Kündigungswelle rollt - Thyssen Krupp streicht Jobs

Der starke Einbruch der Automobilindustrie trifft nicht nur die Hersteller. Unzählige Zuliefererfirmen müssen sparen – auf Kosten der Mitarbeiter.
Ob nun Corona- oder eine generelle Krise: die Automobilindustrie ist angeschlagen. Was in den vergangenen Wochen und Monaten auch dem Letzten klar geworden sein dürfte: Mit dem Begriff Automobilindustrie sind nicht nur die großen Fahrzeughersteller, sondern eine ganze Branche gemeint – zu der unzählige Zuliefererfirmen gehören.
Thyssen Krupp
Der Industriekonzern spaltet den Anlagenbau für die Autoindustrie in zwei Unternehmen auf, die eigenständig sind. Dabei baut man 800 Stellen ab, 500 davon in Deutschland. Als Grund nennt Thyssen Krupp den "dramatischen" Auftragseinbruch wegen der Corona-Krise. Im Zuge der Unternehmensaufteilung fallen, so das Essener Unternehmen, auch Stellen im Verwaltungsbereich weg.
Für den Unternehmensteil, der Montageanlagen für die Batterie- und Antriebsfertigung baut, sucht Thyssen Krupp einen Käufer oder eine Lösung "außerhalb des Konzerns". Die Geschäftseinheit Karosseriebau bleibt bestehen.
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Mahle
Beim Autozulieferer Mahle stehen weltweit 7.600 Stellen auf der Kippe. Allein in Deutschland sind 2.000 Jobs des im Stuttgart ansässigen Unternehmens gefährdet. Mahle unterhält 160 Produktionsstandorte in mehr als 30 Ländern. Aktuell verfügt das Unternehmen über mehr als 77.000 Mitarbeiter.
Schaeffler
Zwischen Ende 2018 und Juni 2020 hatte die Schaeffler-Gruppe ihre Belegschaft bereits stark reduziert: Statt knapp 92.500 waren im Sommer nur noch gut 84.000 Mitarbeiter für den Autozulieferer beschäftigt – ein Minus von etwa neun Prozent. Doch Schaeffler muss weitere Kosten sparen, weshalb das Unternehmen mit Hauptsitz im fränkischen Herzogenaurach noch mehr Stellen abbaut: Weitere rund 4.400 Mitarbeiter sollen die Firma bis Ende 2022 verlassen.
Mann + Hummel
Der Automobilzulieferer Mann + Hummel hat am 30.7.2020 angekündigt, dass das Werk Ludwigsburg keine neuen Produktionsaufträge annehmen wird. Von dem Entschluss sind insgesamt aktuell rund 400 Arbeitsplätze im Werk betroffen. Die bestehenden Fertigungen sollen auslaufen oder verlagert werden. Der konkrete Zeitplan zur Schließung wird in Kooperation mit Kunden und Arbeitnehmervertretern festgelegt. Für die Belegschaft sollen sozialverträgliche Lösungen gefunden werden. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 22.000 Mitarbeiter.
Continental
Die Reifenproduktion in Aachen soll für immer schließen. 1.800 Mitarbeiter von Continental könnten somit bis Ende 2021 vor der Arbeitslosigkeit stehen. Neben dem Reifengeschäft hängt Continental zusätzlich mit Autozulieferteilen direkt von der Automobilproduktion ab. Vor allem die Abteilungen für Bremssysteme, Elektronik und Sensorik sind von den Umsatzeinbußen betroffen. Bereits im vergangenen Jahr kündigte das Unternehmen an, die Produktion von Steuerungsinstrumenten für Pkw im hessischen Werk Babenhausen bis 2025 einzustellen.
Ein weiterer Standort, von dem sich Continental trennen möchte, liegt in Mühlhausen in Thüringen. Dort ist die Schließung bis Ende 2022 geplant. Zwei Jahre später sollen im bayerischen Roding die Lichter ausgehen. Weltweit sind somit 30.000 der über 230.000 Arbeitsplätze vom Aus betroffen. 13.000 davon befinden sich noch in Deutschland.
MS Powertec
Eine von zwei Produktionslinien sollen beim Automobilzulieferer MS Powertec in der Zittaner Weinau abgebaut beziehungsweise verlagert werden. Wie viele der aktuell 60 betroffenen Mitarbeiter angestellt bleiben können, steht noch nicht fest.
Vitesco
Im Main-Taunus-Kreis, genauer gesagt in Schwalbach hat Vitesco seinen Sitz. Die Continental-Tochter und Arbeitgeber von weltweit 42.000 Beschäftigten wollte die Belegschaft bis zum Jahr 2024 um ein Drittel reduzieren, was 178 Arbeitsplätzen entspräche. Nun soll doch alles viel schneller gehen, wie die Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat mitteilten.
IMS Gear
Rund 2.000 Arbeitsplätze bietet der Zahnrad- und Getriebespezialist IMS Gear mit Sitz in Donaueschingen deutschlandweit. Im Mai kommunizierte das Management über 350 anstehende Stellenstreichungen. Im Rahmen eines Sozialplans soll es nun "nur" noch 144 betriebsbedingte Kündigungen geben. "56 weitere Beschäftigte unterzeichneten freiwillige Aufhebungsverträge in Kombination mit einer Abfindung. Weitere 100 Arbeitsplätze baut das Unternehmen durch Vorruhestandsregelungen, normale Fluktuation, Auslaufen befristeter Verträge und das Abschmelzen von Leiharbeit ab", heißt es in der badischen Zeitung.
WAFA
200 Arbeitsplätze sind beim Automobilzulieferer WAFA im Standort Augsburg gefährdet. Bereits Ende 2019 wurde ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Jetzt steht das auf Galvanik, Lackierung und Spritzguss spezialisierte Unternehmen mit Sitz in Haunstetten bei Augsburg vor dem Aus.
JD Norman
Der insolvente Zulieferer JD Norman im Industriegebiet Kindel bei Eisenach muss schließen. Bis Ende September 2020 wird noch produziert, dann bekommen 450 Mitarbeiter in Kindel und 150 weitere im hessischen Werk Witzenhausen die Kündigung.
ZF Friedrichshafen
Beim ZF heißt es in einem offiziellen Schreiben: "Wir werden unseren Kurs strikt beibehalten, weiter die Ausgaben begrenzen, die Personalkapazitäten an das Umsatzniveau anpassen und sehr gezielt investieren." Bis 2022 sollen keine betriebsbedingte Kündigungen und keine Standorte in Deutschland geschlossen werden. Jedoch baute der Zulieferer seit Mitte 2019 weltweit 5.300 Stellen ab – davon allein 3.800 seit Jahresbeginn.
Bosch
Insgesamt 1.850 von 4.700 Arbeitsplätze wird Bosch allein am Standort Schwäbisch Gmünd bis 2026 streichen. Allerdings soll dieser Stellenabbau nicht mit Entlassungen, sondern mithilfe von Altersteilzeit, Vorruhestands- und Aufhebungsverträgen gelingen.
Marquardt
Rund 200 Stellen muss der Mechatronik-Spezialist mit Stammsitz in Rietheim-Weilheim an deutschen Standorten abbauen. Noch vor zwei Jahren beschäftigte der Automobilzulieferer weltweit 11.200 Mitarbeiter. Heute sind es noch rund 10.000.