück in die Formel 1 zu holen. Allerdings ist in den eigenen Teams kein Platz mehr frei. Deshalb wird nun mit Alfa Romeo und Williams verhandelt. Wir haben den aktuellen Stand der Gespräche.
Die Silly Season in der Formel 1 ist in vollem Gange. Das Transferkarussell nimmt so langsam Fahrt auf. Dass George Russell nächste Saison bei Mercedes unterkommt, ist längst kein Geheimnis mehr. Der Brite verriet, dass er schon vor dem Rennwochenende in Spa darüber informiert wurde, wo er 2022 angestellt sein wird. Mercedes wartet offenbar nur noch auf den richtigen Moment der Bekanntgabe. Man will den Neuling erst offiziell willkommen heißen, wenn die Zukunft von Valtteri Bottas geklärt ist.
In Zandvoort war die Zeit noch nicht reif. "Die Dinge entwickeln sich in die richtige Richtung", gab sich Bottas schmallippig. Er sei mit der Situation zufrieden und blicke erwartungsfreudig in die Zukunft. Bei seinem neuen Arbeitgeber hofft der 32-Jährige endlich mal auf einen längerfristigen Vertrag, nachdem er bei Mercedes zuletzt jedes Jahr um sein Cockpit zittern musste.
Das wahrscheinlichste Auffangbecken für Bottas ist Alfa Romeo. Dort würde der Finne seinen Landsmann Kimi Räikkönen ersetzen, der zum Saisonende den Helm an den Nagel hängt. Auch Antonio Giovinazzi soll schon Pläne für seinen Formel-Abgang schmieden. Der Italiener könnte beim Le-Mans-Programm von Ferrari unterkommen. Piloten aus dem Kader der Scuderia – wie Antonio Giovinazzi, Robert Shwartzmann oder Callum Ilott – hätten bei Alfa nur eine Chance, wenn Ferrari noch einmal die Geldschatulle öffnet.
Wer wird Bottas-Teamkollege?
Für den Bottas-Wechsel nach Hinwil spricht auch der gute Draht von Mercedes-Sportchef Toto Wolff zu Alfa-Teamchef Frederik Vasseur. Beide pflegen bekanntlich eine enge Freundschaft. Manch einer dichtete Alfa deshalb neben dem Piloten Bottas auch noch den Wechsel auf Mercedes-Motoren für die kommende Saison an. Doch das wurde in Zandvoort von beiden Seiten energisch dementiert.
"Alfa hat einen Vertrag mit Ferrari. Und wir beliefern schon vier Teams", winkte Wolff ab. Vasseur zeigte sich sichtlich verärgert über die haltlosen Spekulationen: "Bei dem aktuellen Stand der Entwicklung des neuen Autos könnten wir schon technisch gar nicht den Motorenlieferanten wechseln." Nach Informationen von auto motor und sport gibt es einen mehrjährigen Vertrag über eine Technik-Partnerschaft mit der Scuderia.
Wenn Bottas zu Alfa Romeo geht, bliebe noch die Frage nach seinem Teamkollegen. Die Zukunft beim Schweizer Rennstall gehört ganz klar Youngster Theo Pourchaire, der nach dem Rennen in Ungarn beeindruckende Testfahrten abgeliefert haben soll. Die Superlizenz hat das Supertalent bereits in der Tasche. Allerdings setzte sich bei den Verantwortlichen die Meinung durch, dass die Formel 1 für das 18-Jährige Supertalent noch ein Jahr zu früh kommt.
Albon und De Vries suchen Cockpits
Die besten Aussichten auf den zweiten Platz besitzen aktuell Formel-E-Meister Nyck de Vries und Alex Albon. Die thailändischen Mehrheitseigner von Red Bull wollen Albon gerne wieder in der Formel 1 sehen. Bei Red Bull sind aber schon alle Cockpits vergeben. Und auch Alpha Tauri ist schon voll, weil man Pierre Gasly als zuverlässigen Punktelieferanten braucht und Yuki Tsunoda aus Rücksicht gegenüber Honda nicht rausschmeißen kann. Beide Fahrer sollen demnächst bestätigt werden.
Für Albon muss man also einen Platz außerhalb des Red-Bull-Kosmos finden. Laut Teamchef Christian Horner haben mit Alfa Romeo und Williams gleich zwei Teams Interesse signalisiert. Der Brite verschweigt dabei allerdings, dass Red Bull den genannten Kandidaten die Verpflichtung durch eine zusätzliche finanzielle Mitgift schmackhaft machte. "Die nächsten Tage werden entscheidend sein", so Horner. "Ich hoffe nicht, dass Mercedes einem möglichen Wechsel von Alex zu Williams im Weg steht, nur weil er aus dem Red-Bull-Kader kommt."
Doch Wolff will Albon keine Steine in den Weg legen: "Alex hat ein Formel-1-Cockpit verdient. Er ist ein guter Junge und der Hauptdarsteller im aktuellen Fahrerkarussell. Nyck hat seinen Sitz nächste Saison in der Formel E bei uns sicher. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Ich wünsche ihm, dass er in die Formel 1 kommt, aber ich möchte ihn auch nicht aus unserem Formel-E-Programm verlieren."
Eigentlich hatte Williams-Teamchef Jost Capito für das zweite Cockpit neben Nicholas Latifi einen erfahrenen Piloten gesucht. Vor allem der Name Nico Hülkenberg geisterte durchs Fahrerlager. Albon kann gerade einmal 38 Grand-Prix-Teilnahmen vorweisen. Latifi mit einem Rookie wie De Vries zusammenzuspannen würde noch mehr Mut verlangen, vor allem vor dem Start in eine ganz neue Formel-1-Ära. Da könnte der gerade erst gestartete Aufwärtstrend schnell wieder abebben.
Aston Martin vor Vettel-Bestätigung
Bleibt als letzte Baustelle auf dem Transfermarkt noch Aston Martin. Eigentlich schien hier für 2022 schon alles klar zu sein mit Sebastian Vettel. Doch dann tauchten plötzlich glaubwürdige Gerüchte auf, dass Teambesitzer Lawrence Stroll mit einem Angebot an Fernando Alonso herangetreten ist, das der Spanier allerdings ablehnte.
Warum man Vettel vor die Tür setzen will, obwohl er (trotz Ungarn-Disqualifikation) fast doppelt so viele Punkte auf dem Konto hat wie Teamkollege Lance Stroll, erschließt sich einem nicht unbedingt. Aber mangels Alternativen soll die Partnerschaft nun wohl doch fortgesetzt werden. Eigentlich wurde schon in Zandvoort mit der Bestätigung gerechnet. Doch nun scheint es noch ein paar Tage länger zu dauern.
"Wir haben einen Eins-plus-Eins-Vertrag. Darin sind bestimmte Daten festgeschrieben, zu denen wir uns entscheiden müssen. Die Deadline ist aber noch nicht erreicht", erklärte Teamchef Otmar Szafnauer. "Es gibt ein Zeitfenster, in dem wir uns zusammensetzen wollen. Das ist nicht mehr weit entfernt. Wir mögen Sebastian und er mag uns. Jetzt müssen wir darüber reden, wie es nächstes Jahr weitergehen soll."